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Sommerglück

Sommerglück

Titel: Sommerglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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getreu an deiner Seiten.«
    Bay hielt die Wildblumen in der Hand, ihr Kinn bebte, und ihre Augen flossen über, aber auf ihrem Gesicht lag ein Lächeln, das keinen Zweifel offen ließ. Sie breitete die Arme aus und drückte Tara an sich.
    Erleichterung überflutete Tara – wie eine Riesenwelle, nach einem vorangegangenen Sturm, wenn die Sonne aufgegangen ist und das Meer wieder ruhig scheint. Sie umfing Bay mit aller Kraft.
    »Ach Bay. Es tut mir leid, dass ich mich so idiotisch benommen habe, absolut bescheuert.«
    »Tara!« Bay schob sie ein Stück von sich, ihre Stimme klang streng.
    »Was ist?«
    »Liebe bedeutet, dass man sich niemals selbst herabsetzen und sich als blöden Idioten bezeichnen darf.«
    Tara grinste. »Nein?«
    »Nein. Und jetzt komm endlich rein und trink Kaffee mit mir, ja?«
    »Bis wir dann vor lauter Koffein das große Zittern kriegen?«
    »Genau. Ich hab die französische Röstung.«
    Das Telefon läutete, noch bevor der Kaffee eingeschenkt war. Tara holte Becher und silberne Löffel heraus und warf einen kurzen Blick auf die Zeitungsannoncen, die auf dem Tisch ausgebreitet lagen, während Bay den Hörer abnahm.
    »Ja …«, sagte Bay. »Es tut mir leid … ich wusste nicht, dass … Bitte, Sie müssen sich nicht entschuldigen … wirklich, ich verstehe durchaus … nein, aber … sind Sie sicher … ja, sie ist gerade bei mir … wir können in fünfzehn Minuten bei Ihnen sein.«
    Bay legte auf, drehte sich zu Tara um und sah sie aufgekratzt an.
    »Marschbefehl«, sagte sie, und ihre Augen funkelten fröhlich.
    »Was?«, fragte Tara. »Hat jemand mein Gedicht gehört und möchte, dass ich beim Talentwettbewerb mitmache?«
    »So in der Art«, sagte Bay. »Augusta Renwick möchte uns sehen. Uns beide. In ihrem Haus, in fünfzehn Minuten.«
    »Ups«, sagte Tara.

[home]
    18
    A ugusta Renwick ging in ihrem Haus auf und ab. Sie machte die Runde durch jeden Raum und nahm durch einige der Gemälde Verbindung zu ihrem Mann auf. Nicht alle »sprachen« zu ihr, aber einige. Das Porträt von ihren Töchtern beispielsweise. Wenn Augusta die Bilder von Caroline, Clea und Skye betrachtete, spürte sie, dass sie von seiner Liebe zu ihren Kindern durchdrungen waren.
    »Es reicht noch nicht aus, Hugh, dass ich bei meinen – unseren – eigenen Kindern so viel Unheil angerichtet habe«, sagte sie, als sie vor dem großen Gemälde von den drei Mädchen am Flügel stand. »Nun habe ich mich auch noch wie ein Tollpatsch gegenüber einer Wildfremden benommen.«
    Kies knirschte unter Reifen in der Auffahrt.
    »Da sind sie ja, mein Liebster.« Augusta warf einen prüfenden Blick in den Spiegel, der sich im Vestibül befand: weißes Haar, beigefarbener Kaschmirschal über einem schwarzen Kaschmir-Ensemble, schwarze Perlenkette, Vuarnet-Smaragdohrringe. Augusta trug sie selten, aber heute brauchte sie alles an Charme, was sie aufzubieten vermochte.
    Klopf, klopf –
eine reichlich kühne Handhabung des Türklopfers, der die Form eines Satyrkopfes besaß. Augusta pflegte Besucher nach der Stärke des Klopfens zu beurteilen, und diese Person hatte Mumm in den Knochen. Bewundernswert furchtlos.
    »Entrez«,
rief Augusta, als sie Bay und Tara auf der weitläufigen Veranda entdeckte.
    Die beiden Frauen traten ein, gekleidet wie Landpomeranzen, was sie bezaubernd fand – abgeschnittene Jeans und weite alte Hemden, Tara trug ihres in der Taille gegürtet.
    »Hallo, Tara, hallo, Bay.«
    »Guten Tag, Mrs.Renwick«, erwiderten beide wie aus einem Munde.
    »Nennt mich bitte Augusta. Gehen wir ins Haus, ja?« Sie führte sie durch das Wohnzimmer, vorbei an Hughs fantastischem Gemälde von Renwick Barn, vorbei an den Vitrinen mit dem Renwick-Silber, einschließlich der leeren Stelle … Was hatte sie nur mit diesem Becher gemacht? Sie liebte es, Florizars daraus zu trinken …
    Im Arbeitszimmer forderte Augusta ihre Gäste mit einer Handbewegung auf, Platz zu nehmen. Sie wählten das Sofa und saßen Seite an Seite – wie es Augustas Töchter vermutlich auch gemacht hätten. Taras Miene wirkte ein wenig beunruhigt, als befürchtete sie, für ihre Rolle in dem Drama Vorwürfe zu ernten.
    »Entspannen Sie sich, Tara«, sagte Augusta. »Ich habe meinen Frieden mit der Situation und Ihrer Mitwirkung gemacht. Die ja im Grunde eine nette Geste war und gut gemeint obendrein.«
    »Mrs.Renwick –«
    »Augusta. Dass ich Sie nach all den Jahren in meinen Diensten bitte, mich beim Vornamen zu nennen, will etwas heißen.

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