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Sommerglück

Sommerglück

Titel: Sommerglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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fühlte. Bei den Exponaten handelte es sich um Skulpturen, »Maritime Objekte und Medien« – Installationen, bei denen Fundstücke verarbeitet wurden, die aus Häfen und Werften stammten.
    »Wärst du damals, als du das Dach des Wächterhäuschens von Hubbard’s Point neu gedeckt hast, auf die Idee gekommen, dass man als Künstler berühmt werden kann, wenn man eine von Muscheln verkrustete Schiffsplanke mit Draht an einem abblätternden Propeller befestigt?«, fragte Tara und gesellte sich zu ihm.
    »Nein, das leuchtet mir heute noch nicht ein.« Dan grinste. »Aber ich habe Eddie Wilson versprochen, mir anzuschauen, was er aus dem alten Binnenvorsteven und den Enden der Innenplanken gemacht hat, die ich ihm geschenkt habe … ich muss jedoch zugeben, dass ich hoffte, Bay oder dich hier zu treffen.«
    »Wirklich?«
    »Ja.«
    »Sie ist leider nicht da, aber ruf sie doch einfach an und überrede sie zu kommen. Sie hatte heute ihren ersten Arbeitstag und wird sich bestimmt über eine Ablenkung freuen. Apropos, siehst du das Werk deines Freundes irgendwo?«
    Dan nahm ein Glas Wein von dem Tablett, das eine junge Kunststudentin herumreichte, und deutete auf eine Installation, bei der ein morsches altes Schiffsheck und ein gleichermaßen morscher, noch älterer Schiffsbug verwendet worden waren.
    »Die amerikanischen Impressionisten würden sich im Grabe umdrehen, wenn sie sehen könnten, was aus Black Hall geworden ist.« Tara kramte in ihrer Tasche, auf der Suche nach ihrem Handy.
    »Meinst du?« Dan trank einen Schluck Wein. »Die Exponate gefallen mir. Was ich nicht gedacht hätte, aber es ist so.«
    »Oh.« Tara riss erschrocken die Augen auf, als sie sah, wer in diesem Moment zur Tür hereinkam.
    »Bay!« Dans Stimme, die gerade noch so aufgeregt geklungen hatte wie die eines verliebten Teenagers, wurde mit einem Mal so beunruhigt, als sei er unfreiwillig Zeuge einer Katastrophe geworden. »Was ist passiert?«
    Bay näherte sich ihnen; Schmutzstreifen durchzogen ihr Gesicht, Zweige und Blätter hatten sich in ihren roten Haaren verfangen, und auf der Stirn befand sich eine Platzwunde, die geschwollen war. Blut sickerte durch ihre rechte Hosentasche.
    »Tara«, sagte Bay atemlos.
    »Was ist passiert?« Taras Herz klopfte wie verrückt, sie war zu Tode erschrocken über Bays Blässe und ihre hohe, zitternde Stimme.
    »Ich habe deinen Wagen gesehen. Würdest du mich bitte nach Hause bringen?«
    »Oh Bay, was ist passiert?« Bay schien einer Ohnmacht nahe; Tara legte den Arm um sie und führte sie zu einem Sessel.
    »Sie beobachtete mich vom Fenster aus und dachte, ich würde die Blausternbüsche ihres Mannes zerstören. Sie vertraut niemandem mehr, kein Wunder, nach diesem Sommer …« Bay verstummte, senkte den Kopf. »Es war ein großer Fehler von mir, dort zu arbeiten, Tara.«
    »Ich hoffte, es würde euch beiden guttun.«
    »Es war die reinste Katastrophe.«
    »Was ist mit deiner Hand?«, fragte Dan und berührte ihren Ellenbogen. Ihre rechte Hand steckte immer noch in der Hosentasche.
    »Ich habe mich geschnitten.« Bay schien ihn zum ersten Mal wahrzunehmen.
    »Lass mal sehen.« Dan runzelte besorgt die Stirn.
    »Ich muss nach Hause, zu den Kindern. Fährst du mich, Tara?«
    »Komm.« Tara half ihr aus dem Sessel. »Bay, du weißt, dass ich das Ganze nur eingefädelt habe, weil ich dich liebe und weil du Arbeit brauchtest, und Augusta jemanden für den Garten … es war wie ein Wink des Schicksals, alles schien perfekt zusammenzupassen.«
    »Ich weiß, dass du es gut gemeint hast«, flüsterte Bay.
    Sie drehte sich um, weg von Tara, ging ein paar Schritte auf eine der Skulpturen zu, schwankend wie ein Schilfrohr im Wind. »Bay!«, schrie Dan, als sie die Besinnung verlor und er sie in seinen Armen auffing.
     
    Als Bay zu sich kam, lag sie auf der Untersuchungsliege der Coastwise-Klinik. Zwei Männer blickten auf sie herab: ein Mann im grünen OP -Kittel und Dan.
    »Was ist passiert?«
    »Du bist ohnmächtig geworden«, sagte Dan.
    »Meine Kinder.«
    »Tara ist hingefahren, um ihnen etwas zu essen zu machen.«
    Sie merkte, dass er ihre linke Hand hielt und ihre rechte steif war und schmerzte. Ein durchsichtiger Plastikbeutel, gefüllt mit einer Flüssigkeit, hing an einem Infusionsständer über ihrem Kopf; ein Schlauch war an ihrem Arm befestigt. Die Geräusche in der Klinik, das Piepsen von Maschinen und Polizeifunkgeräten, waren gedämpft, drangen von der anderen Seite eines Vorhangs zu ihr

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