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Sommerglück

Sommerglück

Titel: Sommerglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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hier gewesen sei, ob ich mit ihm gesprochen hätte.«
    »Sagte sie, weshalb sie nach ihm Ausschau hielt?«
    »Nein. Das Gespräch war sehr kurz. Ich dachte, sie würde noch einmal anrufen, aber seither habe ich nichts mehr von ihr gehört.« Sein Herz klopfte, allein deshalb, weil er Zeuge in einem Mordfall war; zum Glück hatte er nichts verbrochen. »Was glauben
Sie,
was sie wollte?«
    Der Agent stand hoch aufgerichtet da, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Er musterte Dan, als wollte er seine Gedanken lesen. »Schwer zu sagen. Der Mann hatte eine Menge Dreck am Stecken.«
    »McCabe wusste, dass seine Frau und ich uns von früher kannten«, sagte er. »Offenbar las er ein paar Briefe, die wir uns damals geschrieben hatten.«
    »Ich weiß. Sie befinden sich bei den Akten.«
    »Bay hat sie Ihnen gegeben?«
    »Es sind Fotokopien, und sie befanden sich unter den Sachen ihres Mannes, die sichergestellt wurden.«
    Davon hatte Bay gewiss keine Ahnung, dachte Dan. Sie hatte ein ungutes Gefühl gehabt, dem FBI die alten Briefe vorzuenthalten, obwohl sie nichts enthielten, was belastend oder für die Ermittlungen aufschlussreich gewesen wäre; und Holmes hatte dabei die ganze Zeit von ihrer Existenz gewusst.
    »Wissen Sie, warum Sean McCabe die Briefe fotokopiert hat?«
    »Kann ich mir nicht vorstellen«, erwiderte Dan mit klopfendem Herzen.
    Dan versuchte, sich den Wortlaut der Briefe, die er Bay vor so langer Zeit geschrieben hatte, ins Gedächtnis zurückzurufen. Er erinnerte sich kaum noch daran, aber sie hatten sich um ihre gemeinsame Liebe zur Natur, zum Strand und den einfachen Freuden des Lebens gedreht. Dinge, die Sean so fernlagen. Dan fragte sich seit geraumer Zeit, ob Sean die Briefe ausgegraben hatte, um ein Druckmittel gegen ihn in der Hand zu haben. Aber er hütete sich, das Thema von sich aus anzuschneiden.
    »Sie hatten eine rege Korrespondenz mit seiner künftigen Frau geführt«, sagte Holmes. »Vielleicht war er eifersüchtig.«
    »Ich habe die Briefe seit fünfundzwanzig Jahren nicht mehr zu Gesicht bekommen, aber der Tenor ist mir noch geläufig. Sie war damals ein halbwüchsiges Mädchen, während ich gerade das College hinter mir hatte, und wir waren miteinander befreundet, nichts weiter. Wenn ich mich recht erinnere, ging es um die Uferpromenade und um eine Schaukel, die ich für sie gebaut hatte … und um den Mond. Und den Daumen, den sie sich verletzt hatte, als sie mir zur Hand ging. Nicht zu vergessen die Quallen, Krebse und Seemöwen, alles Mögliche eben, was zum Strandleben gehört.«
    »Wenn es also keinen Grund zur Eifersucht gab …«, meinte Holmes.
    »Dann weiß ich es auch nicht. Das alles ist lange her«, unterbrach ihn Dan wütend und ungeduldig angesichts der Erkenntnis, dass er offensichtlich in eine Falle gelockt worden war. Sean McCabe hatte genau gewusst, was er tat. »Hören Sie, ich muss arbeiten.«
    »Schon klar. Tut mir leid. Ich habe nur noch ein paar Fragen, dann sind wir fertig«, sagte Agent Holmes.
    Dan schwitzte, als er sich wieder dem Dingi zuwandte. Er hatte die kurzen Innenbord-Rahmen über der Persenningleiste eingekerbt und die Enden abgerundet; nun begann er, sie von außen durch die Verschalung und von innen durch das Dollbord festzuschrauben. Jeder Handgriff erfolgte wie im Schlaf, und er war froh darüber, etwas mit den Händen tun zu können.
    »Hatten Sie ein Konto bei der Shoreline Bank?«
    »Ich? Nein«, sagte Dan.
Jetzt kommt es heraus
.
    »Sean McCabe hatte also nie etwas mit Ihrem Geld zu tun?«
    »Die Familie meiner Frau hatte ein Giro- und Treuhandkonto bei der Shoreline.«
    »Ein Treuhandkonto?«
    »Ja, für meine Tochter.«
    »Und Sie sind einer der Treuhänder für dieses Konto?«
    »Jetzt ja. Seit dem Tod meiner Frau. Vor etwas mehr als einem Jahr.«
    »Ah. Tut mir leid. Und wer ist der zweite Treuhänder?«
    »Mark Boland«, erwiderte Dan wahrheitsgemäß. »Die Korrespondenz wird ausschließlich von seinem Büro abgewickelt.«
    »Kennen Sie Ralph, oder ›Red‹ Benjamin?«
    »Er ist der Justiziar der Shoreline Bank, oder?«
    »Richtig.«
    Das Ganze ist eine Farce, ein riesiges, dummes Schachspiel, dachte Dan. Er wollte es nur noch hinter sich bringen und weiterarbeiten. Dinge, die auf den ersten Blick völlig harmlos wirkten, erhielten mit einem Mal einen zweifelhaften Anstrich; das hatten ihn die Begegnungen mit Sean gelehrt.
    »Wie gehen die Geschäfte?«, fragte Holmes.
    »Bestens.« Dan blickte hoch.
    »Mit der Wirtschaft geht es

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