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Sommerglück

Sommerglück

Titel: Sommerglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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gewandt.
    »Gerne.«
    »Und helfen mir, meinen Becher zu suchen? Ich habe keine Ahnung, wo er sein könnte. Florizars schmecken nicht so gut, wenn man ihn aus etwas anderem trinkt.«
    »Ich werde ihn finden«, versprach Tara. »Erinnern Sie sich, wie Sie einen Ihrer Vuarnet-Smaragdohrringe verlegt hatten? Ich entdeckte ihn in der Spitze Ihrer Pantoffeln mit dem Marabubesatz.«
    »Meine Liebe, Sie haben ein himmlisches Gedächtnis. Und wie Sie sehen, trage ich sie. Vielen Dank. Ihnen beiden. Bay, die langweiligen finanziellen Einzelheiten besprechen wir, wenn Sie wiederkommen. Und nun lassen Sie mich bitte allein, ich habe eine wichtige Besprechung mit dem Vater meiner Töchter!«
    »Danke, Augusta«, sagten die beiden Freundinnen im Chor.
    »Keine Ursache, Kinder.«
    Dann erhob sie sich und küsste sie beide rechts und links auf die Wange, ein alter Brauch aus der Zeit, als Hugh und sie in Paris gelebt hatten, im sechsten Arrondissement. Damals waren sie noch jung gewesen, hatten sich an Picasso berauscht, sich in den Cafés von St.-Germain-des-Prés gegenseitig mit in Armagnac getauchtem Würfelzucker gefüttert und sich an den Ufern der Seine geliebt. Damals, zu einer Zeit, in der ihnen ein Leben ohne Leidenschaft wie eine Tragödie vorgekommen wäre.
     
    Am Samstagabend ging Bay segeln.
    Danny hatte angerufen: Luft und Wasser waren noch warm genug, der Wind war stetig und der Tag ideal für eine Probefahrt mit dem neuen Katboot. Tara hatte alle Kinder ins Kino und anschließend ins Paradise Ice Cream eingeladen, Eliza eingeschlossen.
    Bay hatte sich warm eingepackt, trug Jeans und einen dicken Pullover; ihre Hand war fest eingebunden und sie kam sich völlig nutzlos vor, als sie im Heck saß, während er das Boot klar zum Auslaufen machte. Dann setzte er die Segel, die der Wind aufblähte, und schon fuhr das Boot schnurstracks aus dem Dock in den New London Harbor.
    Er saß neben ihr, die Hand an der Ruderpinne, als das schnittige Boot den Thames River entlangsegelte, mit Kurs auf den Sund. Ihre Rücken waren gerade, und ihre Arme berührten sich fast, als das Boot den Ledge Light umrundete, den imposanten viereckigen Leuchtturm aus Ziegelstein, der über der Einfahrt zum Fluss wachte.
    Als der Wind auffrischte, trimmte er das Segel, und das Boot legte sich auf die Seite, den Rausch der Geschwindigkeit und Freiheit auskostend. Bay spürte den Wind in den Haaren, die salzige Gischt in den Augen. Hier draußen konnte sie frei durchatmen, und zum ersten Mal seit Monaten fühlte sie sich unbeobachtet.
    »Danke«, sagte sie.
    »Wofür?«
    »Dafür. Weil du mir geholfen hast, mal rauszukommen.«
    »Es tut gut, der Realität eine Weile zu entfliehen«, pflichtete er ihr bei, und sie wusste, dass er sie verstand.
    Sie warf ihm einen verstohlenen Blick zu. Er war immer noch so einfühlsam wie früher, als wäre er eher ein Teil der Natur und des Meeres statt in der Hektik des modernen Lebens verwurzelt. Seine Haut war gebräunt, von Wind und Wetter gegerbt, mit tiefen Linien um Augen und Mund – vom Blinzeln, wenn er draußen in der Sonne arbeitete.
    »Gibt es viele Seesterne auf deinem Dock in der Werft?«, fragte sie.
    »Ein paar. Warum?«
    Sie lächelte, erinnerte sich daran, wie er das Floß repariert hatte, das zum Strand gehörte, und dabei die Seesterne entdeckt hatte, die an der Unterseite der Holzbohlen hafteten; er hatte sie ins Wasser zurückgeworfen, um sie zu retten, bevor er das Floß an Land gebracht und mit der Arbeit begonnen hatte.
    »Du hast mir damals erzählt, dass die Seesterne vom Himmel gefallen sind und im Meer eine neue Heimat gefunden haben.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja. Und dass Narwale in Wirklichkeit Einhörner sind.«
    »Scheint, als ob ich in dem Sommer ganz schön poetisch gewesen wäre.«
    »Und – diese Geschichte mochte ich am liebsten – du sagtest, dass die Wale nur deshalb auftauchen und ihre riesigen Körper mit unermesslicher Kraft aus dem Meer hieven, weil sie dafür geschaffen wurden, um den Mond von einer Phase zur nächsten zu befördern, wie angeschirrte Zugpferde …«
    »Immer rund um die Erde.« Dans Augen waren sanft wie der Mondschein, als er Bay ansah.
    »Erinnerst du dich daran?«
    »Und ob.«
    »Hast du das wirklich geglaubt? Oder hast du dir die Geschichten nur für mich ausgedacht?«
    »Vielleicht lag es an dir«, sagte Dan und verstummte, als das Katboot sanft über die Wellen glitt, oder weil er einen Kloß im Hals hatte.
    »Wieso?« Sie barg ihre verletzte

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