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Sommerglück

Sommerglück

Titel: Sommerglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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Halt zu verlieren. Es war ein Busch voller Dornen, die in ihre Hand drangen.
    Bay schnappte nach Luft, wollte mit einem Mal nur noch weg angesichts des Desasters und sammelte hektisch das Werkzeug ein. »Ich bringe es in den Schuppen zurück. Mrs.Renwick. Es ist schon spät, ich muss nach Hause, das Abendessen für meine Kinder zubereiten, aber ich komme gleich danach zurück und reche das Gestrüpp zusammen –«
    »Es wird bald dunkel!«
    »Das ist schon in Ordnung. Ich erledige das lieber heute Abend, damit Sie mich morgen nicht mehr vor Augen haben«, sagte Bay und trat versehentlich auf die Zinken eines Rechens, so dass der Stiel hochschnellte und sie mit voller Wucht an der Stirn traf. Sie war einer Panik nahe und wütend auf sich selbst, weil sie so dumm gewesen war, zu glauben, den idealen Job gefunden zu haben.
    »Was haben Sie denn jetzt schon wieder gemacht!« Augusta klang, als sei sie außer sich vor Zorn. »Jetzt sind Sie auch noch verletzt. Haben Sie es vielleicht darauf angelegt, mich zu verklagen? Aber das sage ich Ihnen gleich: Wenn Sie sich einbilden, ich würde mich von einem weiteren Mitglied der Familie McCabe ausnehmen lassen …«
    »Mrs.Renwick!« Bays Kopf hämmerte, und der rechte Augenbrauenbogen begann zu schwellen. »Auf die Idee würde ich nie im Leben kommen –«
    »Das hätte ich über Ihren Mann auch gesagt!« Mrs.Renwicks Stimme wurde lauter. »Ich habe ihm vertraut. Ich
mochte
ihn – das ist es, was mir am meisten zu schaffen macht.«
    Bay versuchte, die Stimme auszublenden, sammelte hastig das Werkzeug ein, ließ die Gartenscheren fallen, hob sie auf und schnitt sich dabei in die rechte Handfläche. Damit Mrs.Renwick nichts merkte, schob sie die Hand in die Hosentasche.
    »Und jetzt kommen SIE daher, metzeln Hughs Blausterne nieder und verletzen sich auch noch zu allem Überfluss! Das ist zu viel! Einfach zu viel!«
    Bays Hand blutete, Sterne tanzten vor ihren Augen, sie war blind vor Tränen. Doch als sie über den Haufen mit dem Gestrüpp und den vertrockneten Zweigen blickte, sah sie, wie die alte Frau ihr Gesicht in den Händen barg – knorrig vom Alter, aber mit langgliedrigen zarten Fingern, die sie gegen die Augen presste – und zu schluchzen begann.
    »Oh, Mrs.Renwick.« Bay ging um den Abfallhaufen herum. Dann blieb sie stehen, unsicher, was sie tun sollte, da sie der Frau nicht noch mehr zumuten und selbst nichts wie wegwollte.
    »Ich habe ihm vertraut … er war mir ans Herz gewachsen«, fuhr Augusta fort. »Ich sah Sie beim Begräbnis … wir haben beide Kinder … Tara liebt Sie … Ich wollte Ihnen helfen. Ich wollte es wirklich.«
    »Ich brauche Ihre Hilfe nicht, Mrs.Renwick. Es tut mir leid, dass wir Ihnen so viel Kummer bereitet haben.« Bay brach ebenfalls in Tränen aus, als sie sich an die Worte ihrer Großmutter erinnerte: »Sei immer nachsichtig mit alten Leuten, Bairbre … Weil sie die Menschen viel länger geliebt haben als du und wesentlich mehr zu verlieren haben …«
    »Wenn ich an Ihre Kinder denke … grauenvoll«, sagte Augusta, unfähig, den Blick zu heben. »Ich kann den Gedanken, was sie durchmachen müssen, einfach nicht ertragen …«
    »Es geht ihnen gut. Sie werden es verkraften. Das ist mein Problem, nicht Ihres. Bitte vergessen Sie einfach, dass ich hier war. Ich gehe jetzt …«
    Benommen vor Kummer und Schmerzen, eilte sie davon.

[home]
    15
    B lack Hall Art Academy.
    Abenddämmerung, Zwielicht.
    Weißwein, der in Strömen floss, wie es bei diesem Wein üblich war. Künstler und Leute, die Künstler kennen lernen oder werden wollten, geschäftiges Treiben, die Kunst ein beiläufiges Thema in den Gesprächen. Die echten Kunstkenner anderswo, weil gemunkelt wurde, dass Dana Underhill einen Vortrag in einer Privatgalerie hielt, anderswo, wo immer sich dieses auch befand. Vielleicht in New York. Tara gebräunt, in einem roten Sarong, die Menge ins Auge fassend.
    Der Abend war ein Reinfall, was die Gäste betraf, die Eröffnung sterbenslangweilig, bis inmitten der beleibten Künstler und knochigen Kunststudenten, die sich ausnahmslos wünschten, Hugh Renwick zu sein oder zumindest so malen zu können wie er, ein Mann von echtem Schrot und Korn auftauchte. Arme wie Stahl, ein harter Brustkorb, blaue Augen, die einen Stein erweicht hätten: Dan Connolly.
    Tara sah, wie er die Galerie von der Parkplatzseite aus betrat; er sah blendend aus in seinem blauen Blazer, auch wenn er den Eindruck vermittelte, dass er sich fehl am Platz

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