Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sommerglück

Sommerglück

Titel: Sommerglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
Vom Netzwerk:
in den Wangen. Er trug keinen Ehering. Sie natürlich auch nicht. Sie spürte, wie ihr ein Schauder über den Rücken rann, als er den Kopf zur Seite legte und ihr wieder dieses halbe Lächeln zuwarf, das sie so ungemein sexy fand.
    »Können Sie mir sagen, wann das Ganze angefangen hat? Könnte das in der Zeit gewesen sein, als er bei der Beförderung zum Vorstand der Bank übergangen wurde?«
    Tara dachte nach. »Seltsam, dass Sie es erwähnen, aber das könnte
tatsächlich
hinkommen. Ich erinnere mich, dass er sich kurz darauf das neue Boot kaufte und zu spielen begann, und Bay sich zunehmend Sorgen machte. Sie dachte, er befände sich in einer ziemlich kostspieligen Midlife-Krise. Aber ich glaube, dass er einfach der Versuchung erlag und unehrenhaft wurde.«
    »Das Wort klingt nach Neuengland, mit Verlaub.«
    »Vergessen Sie nicht, dass unser Staat von Puritanern gegründet wurde. Von Thomas Hooker.«
    »War Sean puritanisch?«
    »Nie im Leben.« Tara lachte. »Er wollte seinen Spaß haben, sich amüsieren, von Kindesbeinen an. Er brauchte den Kick.«
    »Sie stehen seiner Frau sehr nahe.«
    »Sehr.« Es versetzte Tara abermals einen Stich, wenn sie an Bay dachte. Daher beschloss sie, das Thema zu wechseln. »Was ist, zeigen Sie mir jetzt Ihre Waffe?«
    »Meine Waffe?«
    »Ja. Was ist es für eine?«
    »Eine Zehn-Millimeter«, erwiderte er lächelnd. »Ihre Fragen sind auch nicht ohne, Miss O’Toole. Sie denken wie ein Polizist.«
    »Muss in der Familie liegen. Mein Großvater war Polizeihauptmann in Eastford. Er war der beste Pistolenschütze in ganz Amerika, damals, in den vierziger Jahren.«
    »Ich weiß.«
    »Tatsächlich?«, fragte sie erschrocken.
    »Ähm, ja. Seamus O’Toole. Sie erwähnten, Ihr Großvater sei bei der Polizei gewesen, und im Zuge meiner Ermittlungen stieß ich auf seinen Namen.«
    »Agent Holmes.« Tara hob lächelnd eine Augenbraue.
    »Ihr Großvater war also der beste Pistolenschütze in ganz Amerika …«
    »Ja. Ich habe seine legendären Pistolen geerbt. Aber ich wollte sie nicht im Haus haben, weil Bays Kinder mich oft besuchen, deshalb habe ich sie der State Library als Schenkung überlassen. Dort gibt es eine große Sammlung von Handfeuerwaffen.«
    »Beeindruckend. Also, Miss O’Toole …«
    »Tara.«
    »Tara. Ich heiße Joe.«
    »Wahnsinn, ich darf einen FBI -Agenten beim Vornamen nennen.«
    »Und ich die Enkelin des legendären Captain Seamus O’Toole; die Freude ist ganz meinerseits. Vielleicht könnten Sie jetzt einen Blick auf den Becher werfen und mir einen Hinweis geben, woher McCabe ihn hatte. Er befand sich in seinem Schließfach bei der Anchor Trust …«
    Doch in dem Moment klingelte sein Handy. Es war wichtig, und Tara musste gehen.
    Er hatte gesagt, dass er das Gespräch fortsetzen wolle, hatte aber keinen neuen Termin genannt. Auch gut, dachte sie, als sie den Strandweg entlangfuhr. Das fehlte gerade noch, dass sie sich in einen FBI -Agenten verliebte, der versuchte, Sean in den Schmutz zu ziehen.
    Und Joe Holmes war eindeutig die Sorte Mann, bei der sie schwach wurde. Er wirkt so stark und selbstsicher, als ob er völlig in sich ruhen würde, dachte Tara, während sie in Bays Zufahrt einbog. Ihr Herz raste, als sie an die Hintertür klopfte. Normalerweise trat sie einfach ein und rief: »Ich bin da!«
    Bay kam an die Tür; sie trug ein altes weißes Strandhemd, abgeschnittene Jeans und eine Lesebrille. Die Beule am Kopf war verschwunden und einem blauen Fleck gewichen, der sich gelblich verfärbt hatte.
    »Hallo, wir haben doch gerade erst aufgelegt«, sagte Bay lächelnd.
    »Der Anruf auf dem Handy war zu kurz, um dir zu sagen, was ich auf dem Herzen habe.«
    »Tara – hör bitte auf, dich ständig zu entschuldigen. Das meine ich ernst, okay?«
    Tara blickte an Bay vorbei in die Küche, auf die Fotos der Kinder, den Korb mit den Muscheln, den Bay und sie bei gemeinsamen Strandspaziergängen gesammelt hatten, das Stück Treibholz, das die Form eines Affen besaß. Sie hatte einen Kloß im Hals. »Nein, nichts ist okay«, sagte sie. »Hier, die sind für dich, zusammen mit einem Gedicht.« Sie reichte Bay die Blumen.
    »Sie sind herrlich.«
    Dann verschränkte Tara die Hände, wie sie es von den Nonnen gelernt hatte, wenn man Gedichte aufsagte, und legte los:
    »Wildblumen
    Ganz für dich allein,
    Schenk ich mit der Bitte,
    Mir zu verzeihn.
    Du bist das Liebste in meiner Welt
    Wichtiger noch als Gut und Geld.
    Drum bin ich, in guten und schlechten Zeiten
    Immer

Weitere Kostenlose Bücher