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Sommerglück

Sommerglück

Titel: Sommerglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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eine persönliche Entscheidung, genau das, was ihr Großvater ebenfalls getan hätte. Auch er hätte an der Beisetzung eines Straftäters in seinem Distrikt teilgenommen, um die Hinterbliebenen zu unterstützen.
    Tara erwiderte das Nicken und beugte den Kopf. Ein Schluchzen stieg in ihrer Brust auf, als sie an ihren Großvater dachte und ihr bewusst wurde, dass die Familie Sean niemals wiedersehen würde.
    Zum Schluss sprach der Priester die übliche Einladung aus, sich zum Leichenschmaus im Haus der Familie einzufinden, aber nur wenige Trauergäste tauchten auf. Bay stand an der Tür, begrüßte Freunde, versuchte die Kinder zu beschwichtigen, die nicht begreifen konnten, warum niemand kam.
    »Liegt es daran, dass heute so ein herrlicher Strandtag ist?«, fragte Peggy. »Dass die Leute lieber schwimmen gehen?«
    »Oder schneiden sie uns, wegen der Geschichte mit der Bank und weil Dad in den Zeitungen war?«, sagte Billy hitzig.
    Beide blickten Bay an, in der Hoffnung, dass sie Billys Behauptung widerlegte. Sie wusste, dass er den Nagel auf den Kopf getroffen hatte, aber sie würde sich hüten, etwas dazu zu sagen. »Daddys Freunde mögen ihn, halten zu ihm«, sagte sie. »Und wir auch. Wir sind hier, oder nicht?«
    »Ich gehöre auch zu seinen Freunden.« Tara nickte. »Und ich mochte ihn sehr.«
    »Aber es sind nicht viele Leute gekommen«, erwiderte Peggy zweifelnd. »Nicht so viele wie bei Grannys Beerdigung.«
    »Granny war sehr alt«, antwortete Bay unerschütterlich. Ihre Mutter war mit einundachtzig gestorben. Sie wünschte, ihre Kinder hätten sich ebenfalls an sie erinnern können. »Sie hatte ein langes Leben, und alle kannten sie …«
    »Daddy kannten auch alle«, entgegnete Peggy. »Er hat für sie gearbeitet, in der Bank.«
    »Ja. Es ist ÄTZEND , dass sie schlecht von ihm denken, wo er doch für sie gearbeitet hat«, ließ sich Billy vernehmen. »Weil es auch gute Dinge über ihn zu sagen gibt. Viel mehr gute als schlechte. Stimmt’s?«
    »Stimmt«, sagte Bay.
    »Stimmt«, bestätigte Tara.
    »Dad ist, war, und wird immer ein ganz besonderer Mensch SEIN , und das sollten alle WISSEN .«
    »Vielleicht wäre es gut, einen Happen zu essen.« Tara deutete auf den Tisch. Sie hatten verschiedene Salate und kleine Sandwichs von Foley’s kommen lassen. »Um bei Kräften zu bleiben.«
    »Ich habe keinen Hunger«, verkündete Peg.
    »Ich auch nicht. Diese Blödmänner, die den echten Sean McCabe nicht kennen, haben mir den APPETIT verdorben«, sagte Billy.
    »Ein irischer Heißsporn, wie er im Buche steht«, sagte Bay zu Tara, als Billy davonstürmte. »Immer kampflustig, selbst wenn es nichts zu kämpfen gibt.«
    »Als Ire gibt es
immer
etwas, wofür oder wogegen du kämpfst.« Bays Herz war schwer, weil Billy wegen des Unrechts litt, das seinem Vater widerfuhr. Sean war immer ehrgeizig gewesen, und nun dachten die Leute schlecht von ihm, wie Billy richtig erkannt hatte. Dabei hatte er sich im Grunde nur eines gewünscht: beliebt zu sein.
    Mark und Alise Boland betraten das Haus, kamen direkt auf sie zu.
    Wie gefasst sie auch erscheinen mochte, Bay kämpfte mit den Tränen, als Alise sie umarmte.
    »Du bist so stark.« Alise tätschelte ihr den Rücken. »Dich in der Kirche zu sehen, dich und die Kinder … Schön, wie deine Tochter das Gedicht aufgesagt hat.«
    »Herzliches Beileid, Bay«, sagte Mark.
    »Danke.«
    »Wir können es immer noch nicht glauben«, meinte Alise. »Nichts von alledem …«
    »Ich weiß.« Bays Stimme brach. Wie konnte sie mit dem Vorstand der Bank über den Tod ihres Mannes sprechen? Sie waren ein attraktives Paar, Mark groß und sportlich, Alise klein und elegant. Als Inhaberin eines Dekorationsgeschäftes besaß sie ein untrügliches Stilempfinden. Bay und Sean hatten die beiden selten gesehen. Da sie keine Kinder hatten, entfielen die üblichen Kontakte beim Fußball und Baseball, aber Alise war ihr immer freundlich und aufgeweckt erschienen – Bay hatte oft gedacht, dass es schön wäre, sie näher kennenzulernen.
    Nun fühlte sie sich durch ihre Anwesenheit wegen Seans Verfehlungen beschämt, obwohl sie heute nur eines wollte: seinen Verlust betrauern.
    »Wenn es irgendetwas gibt, was wir tun können«, sagte Mark sanft.
    »Egal, was.« Alises Miene war besorgt und betrübt, ein Zeichen für Bay, dass sie es ehrlich meinte.
    Bay nickte, dann gingen die beiden. Tara war in der Nähe, hatte die Szene vom anderen Ende der Küche aus beobachtet. Sie kochte gerade eine Kanne

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