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Sommerglück

Sommerglück

Titel: Sommerglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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Wie auch immer, ich werde mir selber etwas suchen. Vielleicht klappere ich zuerst die Gartenzentren ab, könnte ja sein, dass sie eine Aushilfe brauchen. Als Gärtnerin zu arbeiten war deine Idee – und dafür muss ich mich bei dir bedanken.«
    »Hör ja auf, dich zu bedanken, nach allem, was passiert ist. Ich werde es wiedergutmachen, das schwöre ich dir. Hoch und heilig …«
    »Tara, es ist in Ordnung. Hör auf damit, bitte. Also, bis später.«
    Sie legte auf und blickte aus dem Fenster. Tara stand an
ihrem
Küchenfenster. Sie winkten sich zu. Wie oft hatten sie sich in all den Jahren auf diese Weise verständigt …
    Bay erinnerte sich, als ihre Großmütter, beide um die achtzig, beschlossen hatten, nach Irland zu reisen. Sie waren beide verwitwet und hatten seit ihrer Ankunft in Amerika keinen Fuß mehr auf irischen Boden gesetzt. Bay und Tara waren sechzehn, hatten gerade den Führerschein gemacht. Taras Mutter hatte ihnen erlaubt, die Großmütter zum Flughafenshuttle nach New Haven zu bringen – doch dort angekommen, bedurfte es nur eines einzigen Blicks zwischen den Mädchen, und sie waren sich darüber einig, dass sie die zwei die ganze Strecke bis nach New York fahren würden.
    Tara hatte bis Bridgeport am Steuer gesessen und dann den Sitz mit Bay getauscht, die den Rest der Strecke übernahm. Sie erinnerte sich noch an den Nervenkitzel, als sie sich ihren Weg durch das New Yorker Verkehrsgewühl gebahnt hatten.
    Dank Taras Fähigkeit, eine Karte zu lesen und sie zu lotsen – durch die Bronx, über die Whitestone Bridge auf den von LKW s und gelben Taxis verstopften Van Wyck Expressway –, erreichte Bay problemlos das Air Lingus-Terminal auf dem JFK -Flughafen. Bay und Tara hatten in der Halle für internationale Abflüge gestanden und den beiden Großmüttern nachgewunken, die Hand in Hand die Treppe zu ihrem Flugzeug hochgestiegen waren.
    Bay hatte Hausarrest erhalten, weil sie vier Stunden zu spät nach Hause gekommen war, und sich die ganze nächste Woche darauf beschränken müssen, Tara vom Fenster aus zuzuwinken; deren Mutter war nicht so streng wie Bays, und sie nutzte jede Gelegenheit, um sich bei einem Spaziergang oder mit dem Rad vor dem Cottage zu zeigen.
    Bay hatte Tara auch bei der Abschlussfeier im College vom Podium zugewunken, und vom Rücksitz des Motorrads – einer BMW , die Sean in dem Sommer fuhr –, und vom Altar bei der Taufe ihrer Kinder, und – peinlich berührt – vom Deck der
Aldebaran
, als er die Yacht zum ersten Mal nach Hubbard’s Point gebracht hatte, um sie am Strand zu vertäuen, damit jeder sie sehen konnte.
    Das Leben gewann an Bedeutung, wenn sie es mit Tara teilen konnte. Sie konnten über alltägliche Dinge, über Beobachtungen und den Klatsch sprechen, der ihnen zu Ohren gekommen war, konnten sich alles von der Seele reden.
    Ihre Freundschaft war alt und sturmerprobt; Bay konnte sich nicht vorstellen, dass es irgendetwas gab, was sie jemals entzweien könnte. Tara und sie waren seelenverwandt, Mitglied der Irischen Schwesternschaft, Hüterinnen des großmütterlichen Erbes.
    Denn was war eine Schwesternschaft, wenn es keine Seelenverwandtschaft gab?
     
    Tara legte den Hörer auf.
    Egal wie Bay dazu stand, sie war entschlossen, Abbitte zu leisten.
    Sie setzte sich aufs Fahrrad und fuhr die Straßen zum Strand entlang. Unterwegs hielt sie an, pflückte einen Strauß Astern, Goldrute und Wilde Möhren, Wildblumen, die sie Bay schenken würde, zusammen mit einem Gedicht, das zu schreiben sie mehrere schlaflose Nächte gekostet hatte.
    Das Gedicht war kurz, aber bedeutungsschwer, die Worte stark und dennoch lyrisch, kamen von Herzen, gingen durch und durch.
    Sie hatte gestern in Andy’s Used Records gestöbert, auf der Suche nach einer Möglichkeit, mit Musik zum Ausdruck zu bringen, was sie empfand und Bay bisher nicht deutlich machen konnte, weil sie zu aufgewühlt war. Doch an dem Ständer mit der Musik aus der Rubrik »Britische Invasion« wäre sie Joe Holmes um ein Haar in die Arme gelaufen und hatte den aussichtslosen Versuch gemacht, sich davonzustehlen, als gehörte sie auf der Fahndungsliste des FBI zu den zehn meistgesuchten Delinquenten.
    »Miss O’Toole?«, hatte er ihr nachgerufen und die Platte
Let it Bleed
zu Boden fallen lassen, in einer wie selbstverständlich wirkenden Bewegung, als wenn es ein Verbrechen zu bekämpfen galt.
    Tara hatte sich bemüht, ihn zu ignorieren, aber er folgte ihr auf den Parkplatz. Wenn man sich dem

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