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Sommerglück

Sommerglück

Titel: Sommerglück
Autoren: Luanne Rice
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zurückkehrte, hatte sich ihre Miene verändert: Ihre Gesichtszüge wirkten hart, kantig, angespannt. Joe Holmes begleitete sie. Detective Keller sah hoch, ihr Blick wurde wachsam, als sie den FBI -Agenten und Riveras veränderte Haltung bemerkte. Das Knistern des Polizeifunks war im Gang zu hören.
    »Ich wurde benachrichtigt«, sagte Joe.
    »Wäre es möglich, dass Eliza jemandem die Tür geöffnet hat?«, fragte Rivera.
    »Ich hoffe nicht; nein, sicher nicht. Es sei denn, es wären Bekannte gewesen. Warum?«
    »Wurden bei Ihnen in letzter Zeit Reparaturen durchgeführt, zum Beispiel Installationsarbeiten? War die Heizung defekt?«
    »Nein.« Dan stand auf, spürte, dass sich die Atmosphäre verändert hatte. Bay hörte, wie die Polizisten im Gang die Spurensicherung anforderten. »Worum geht es überhaupt?«
    »Die Polizisten haben draußen im Gebüsch Isolierband gefunden. Wissen Sie, wie es dahin gekommen sein könnte?«
    »Nein, keine Ahnung.«
    »Haben Sie so etwas im Haus?«, fragte Joe.
    »In meiner Werkstatt in New London, aber nicht hier.«
    »Wie war das genau, als Sie das Haus betraten?«, fragte Detective Rivera brüsk. »Ist Ihnen etwas aufgefallen, was anders war als sonst?«
    »Die Tür war unverschlossen. Das Telefon war nicht aufgelegt. Eliza hatte sich etwas zu essen gemacht, aber kaum einen Bissen angerührt.«
    »Und der Becher«, erinnerte Bay ihn.
    »Ach ja – ihr Silberbecher ist verschwunden.«
    »Was für ein Silberbecher?«
    »Er ist beinahe unbezahlbar, von Paul Revere höchstpersönlich gefertigt; er spielt eine Rolle in einer Legende aus dem Unabhängigkeitskrieg, von ähnlicher Bedeutung wie die ›Charter Oak‹, das Symbol des Widerstands gegen die Krone. Eigentlich gehört er in ein Museum, aber ihre Mutter hat ihn ihr geschenkt, und Eliza würde ihn nie hergeben.«
    »Und der Becher war noch da, als Sie heute Morgen zur Arbeit fuhren?«
    Dan zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Ich nehme an. Er weckte bei Eliza und mir schmerzliche Erinnerungen an Charlie – ihre Mutter –, so dass wir ihn immer im Schrank ließen. Ich habe ihn das letzte Mal kurz vor Charlies Tod gesehen und seither keinen Blick mehr darauf geworfen – auch Eliza nicht, soweit ich weiß.«
    »Beschreiben Sie bitte den Becher«, forderte Detective Rivera ihn auf und schrieb mit.
    »Denken Sie, er wurde gestohlen?«, fragte Dan zunehmend erregt. »Könnte es das sein?«
    »Wir sind nicht sicher«, erwiderte Rivera. »Aber das Isolierband deutet eher darauf hin, dass Ihre Tochter entführt wurde.«
     
    Tara hielt mit den Kindern die Stellung, während Bay bei Dan Connolly blieb, damit er nicht den Verstand verlor. Tara konnte sich nur entfernt vorstellen, was in ihm vorging. Sie hatte sich ein Leben lang ausgemalt – und wenn man die vierzig überschritten hatte, schien das ewig zu sein –, wie es wohl sein mochte, eigene Kinder zu haben. Dank der Beziehung zu Bay und deren Kindern bekam sie ja einen Vorgeschmack, als Mutter- oder Tantenersatz.
    Tara hatte Annie, Billy und Pegeen (natürlich insgeheim am meisten ihr Patenkind Annie) von Geburt an ins Herz geschlossen. Sie hatte Bay geholfen, wenn sie unter Koliken, Windpocken, Ausschlag vom Efeu und Quallenbissen litten. Sie hatte viele Nächte als ihr Babysitter durchwacht und sie in den Schlaf gewiegt, wenn sie Albträume hatten.
    Doch am Ende des Tages – oder Abends – musste sie nach Hause zurück. Küsste die Kinder zum Abschied, schloss die Tür hinter sich und kehrte heim in ihr eigenes kleines Paradies, mit seiner Einsamkeit, den ausgiebigen Pediküren und einer geheimen Leidenschaft für die zigfache Wiederholung der Serie
Bezaubernde Jeannie
.
    Aber das verhinderte nicht, dass es ihr vor Mitgefühl für Danny schier das Herz zerriss. Sie liebte Bays Kinder über alle Maßen, als wären es ihre eigenen. Sie konnte sich nicht einmal ansatzweise vorstellen, was er durchmachte, und deshalb war sie froh, dass Bay bei ihm war.
    Sie sehnte sich nach Joe. Doch da Eliza verschwunden war und die Stunden ohne eine Nachricht vergingen, wusste sie, dass er sich genau dort befand, wo er am dringendsten gebraucht wurde: in Dan Connollys Haus in Mystic.
    Sie war heilfroh, dass sie ihn benachrichtigt hatte.

[home]
    31
    E s musste kurz vor Mitternacht sein.
    Obwohl es hinten im Van weder ein Fenster noch eine Uhr gab und sie selbst keine Armbanduhr getragen hatte, merkte Eliza, wie die Zeit verging; sie spürte, dass es spät war und der Wagen nicht mehr
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