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Sommerglück

Sommerglück

Titel: Sommerglück
Autoren: Luanne Rice
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zu. Es ging im Moment weniger um die Frage, ob sich Eliza in Gefahr befand, sondern vielmehr darum, Annie das Gefühl zu geben, etwas tun zu können, statt vor Sorge zu vergehen. »Ich rufe Danny an«, sagte sie.
    »Sieht ganz so aus, als ob du dir das sparen könntest«, erklärte Tara, die den Vorhang beiseitegeschoben hatte und zur Auffahrt hinübersah. »Da kommt er gerade.«
    »Mr.Connolly? Warum ist er hier?«, fragte Annie.
    »Komm Annie. Deine Mutter muss mit ihm reden; lassen wir die beiden allein.«
    »Aber ich muss ihm das mit Eliza erzählen!«
    »Das macht deine Mutter. Ja, Bay?« Tara zog an Annies Hand.
    »Ja. Das verspreche ich.«
    Bay sah ihnen nach, als sie die Küche verließen, wobei Annie nur zögernd hinter Tara den Flur entlangging. Bays Hände waren klamm, und ihr klopfte das Herz bis zum Halse, während sie neben der Tür stand und wartete, dass er klopfte. Sie hörte seine Schritte auf den Stufen, dann eine lange Pause, als nähme er seinen ganzen Mut zusammen. Bay stand reglos da, hielt den Türknauf in der Hand, war sich der Tatsache bewusst, dass er das Gleiche von der Außenseite tat.
    In dem Moment, als er klopfte, riss sie auch schon die Tür auf.
    »Bay –«
    »Warum bist du gekommen? Haben wir in deinem Büro nicht alles gesagt?«
    »Nein.« Er stand mit geröteten Wangen und flammenden Augen draußen in der Kälte. Sie konnte an seinem Gesicht ablesen, was in diesem Moment in ihm vorging: Er war angespannt, es tat ihm leid, er hätte gerne alles ungeschehen gemacht und die Dinge zwischen ihnen wieder ins Lot gebracht – obwohl das nicht seine Aufgabe war.
    »Es geht um Sean und mich«, flüsterte sie, und das war wirklich alles, was sie zu sagen hatte.
    »Es tut mir leid. Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr –«
    »Das spielt keine Rolle. Dich trifft keine Schuld.«
    »Aber du bist mir wichtig.« Seine Stimme wurde lauter. Er streckte den Arm aus, um ihre Hand zu ergreifen, aber sie entzog sich ihm. Es versetzte ihr einen Stich, als sich ihre Finger für den Bruchteil von Sekunden berührten.
    »Ich habe dich mein ganzes Leben lang geliebt«, sagte sie. »Das ist mir erst bei unserem Wiedersehen zu Beginn des Sommers klar geworden … ich glaubte dich zu kennen, aber die Warte, aus der ich dich sah, war wohl durch die Erinnerung verklärt. Die Erinnerung an jemanden, der mir Interesse entgegenbrachte, der sich Zeit für mich nahm, der fürsorglich war, als ich mich verletzt hatte. Aber das war ein anderer Mensch.«
    »All diese Dinge treffen auch heute noch zu. Das musst du mir glauben, Bay.«
    Sie sah in seine dunkelblauen Augen, die sie unverwandt betrachteten, herausfordernd und mit einer Spur Galgenhumor.
    »Weil ich eine Närrin bin«, sagte sie. »Ich sehe nur das, was ich sehen will – wie bei Sean. Ich war entsetzt, als du sagtest, worauf du dich um ein Haar eingelassen hättest.«
    Er nickte, die Hände in den Hosentaschen vergraben. Ein kalter Novemberwind blies vom Sund her über die Marsch.
    »Ich weiß.«
    »Ich wünschte, du hättest es mir früher gesagt. Gleich in der ersten Woche, als ich in deinem Büro aufgetaucht bin. Ich begreife nicht, dass du es mir verschwiegen hast.«
    »Du hältst offenbar nichts davon, einem Freund zu verzeihen, oder?«
    Damit nahm er ihr den Wind aus den Segeln.
    »Doch«, erwiderte sie beherrscht, gebannt von seinem Blick. Sie dachte an die Menschen, die sich vor einer Aussprache gedrückt hatten, vor dem Versuch, gemeinsam eine Lösung zu finden, und sie erkannte an der Aufrichtigkeit in seiner Stimme und in seinen Augen, dass es ihm ernst war, aber sie wusste nicht, wie es weitergehen sollte. Dieser Mann war bereit, alles in die Waagschale zu legen. Und deshalb verdiente er nichts weniger als das. Aber sie fühlte sich leer, ausgebrannt.
    Das Leben mit Sean hatte sie nichts darüber gelehrt, wie man gemeinsam an Beziehungsproblemen arbeitete; er hatte ihre Kraft im Lauf der Jahre verschlissen. Sie fühlte sich hundeelend, wenn sie daran dachte. Sie konnte nur noch eines tun, nämlich Annie, Billy und Pegeen das Leben einigermaßen erträglich machen. Für Dan blieb nichts übrig. Nicht jetzt. Und auch nicht in absehbarer Zeit, falls überhaupt.
    »Ich habe Agent Holmes alles gesagt, was ich dir erzählt habe«, sagte er.
    »Wirklich?«
    »Ja. Keine Ahnung, ob es ihm hilft oder nicht. Ich habe mir eingeredet, dass ich Eliza aus dem ganzen Durcheinander heraushalten wollte.«
    »Eliza!«, rief Bay, sich erinnernd.
    »Ja …
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