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Sommerglück

Sommerglück

Titel: Sommerglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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machen. Seine weiße Gesichtsmaske war heruntergerutscht, und er ließ sie um den Hals hängen. Er trug Jeans und Sweatshirt; der Septemberwind war frisch, die Luft kühl und klar.
    Jede Minute erinnerte ihn an die Segelpartie mit Bay. Er befand sich in einem Gefühlskonflikt, den er durch Arbeit zu verdrängen suchte. Seine Empfindungen für Bay waren stark, aber mit mannigfaltigen Altlasten gepaart – wie konnte er sich nach der Geschichte mit Charlie jemals wieder auf eine neue Beziehung einlassen? Ganz zu schweigen von der Rolle, die Sean – ihr Mann – dabei spielte. Er schuftete den ganzen Tag, machte sich selbst verrückt mit seinen Gedanken, bis er schweißgebadet war und sich bis auf ein altes Springsteen-T-Shirt ausziehen musste.
    »Convention Center, Ashbury Park, mit Big Man am Dudelsack«, ertönte plötzlich eine Stimme von der Tür.
    »Wie bitte?«
    »Proben für die
Rising-
Tournee«, fuhr die Stimme fort. »Clarence Clemons spielte den Dudelsack bei ›Into the Fire‹. Wussten Sie das?«
    »Nein.« Dan blickte an seinem Springsteen-T-Shirt herunter. »Ich habe das Konzert im Madison Square Garden gesehen. Es ging das Gerücht – muss von der Jersey-Küste gekommen sein –, Clarence wäre mit von der Partie, aber in New York hat er den Dudelsack nicht gespielt.«
    »Schade. War ein unvergessliches Erlebnis. Geradezu gespenstisch«, sagte der Besucher bedauernd.
    »Kann ich mir vorstellen. Die Show, die ich gesehen habe, war ebenfalls atemberaubend.«
    »Muss irre gewesen sein, diese Musik in New York City zu hören.«
    »Kann man wohl sagen. Womit kann ich dienen?«
    »Ich bin Joe Holmes vom FBI . Ich wurde von der Ortspolizei benachrichtigt, dass Sie Informationen über den Fall Sean McCabe haben.«
    »Oh, richtig.« Dan legte sein Werkzeug beiseite, stand auf und wischte sich die Hände an den Jeans ab. »Sean McCabe wollte ein Boot bei mir bestellen. Er tauchte ein paar Wochen vor seinem Tod in meiner Werkstatt auf, und wir sprachen über Konstruktionsmöglichkeiten und Materialien. Er hatte als Vorlage ein Modell mitgebracht, das seine Tochter gebaut hatte.«
    »Was für ein Boot war das?«
    »Ein Holzboot. Ein klassisches.«
    »Nicht gerade typisch für McCabe, was Boote anging.«
    »Wohl kaum.«
    »Wofür war es gedacht?«, fragte Holmes, und Dan konnte beinahe die Gedanken des Mannes lesen, der mit Leib und Seele FBI -Agent war: Was taugte ein altmodisches Holzboot in einer modernen Welt, in der nur Geschwindigkeit und Spitzenleistung zählten?
    »Er wollte es für seine Tochter.«
    Joe Holmes nickte. Dans Handflächen waren feucht; er widmete sich wieder seiner Arbeit, damit er beschäftigt war. Er hatte die Rahmen des Dingi eingekerbt und begann nun, während das Epoxidharz des Bugbandes trocknete, die Dollborde zu verfugen, so dass sie mit der Verblendung und Außenhaut des Schiffes bündig abschlossen; dabei wandte er dem Agenten halb den Rücken zu.
    »Hatten Sie den Eindruck, er sei ein guter Familienvater gewesen?«, fuhr Joe fort.
    »Keine Ahnung. Ich kannte ihn ja kaum.«
    »Aber dass er ein Boot für seine Tochter in Auftrag geben wollte, sagt doch einiges über ihn aus, oder?«
    »Vermutlich.« Dan konzentrierte sich auf das Boot, um nicht weiter auf die Frage eingehen zu müssen. Der Geruch nach Sägemehl und Epoxidharz war stark, und Dan konnte seinen eigenen Herzschlag in den Ohren hämmern hören.
    »Mrs.McCabe hat mir erzählt, dass Sie miteinander befreundet sind.«
    Dan sah hoch und nickte.
Gut
, dachte er.
Bay hat bereits mit ihm gesprochen.
    »Kennen Sie sich schon lange?«, fragte Holmes.
    »Wir sind Jugendfreunde. Später gingen wir beide getrennte Wege und hatten uns aus den Augen verloren, bis zu diesem Sommer.«
    »Bevor ihr Mann starb.«
    »Nein. Danach.«
    »Und Sean McCabe wusste von dieser Beziehung? Oder war er ebenfalls ein Jugendfreund von Ihnen?«
    »Ich kannte Sean nicht besonders gut. Er wuchs am selben Strand wie Bay auf, und ich erinnere mich, ihn ein paar Mal gesehen zu haben. Aber das war auch schon alles.«
    »Was für ein Zufall, dass Sean McCabe bei Ihnen zur Tür hereinspazierte. Ohne zu wissen, dass Sie seine Frau kannten.«
    Dan überhörte die Bemerkung. »Ich hatte mich mit der Polizei in Verbindung gesetzt, weil ich einen anonymen Anruf erhielt, von einer Frau, die nach Sean McCabe fragte.«
    Joe Holmes hob die Brauen.
    »Wann war das?«
    »Vor ein paar Wochen. Ende August.«
    »Was hat sie genau gesagt?«
    »Sie wollte wissen, ob Sean

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