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Sommerglück

Sommerglück

Titel: Sommerglück
Autoren: Luanne Rice
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erklären –«
    Joe schüttelte ungeduldig den Kopf, seine Augen funkelten.
    »Der Becher steht zwar mit ihrem Verschwinden in Verbindung. Aber nur rein zufällig.«
    »Und wie hängst beides zusammen?«
    »Wir hatten seit dem Pumpkin Ball einen dringenden Verdacht.« Er starrte Bay an. »Tara gab mir den entscheidenden Hinweis. Wir sahen uns im Haus der Bolands die Trophäen an, und sie meinte, dass Sean und er möglicherweise auch im sportlichen Bereich Konkurrenten gewesen waren.«
    »Aber sie wuchsen doch weit voneinander entfernt auf«, gab Bay zu bedenken. »Mark wohnte hier an der Küste, Sean kam nur während der Sommermonate her. Er stammt aus New Britain. Die Schulen, die sie besuchten, gehörten zu verschiedenen Wettkampfklassen, traten nie gegeneinander an.«
    »Außer bei Staatsmeisterschaften.«
    »Wo es am meisten zählt«, sagte Dan.
    »Basketball, letztes Studienjahr«, sagte Joe. »Beide Mannschaften schafften den Sprung ins Finale, in den Gampel Pavilion an der UC onn. Mark Boland und Sean McCabe, ein Kopf-an-Kopf-Rennen auf dem Spielfeld. Wir haben uns die alten Zeitungsausschnitte vorgeknöpft.«
    »Ist Mark der unbekannte Komplize in der Bank? Hat Sean ihn dazu gebracht, mitzumachen?«, stöhnte Bay.
    Joe schüttelte den Kopf. »Es war genau andersherum. Boland hatte seit Jahren Geld bei Anchor Trust unterschlagen und war nie erwischt worden. Nicht der kleinste Fetzen Papier, der ihn verriet. Keine einzige Beschwerde wegen irgendeiner Ungereimtheit, nicht der geringste Verdacht. Er verstand es meisterhaft, seine Spuren zu verwischen – die Buchprüfer sind gerade dabei, die eine oder andere auszugraben. Als er zur Shoreline überwechselte, wurde das Ganze eine Art Wettkampf.«
    »Mit Sean?«, fragte Bay fassungslos.
    Joe nickte. »Ein Wettkampf im großen Stil. Wie das Finale bei den Staatsmeisterschaften.«
    Bay dachte an all die Jahre, in denen sie erlebt hatte, wie Sean Basketball, Football und Baseball spielte, wie er bis aufs Messer kämpfte, um zu gewinnen. Warum hatte er ihr nicht erzählt, dass Mark seit jeher sein Erzrivale war? Vermutlich, weil seine Wut über dessen Beförderung zu groß gewesen war.
    »Es ging offenbar darum, wer es schaffte, das meiste Geld abzusahnen«, meinte Danny.
    »Wer die meisten Kunden über den Tisch ziehen konnte«, fügte Joe hinzu. »Und der Sieger erhielt jedes Mal einen Preis.«
    »Die Silberbecher«, sagte Bay.
    »Ja, aber das war längst nicht alles.« Joe holte Elizas kleine blaue Teetassen aus dem Geschirrschrank.
    »Ich verstehe nicht.« Danny runzelte die Stirn.
    »Die Konten«, sagte Joe. »Das Geld, das sie unterschlugen. Es gab nur einen Zeugen, der imstande gewesen wäre, die Sache auffliegen zu lassen. Ed.«
    »Ed?« Bay erinnerte sich an die Notiz auf Seans Packpapierumschlag, seine Kritzeleien, an den Van …
    »Ich war die ganze Zeit davon ausgegangen, ›Ed‹ sei ein Mann«, sagte Joe. »Ein Mitarbeiter der Bank, oder vielleicht ein Kunde. Ich wäre nie auf die Idee gekommen –«
    »Eliza«, keuchte Bay, als ihr Blick auf die Teetassen und die Teekanne mit dem zarten Monogramm fiel: ED . »Eliza Day!«
     
    Wer hätte auch damit gerechnet, dass der Wert einer einzigen Trophäe den der meisten anderen erbeuteten Objekte überstieg? Der Eliza Day Trust war mit einem beachtlichen Preis verbunden gewesen: einem antiken Silberbecher, von Paul Revere gefertigt. Als Sean damit begann, den Trust zum Parken und Verschieben von Geldern zu benutzen, hatte er den Becher aus dem Haus der Connollys mitgehen lassen. Eine Dummheit sondergleichen, dachte Alise Boland nun, als sie auf das Einsetzen der Flut warteten.
    Wer weiß, wie er sich Zutritt zu dem Haus verschafft hatte – aber das war typisch Sean. Vielleicht hatte er Charlotte verführt, oder sie in dem Glauben gelassen, die Initiative sei von ihr ausgegangen. Charlotte Connolly hatte vielleicht nichts von den ungewöhnlichen Transaktionen im Familientrust bemerkt, aber ihr war mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit aufgefallen, dass Sean McCabe den Silberbecher ihrer Tochter entwendet hatte.
    Seltsam, ein Meisterwerk von einem Mann zu besitzen, dessen Name so eng mit der Freiheit einer ganzen Nation verbunden war. Das war der Grund gewesen, wie die ganze Sache überhaupt ins Rollen gekommen war: Geld war eine Möglichkeit, sich aus dem Joch der Sklavenarbeit zu befreien, sich über das Heer der Arbeitsbienen zu erheben. Geld, das manche der Bestohlenen nicht einmal vermissen
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