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Sommerglück

Sommerglück

Titel: Sommerglück
Autoren: Luanne Rice
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schwiegen, warteten. Bay sah, wie Dan fieberhaft überlegte, wie er seine Tochter schützen konnte, ohne Dinge preiszugeben, die privat waren und niemanden etwas angingen. Bay sah Mitgefühl in den Augen der beiden Frauen.
    »Wir wissen, dass es schwer ist, Mr.Connolly«, sagte Detective Keller. »Aber Sie müssen uns alles sagen, was zur Klärung beiträgt.«
    »Sag es ihnen, Danny«, sagte Bay ermutigend, als er sich fragend zu ihr umwandte und sie ansah. »Damit Eliza gefunden wird.«
    »Sie war in einer Klinik. In Banquo, Massachusetts. Das ist eine psychiatrische Klinik …«
    »Ich weiß, sie hat einen sehr guten Ruf«, erwiderte Detective Rivera freundlich.
    »Sie musste den Unfall ihrer Mutter mit ansehen. Sie erlitt einen Schock, war traumatisiert. Bei ihr wurden eine P. T. S. D. und eine D. I. D. diagnostiziert.«
    »Eine Dissoziative Identitätsstörung«, erklärte Detective Keller. »Hat sie multiple Persönlichkeiten?«
    »Nein. Aber eine gestörte Beziehung zur Umwelt: Sie schottet sich ab, zieht sich in ihr Schneckenhaus zurück … und sie hat eine auffallend lebhafte Fantasie. Einmal –« Er hielt inne und blickte zuerst die Treppe, dann Bay an. »Im Oktober hat sie angeblich Stimmen draußen vor ihrem Fenster gehört, von – ›Monstern‹. Die sie aufforderten, mitzukommen, weil ihre Mutter sie brauchen würde. Ich bin der Sache auf den Grund gegangen –«
    »Und?«
    Danny schüttelte den Kopf. »Nichts. Ein paar Kratzer auf dem Fliegengitter vor dem Fenster – aber die stammten von Zweigen.«
    »Wo ist das Fenster?«, fragte Detective Rivera.
    »In ihrem Schlafzimmer. Im ersten Stock, auf der linken Seite. Das Fenster unmittelbar neben ihrem Bett.«
    Detective Rivera forderte einen uniformierten Streifenpolizisten mit einer Handbewegung auf, nach oben zu gehen und das Fenster in Augenschein zu nehmen.
    »Ist sie vorher schon einmal durchgebrannt?«
    Dan schüttelte den Kopf. »Ganz im Gegenteil. Sie ist eine Stubenhockerin. Sie will ins Kloster gehen, sagt sie. Zu Hause fühlt sie sich am wohlsten, besucht niemanden, außer Annie, in Hubbard’s Point.«
    »Könnte es sein, dass sie sich auf dem Weg zu ihr befindet?«
    »Nein. Das hätte sie mir gesagt.«
    »Kinder haben Geheimnisse vor ihren Eltern«, meinte Detective Rivera. »Das ist nicht persönlich gemeint, sondern eine Tatsache. Könnte sie sich heimlich mit jemandem treffen, mit dem Sie ihr den Umgang verboten haben? Oder sind Drogen im Spiel?«
    »Weder noch. Eliza ist … sehr eigenwillig. Und zart besaitet; sie geht nach der Schule nicht mehr aus dem Haus. Es ist sogar ein ständiger Kampf, sie überhaupt in die Schule zu bekommen. Deshalb bin ich so dankbar für die Freundschaft mit Annie«, fügte er mit einem Blick auf Bay hinzu.
    »Also keine Drogen?«, hakte Detective Keller nach.
    »Nein.«
    »Ich muss Sie das fragen«, sagte Rivera, »auch wenn es schmerzlich ist, aber – hat Eliza jemals das Thema Selbstmord erwähnt oder versucht, sich umzubringen?«
    Dan verschränkte die Hände und starrte sie lange an. Bay stellte sich die Narben an Elizas Handgelenken vor, die sie gesehen hatte, und ahnte, dass es noch etliche gab, die dem Blick verborgen waren.
    »Ja.« Dans Stimme klang gepresst. »Seit dem Tod ihrer Mutter hat sie öfter davon geredet.«
    »Es wäre also möglich, dass ihr der Gedanke auch jetzt gekommen ist«, sagte Detective Rivera sanft, aber mit Nachdruck.
    »Ich weiß es nicht. Ich … Möglich wäre es.«
    Detective Rivera nickte, stand auf und trat in den Gang hinaus, wo Bay sie mit den beiden Polizisten reden hörte. Detective Keller beugte sich vor. »Hat sie erwähnt, wie?«
    Dan schüttete den Kopf. »Sie schneidet sich«, erwiderte er leise.
    »Oh … das tut mir leid.«
    »Ich habe ihr gesagt, wenn sie nicht damit aufhört, muss sie wieder in die Klinik zurück.« Seine Augen füllten sich mit Tränen. »Sie ist bildhübsch, ein ganz besonderer Mensch mit Schönheit und Charakter, aber sie hat das Bedürfnis, sich zu verstümmeln. Sie findet sich hässlich … sagt, dass sie den Schmerz herauslassen muss, der sie seit dem Tod ihrer Mutter quält.«
    »Wir werden sie finden«, versprach Detective Keller.
    Aber ihre Worte stießen auf taube Ohren. Bay spürte, während Dan mit den Tränen kämpfte, dass er seine Tochter bereits verloren glaubte, so oder so, dass der Kummer sie in einen Abgrund gestürzt hatte, der für ihn unerreichbar war. Bay ergriff seine Hand.
    Als Detective Rivera
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