Sommerglück
herüber.
»Gut, Sie sind wach«, sagte der Mann im grünen OP -Kittel. »Ich hole den Doktor.« Er verließ die Kabine, ließ Dan und Bay alleine.
»Ich hätte nicht zur Galerie gehen sollen.« Bay drehte den Kopf, so dass ihre Wange auf der kühlen Fläche der Liege ruhte. »Aber ich sah Taras Wagen und war mir nicht sicher, ob ich es zu Fuß bis nach Hause schaffen würde.«
»Hättest du nicht.« Dan drückte ihre unverletzte Hand. »Tara war froh, dass du gekommen bist. Obwohl sie sich Vorwürfe macht, dass sie dich zu Mrs.Renwick geschickt hat. Sie ist noch genau wie früher – nicht unterzukriegen. Immer mit dem Kopf durch die Wand, komme, was da wolle, aber sie hat ein Herz aus Gold. Ich bin froh, dass ihr beide noch immer die besten Freundinnen seid. Sie weiß, dass sie dich in eine furchtbare Situation gebracht hat … sie lässt ausrichten, du möchtest ihr bitte verzeihen.«
»Das ist selbstverständlich, das weiß sie doch.« Sie verstummte. »Wie bin ich überhaupt hergekommen?«, fragte sie nach einer Weile.
»Ich habe dich gefahren. Tara wollte die 919 anrufen, aber ich wollte nicht auf die Ambulanz warten.«
»Und wie bin ich ins Auto gekommen?«
»Ich habe dich getragen. Zu meinem Pick-up. Wenn sich dein Zustand jetzt stabilisiert hat, werden sie die Hand nähen. Vermutlich wollen sie einen plastischen Chirurgen hinzuziehen, der sich die Wunde anschaut; sie ist ziemlich tief.«
»Ich weiß.« Trotz der Schmerzmittel, die man ihr verabreicht hatte, fühlte sich ihre Handfläche an, als sei sie mit weißglühendem, geschmolzenem Eisen gefüllt.
»Und du hast ein blaues Auge und eine Beule am Kopf, so groß wie ein Hühnerei. Was war los, hat Mrs.Renwick dich verprügelt?«
Bay schüttelte benommen den Kopf. »Ich bin auf einen Rechen getreten und habe in eine scharfe Gartenschere gefasst.«
»Du warst schon immer sehr geschickt, Galway.«
»Wie nett von dir.« Bay bemühte sich, deutlich zu sprechen. »Dein Verhalten am Krankenbett ist vorbildlich, einfach Weltklasse. Ich erinnere mich noch, wie es war, als ich mir mit dem Hammer auf den Daumen geschlagen hatte.«
»Ja, richtig. Du hattest den Daumennagel verloren.«
»Aber nicht gleich. Es tat grauenhaft weh – an der Seite war die Haut in Fetzen und du musstest mich in die Klinik bringen – hierher –, zum Nähen.«
»Deshalb habe ich den Weg auch auf Anhieb gefunden«, erwiderte Dan, immer noch ihre Hand haltend. »Schließlich musste ich mehrmals alles stehen und liegen lassen, um dich in die Notaufnahme zu schaffen.«
»Nur noch ein weiteres Mal!«, korrigierte sie ihn.
»Wenn du es so genau nimmst.«
»Schon damals warst du eine enorme Hilfe. Hast mir erzählt, dass ich den Daumennagel verlieren und der nachwachsende mit Sicherheit deformiert und abgrundtief hässlich sein würde.«
Dan hob ihre linke Hand vor sein Gesicht und inspizierte den Daumennagel. »Offenbar habe ich mich geirrt. Er ist sehr hübsch.«
»Es war der rechte Daumen.«
Als sie den rechten Arm unter dem Laken hervorzog, zuckte sie zusammen. Ihre Hand schmerzte trotz der Spritze, und mit jeder Bewegung wurde es schlimmer. Aber sie hielt Dan den Daumen zur Begutachtung hin.
»Aha«, sagte er, als wäre er Arzt und wüsste genau, worauf er zu achten hatte.
»Und, zu welchem Ergebnis bist du gelangt?«, fragte Bay, benommen von dem Schmerz, den Medikamenten und ihren Gefühlen.
»Ich bin noch dabei, mir ein Urteil zu bilden, junge Dame.«
»Ich wusste gar nicht, dass du Medizin studiert hast.«
»Zwölf Jahre als Vater verleihen einem Mann eine gewisse Erfahrung auf dem Gebiet der medizinischen Versorgung.«
»Eliza.« Bay erinnerte sich an die rätselhafte Nachricht, dass sie verreist sei. »Wie geht es Eliza?«
»Im Moment bist du meine Patientin – also keine Ablenkungen, wenn ich bitten darf.«
»Na gut. Und, ist der nachgewachsene Nagel nun deformiert und abgrundtief hässlich?«
»Du hast ein Gedächtnis wie ein Elefant. Erinnerst dich sogar noch an den genauen Wortlaut.«
»Mit fünfzehn, wenn man
Seventeen
liest und die perfekt geformten, ovalen Nägel der Models sieht, haben Worte wie ›deformiert‹ und ›abgrundtief hässlich‹ enormes Gewicht.«
»Es tut mir leid, Bay.« Dan hielt ihre zerfetzte rechte Hand und sah ihr in die Augen. »Ich habe mich geirrt. Weißt du, die meisten Lehrlinge im Uferpromenadenbau, die sich den Daumen zerschmettern, haben am Ende deformierte, abgrundtief hässliche Nägel. Du nicht.«
»Ich
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