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Sommerglück

Sommerglück

Titel: Sommerglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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niemand begreifen.«
    »Brauchte die Familie Geld? Vielleicht für eines der Kinder? Für die Ausbildungskosten? Oder gab es Gesundheitsprobleme?«
    »Den Kinder geht es bestens. Alle sind kerngesund«, erwiderte Tara gleichmütig.
    »Und was ist mit seiner Frau? Wünschte sie sich einen aufwändigeren Lebensstil? War sie – ist sie – sehr anspruchsvoll?«
    Tara starrte die alte Frau an. Sie musterte Augustas schwarze Perlen, die mehr wert waren als die meisten Häuser in dieser wohlhabenden Kleinstadt am Meer. Die weißen Haare waren früher schwarz gewesen, vielleicht genauso dunkel wie Taras, was man an den imposanten Augenbrauen sah, die sich über den violetten Augen wölbten. Tara war nur die Putzfrau und ihre Arbeitgeberin eine große Dame, doch als sie sich nun mit Blicken maßen, musste Augusta ihre Augen als Erste abwenden.
    »Bay ist alles andere als anspruchsvoll«, erwiderte Tara und stellte sich ihre Freundin vor, barfuß, mit roten, vom Wind zerzausten Haaren, Wäscheklammern im Mund, während sie die Wäsche aufhing.
    »Sein Verhalten muss einen zwingenden Grund gehabt haben.«
    »Da stimme ich Ihnen zu. Wir wissen aber nicht, welchen.«
    »Eine andere Frau? Ist es das?«
    Tara saß mit ausdrucksloser Miene wie versteinert da, nichts und niemand auf der Welt konnten sie dazu veranlassen, darüber auch nur ein Wort zu verlieren.
    »Loyalität ist bewundernswert.« Augusta sah Tara mit zusammengekniffenen Augen an. »Eine hervorragende Charaktereigenschaft.«
    »Danke.«
    »Ich hatte sie eigentlich auch bei Sean erwartet.«
    Wir alle,
dachte Tara.
    »Was wird seine Frau jetzt tun? Arbeitet sie?«
    »Sie arbeitet hart. Zieht ihre Kinder groß.«
    »Wie viele?«
    »Drei.«
    »Genau wie in unserer Familie.« Augustas Stimme klang sanfter, mit einem Mal nachdenklich. »Drei Kinder ohne Vater. Meine Töchter haben ihren Vater auch sehr früh verloren.«
    »Ich weiß, es ist ein schwacher Trost, Mrs.Renwick, aber ich bedaure sehr, was Sean Ihnen angetan hat. Wäre Ihnen wohler, wenn ich kündige? Ich könnte es durchaus verstehen, wenn Ihnen das lieber wäre, in Anbetracht von Seans Empfehlung.«
    »Großer Gott, nein!« Augusta klang entsetzt. »Tara, ich brauche Sie dringender als je zuvor. Obwohl die unterschlagene Summe nicht die Welt ist, hat der Mann mich schwer enttäuscht. Ich hasse es, übervorteilt zu werden. Ich bin alt, Tara, und die Gesellschaft hält nicht viel von den älteren Mitbürgern und bringt ihnen wenig Achtung entgegen. Man bevormundet uns und denkt, wir wären zu senil, um es zu bemerken, wenn wir über den Tisch gezogen werden.«
    »Sie sind alles andere als senil, Mrs.Renwick.« Tara lächelte. »Ganz im Gegenteil, Sie gehören zu den scharfsinnigsten Menschen, die ich kenne.«
    »Das hört man gerne.« Augusta richtete sich hoheitsvoll auf. »Und ich dachte, Sean wäre der gleichen Ansicht. Das ist das Erschütternde daran. Mein Vertrauen in die Menschheit ist zerstört. Ich bin nicht die Erste, der so übel mitgespielt wurde; begüterte alte Damen sind dafür besonders anfällig. Denken Sie daran, wenn Sie in die Jahre kommen und Ihre Arbeit reiche Früchte getragen hat – Sie legen doch hoffentlich was fürs Alter beiseite?«
    »Ja. Meine Mutter hat mich gelehrt, mit wenig auszukommen. Meine größte Ausgabe ist der Garten –«
    »Ihr Garten?«
    »Ja. Mein ganzer Stolz, ich habe viel Freude an ihm. Leider kaufe ich zu viele Pflanzen … und ich kann den Gartenhandschuhen aus butterweichem Leder nicht widerstehen, oder den Gießkannen aus Kupfer, oder dem neuesten Superspaten …«
    »Ah, die Iren hatten schon immer ein Händchen für Blumen und Erde. Hugh beschäftigte früher einen Gärtner aus Wicklow. Damals, als Firefly Hill noch ein richtiges Schmuckstück war. Er liebte schöne Gärten als Motiv zum Malen. Inzwischen habe ich nur noch den alten Kräutergarten hinter dem Haus und die vertrockneten braunen Geranien. Ich habe keinen grünen, sondern einen schwarzen Daumen.«
    »Wasser, Wasser, Wasser.« Tara lächelte und dachte an Bay. »Das ist das ganze Geheimnis.«
    Augusta hob ihren schwarzen Gehstock vom Fußboden auf, dann beugte sie die geschwächte rechte Hand. »Ich kann den Schlauch nicht mehr so wie früher mit mir herumschleppen. Oder eine Gießkanne tragen. Und meine Töchter sind vollauf mit ihrem eigenen Leben beschäftigt, haben keine Zeit, den Garten ihrer alten Mutter zu pflegen –
trop occupé,
wie Caroline sagen würde, seit sie in Frankreich

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