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Sommerglück

Sommerglück

Titel: Sommerglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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angeknabbert.
    »Doch«, widersprach Tara sanft. »Du bist die Leidenschaft in Person …«
    »Ich bin nur eine Kleinstadt-Mami. Mehr nicht.«
    »Aber das bist du von ganzem Herzen.«
    Bay antwortete nicht, aber sie verinnerlichte Taras Worte. Krank vor Sorge um ihre Kinder, vor allem um Annie, war sie fest entschlossen, alles zu tun, damit sie die Situation meisterten, damit wieder Normalität einkehrte, damit sie sich wieder freuen konnten.
    Sie füllten ihre Körbe, bezahlten bei der Frau am Stand und fuhren zur Küste zurück. Als sie in die Zufahrt einbog, galt Bays erster Gedanke Annie. War es falsch, dass sie das Mädchen – so still und zurückgezogen – ihren eigenen Weg gehen ließ, sie nicht zwang, sich der Familie anzuschließen, ihr erlaubte, in ihrem Zimmer zu bleiben?
    Doch kaum hatten sie die Küche betreten, stand Annie schon in der Tür.
    »Mom, ich brauche jemanden, der mich chauffiert«, sagte sie. »Nicht heute, aber bald.«
    »Wohin?«, fragte Bay, überrascht und glücklich.
    »Mystic.«
    »Du hast doch gar keine Freundinnen in
Mystic«,
warf Billy ein. »Du hast ja nicht einmal Lust, etwas mit deinen Freundinnen auf Hubbard’s Point zu unternehmen.«
    »Genau«, sagte Peg gekränkt. »Du hast ja nicht einmal Lust, etwas mit mir zu unternehmen.«
    »Wen möchtest du denn besuchen?«, erkundigte sich Bay.
    »Eliza.«
    »Eliza Connolly? Du hast sie doch nur ein einziges Mal gesehen …«
    »Sie hat mich angerufen, Mom.« Annies Augen glänzten. »Als du am Strand warst. Sie möchte, dass ich zu ihr komme. Sie hat meine Telefonnummer ausfindig gemacht.«
    Als sie das Lächeln ihrer Tochter sah, das Leuchten in ihren Augen, das so lange Zeit verschwunden war, spürte Bay, wie ihr das Herz aufging.
    »Sie hätte doch einfach ihren Vater fragen können, wie sie dich findet«, meinte Tara. »Den Weg nach Hubbard’s Point hat er ja noch ganz gut gekannt.«
    Bay spürte, wie sie rot wurde.
    »Mom?«, fragte Annie.
    »Klar. Ich fahre dich. Sag mir einfach, wann.«
    Sie lächelte ihrer Tochter zu und blickte zum Seitenfenster hinaus. Sie entdeckte einen dunklen Wagen auf der anderen Straßenseite, in dem zwei Männer saßen. Sie hatte sie nie zuvor gesehen, aber sie wusste, wer sie waren. Sie observierten das Haus. Dachten sie, Sean hätte ihr das Geld gegeben, damit sie es behielt und versteckte? Vielleicht sollte sie ihnen ihr schrumpfendes Bankkonto zeigen, die heute Morgen von ihr mit einem Kreis gekennzeichneten Anzeigen, in denen Aushilfen gesucht wurden. Die Fenster des Wagens waren hochgekurbelt, die Klimaanlage lief. Die Männer sahen aus, als hätten sie vor, den ganzen Tag auf ihrem Posten zu bleiben.
    Genau in dem Moment klingelte das Telefon; erleichtert über die Ablenkung, nahm Bay den Hörer ab.
    »Hallo?«
    »Bay, ich bin’s, Dan Connolly.«
    »Wie geht es dir?«
    »Gut … aber es ist etwas passiert. Ich muss dich sehen.«
    »Mich sehen? Kannst du es mir nicht am Telefon sagen, weil …«
    »Nein«, unterbrach er sie. »Wir müssen uns treffen. Kannst du dir morgen Nachmittag freinehmen? Gegen zwei?«
    »Ja, kann ich. Möchtest du herkommen?«
    »Lieber nicht … ich möchte nicht, dass die Kinder etwas mitbekommen.«
    »Dann treffen wir uns im Foley’s«, sagte Bay und drehte der Gruppe den Rücken zu, weil sie plötzlich merkte, dass alle mithörten. Seans Tod hatte die Familie in einen Zustand erhöhter Wachsamkeit versetzt. »Erinnerst du dich? Du fährst unter dem Eisenbahnviadukt durch und dann geradeaus –«
    »Ich weiß. Wir sehen uns morgen.«
    »Gut.« Als sie auflegte und aus dem Fenster blickte, zu den beiden Wächtern auf der anderen Straßenseite hinüber, hatte Bay das Gefühl, aus dem Gleichgewicht geraten zu sein.
     
    Die Hitze hielt an, und der nächste Tag, der heraufdämmerte, war genauso heiß und schwül wie die Tage davor.
    Augusta Renwick lebte in künstlerischer Grandezza auf einer Klippe mit Blick aufs Meer, nur wenige Meilen westlich von Hubbard’s Point, an der Küste. Das weiße Haus hatte mehrere weitläufige Veranden mit weißen Weidenmöbeln, auf denen verblichene gestreifte Sitzpolster lagen. Überall standen Töpfe mit Geranien. Darauf beschränkte sich Augustas Gartenarbeit: rosa Geranien, bei Kelly’s gekauft. Dort gab es Pflanzen von bester Qualität.
    Doch als Augusta heute über ihre Veranda schlenderte, in der Hoffnung auf eine kühle Meeresbrise, war sie höchst unzufrieden mit ihren Blumen. Sie als »welk« zu bezeichnen, wäre

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