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Sommerglück

Sommerglück

Titel: Sommerglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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wie in jeder anderen Sonntagsmesse. Billy war der Erste, der zu weinen begann und sichtbare Anzeichen von Trauer zeigte.
    Als wäre es ansteckend, brach nun auch Pegeen in Tränen aus. Sie versuchte, ihr Schluchzen zu unterdrücken, aber es gelang ihr nicht. Annie legte den Arm um sie, selbst in Tränen aufgelöst.
    »Ich will meinen Daddy wiederhaben!«, weinte Peg.
    Tara konzentrierte ihre ganze Energie auf Bay.
Halte durch,
lautete ihre stumme Botschaft.
Du schaffst es. Du bist stark. Die Kinder brauchen dich, mehr als je zuvor.
Taras Augen bohrten sich in den Hinterkopf der Freundin, schickten ihr alle Kraft, die sie aufzubieten vermochte.
    Der Priester las die Messe, betete die übliche Litanei herunter: »Sean McCabe, geliebter Ehemann von Bairbre …«, er verhaspelte sich bei Bays Namen, dem gälischen Wort für Barbara, »geliebter Vater von Anne, William und Pegeen, der zu früh von uns gegangen ist … die Geheimnisse des menschlichen Geistes … die unbekannten Regungen des Herzens …«
    »Wovon redet er?«, fragte Billy laut.
    »Von Dad«, erwiderte Peg.
    »Aber er
sagt
ja überhaupt nichts über ihn«, schluchzte Billy. »Ich weiß nicht einmal, was er
meint.«
    Dann war Annie an der Reihe, die zum Chorpult ging, um das Lieblingsgedicht ihres Vaters vorzutragen. Tara hielt den Atem an, als Annie sich den Weg durch die Bankreihe bahnte, an ihrer Mutter vorbei, und den Mittelgang entlang zum vorderen Teil der Kirche schritt. Sie trug einen marineblauen Rock und ein blassrosa T-Shirt, ihr loses Perlenhalsband und die kleinen Vergissmeinnicht-Ohrringe, die sie von ihrem Vater geschenkt bekommen hatte, als sie sich Ohrlöcher stechen ließ. Ihre Haltung war gebeugt, die Schulterblätter nach vorne gezogen, als besäße sie unsichtbare Schwingen, die sie von hinten beschirmten. Trotzdem, oder gerade deswegen, waren ihre Bewegungen voller Anmut.
    Annie räusperte sich. Sie hatte das Gedicht, Frosts »Innehaltend inmitten von Wäldern an einem Schnee-Abend«, auswendig gelernt. Ohne Spickzettel, auf den sie notfalls zurückgreifen konnte, trug sie die eindringlichen Worte des zeitlosen Dichters vor.
    Annie wandte ihre Augen kein einziges Mal von ihrem Vater. Für Tara stand fest, dass ihr Patenkind nicht den Sarg, sondern Sean vor sich sah. Sie stellte sich vermutlich den heiß geliebten Vater vor, mitten im Winter, die eisige blaue Luft und ringsum die gefrorene Marsch.
    Tara streckte den Arm über die Rücklehne der Kirchenbank, und Bay drückte ihre Hand. Sie waren Schwestern. Nicht durch Blutsverwandtschaft, sondern durch Liebe verbunden. Sie hatten sich schon in frühester Kindheit gegenseitig adoptiert, waren eine lebenslange, innere Verpflichtung ohne Rituale oder Symbole eingegangen, nur bezeugt von der Brise, die über den Sund wehte, und den Rosen in ihren Gärten.
    Taras Herz war schwer. Sie hatte unter den zahlreichen Trauergästen viele Freunde entdeckt.
Les Dames de la Roche
, eine Institution in Hubbard’s Point – Winnie Hubbard, Annabelle McCray und Hecate Frost –, waren mit Sixtus Larkin gekommen; Zeb und Rumer Mayhew, mit Quinn, die unlängst mit Michael Mayhew durchgebrannt war und heimlich geheiratet hatte, Sam und Dana Trevor mit Quinns Schwester Allie … Freunde und Bekannte vom Strand, aus der Bank und aus der Stadt.
    Auch einige von Seans Kunden waren erschienen: May und Martin Cartier, Ben Atkin von Silver Bay Auto und Augusta Renwick, für die Tara als Reinigungskraft arbeitete. Sie bemerkte Taras Blick und nickte ihr hoheitsvoll zu. Ganz hinten, in der letzten Bank, entdeckte sie ein vertrautes Gesicht aus der Vergangenheit: Dan Connolly. Tara hätte ihn überall wiedererkannt. Das war typisch für Hubbard’s Point: Der Ort zog die Leute an wie ein Magnet, sogar diejenigen, die ihm schon vor langer Zeit den Rücken gekehrt hatten.
    Und es kamen immer Neue hinzu. Tara erhaschte einen flüchtigen Blick auf Joe Holmes, der hinten neben der Eingangstür stand. Ihr Rücken versteifte sich, und sie fragte sich, warum er gekommen sein mochte – konnte er Bay und ihre Familie nicht zumindest während der Beisetzung in Ruhe lassen?
    Als Joe ihren Blick bemerkte, nickte er ihr zu, als wüsste er um ihre Rolle in Bays Leben und übermittle ihr einen Teil seiner eigenen Stärke, damit sie ihrer Freundin an diesem Tag beistehen konnte. Sein Blick war durchdringend, aber freundlich. Tara wurde bewusst, dass seine Anwesenheit mehr war als eine reine Pflichterfüllung – es war

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