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Sommerhaus jetzt! - 13 Freunde und der Traum vom Wochenende im Grünen

Sommerhaus jetzt! - 13 Freunde und der Traum vom Wochenende im Grünen

Titel: Sommerhaus jetzt! - 13 Freunde und der Traum vom Wochenende im Grünen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Kästen Bier, Musik aus dem Autoradio und Lagerfeuer – die Kombination musste es auch mal tun.
    Lasst uns die Styroporchip-Gäste, mit denen wir sonst unsere Partys immer auffüllen, diesmal einfach weglassen , hatte ich per E-Mail angeregt.
    Doch auch ohne menschliches Paketfüllmaterial wurde es voll. Voll genug, um unsere sanitären Anlagen nach Mitternacht an den Rand ihrer Kapazitäten zu bringen. Und darüber hinaus.
    »Keiner benutzt mehr die Toilette«, brüllte Konrad. »Da stimmt irgendwas nicht.«

GRABENKÄMPFE
    Simone konnte was ab. Als Sechzehnjährige hatte sie den Punks aus der Ulmer Fußgängerzone von Zeit zu Zeit heimlich Unterschlupf auf dem Dachboden ihrer Eltern gewährt. Die brauchten ja auch mal ein Dach überm Kopf. Als Siebzehnjährige war sie mit wehenden roten Fahnen von zu Hause aus- und in ein besetztes Haus in Hamburg eingezogen, wo sich fünfundzwanzig Leute eine Badewanne und dasselbe Badewasser teilen mussten, weil es Heißwasser nur aus einem kohlebeheizten Badeofen gab. Sie hatte sich bei Freunden auf Bauwagenplätzen einquartiert, wo man sich, wenn der Ofen aus war und es im Schlafsack kalt wurde, nur noch an einem der großen schwarzen Hunde wärmen konnte, die im linksanarchistischen Milieu immer und überall herumliefen. Es verstand sich von selbst, dass Simone auch schon zahlreiche Interrailurlaube hinter sich hatte. Nach ihrer Schauspielausbildung schloss sie sich einer fahrenden Theatergruppe an und setzte den improvisierten Lebenswandel fort. Für Monate blieb sie keine zwei Tage am selben Ort. Kurz und gut, dieses Leben hatte Simone zu einem sehr flexiblen Menschen gemacht.
    Am Morgen nach unserer Einzugsparty in Maltrin stellten sich ihr allerdings ein paar Herausforderungen neuen Kalibers. Was tun, wenn ein Säugling und ein Kleinkind beide wie am Spieß brüllten, weswegen sich rechts und links von einem Leute, die man nie zuvor gesehen hatte, auf dem Fußboden genervt hin und her wälzten? Was tun, wenn alle Windeln voll waren, man obendrein selbst mal zur Toilette musste, man bemerkte, dass »dringend« schon gar kein Ausdruck mehr war, die Toilette aber mit einem Paketband notdürftig abgesperrt war? Wie machte man ein Baby sauber, wenn die Feuchttücher aufgebraucht und der Haupthahn fürs Wasser abgedreht waren? Simone schlug sich mit den Kindern über Konrads Trampelpfad zum See durch, benutzte den Steg als Wickeltisch und erledigte bei strömendem Sommerregen die Morgentoilette mit Seewasser. Und wohin dann? Auf dem Küchenfußboden hatten sich die Partygäste quer gelegt, ebenso im Flur und im gesamten Wohnzimmer. Überall, wo es trocken war, schliefen sie. Zwei lagen sogar der Länge nach mit ihren Isomatten in den alten Futtertrögen in der Scheune. Die Kinder weinten bittere Tränen. Maltrin war ein verruchter Ort an diesem Sonntagmorgen.
    Kurzes Protokoll der nächtlichen Ereignisse:
    Um 22 Uhr hatte die Party an Fahrt aufgenommen, und einige gute Freunde von uns müssen per SMS weniger gute Freunde von uns verständigt haben, dass es sich hier bei Lagerfeuer und einem besonders roten Sonnenuntergang gut anließ. Jedenfalls rückte auch ohne Einladung eine größere Menge Styroporchip-Gäste an. Gegen 0 Uhr 30 hatte Konrad die überlaufende Toilette entdeckt und sofort die sanitären Anlagen des Hauses für die weitere Nutzung mit dem Paketband gesperrt und den Haupthahn abgedreht. Gegen 2 Uhr 30 war ein Wolkenbruch über der Party niedergegangen, woraufhin sich die Feierlichkeiten in die Scheune verlagerten. Der Sommerregen ließ viele Zelte einknicken und so volllaufen, dass sich die Gäste im Laufe der Nacht anderweitig nach Schlafplätzen umtun mussten. Die meisten hatten sich selbst mindestens genauso volllaufen lassen und irrten nun auf der Suche nach einem Obdach für die Nacht durch Hof und Haus. Ich selbst hatte dort zunächst versucht, etwas Schlaf zu finden, war dann aber wegen des großen Andrangs und der entsprechend schlechten Luft gegen 5 Uhr auf den Beifahrersitz des Autos ausgewichen. Die Digitalanzeige zeigte 8:05 Uhr, als Simone und Oscar an die Scheibe klopften.
    Wir schnallten die Kinder in ihren Sitzen fest und fuhren auf der Suche nach einer geöffneten Bäckerei über die Dörfer. Kurz danach muss Konrad aufgewacht sein. Seine eigene Not hatte ihn unsanft an die schwelende Toilettenproblematik erinnert. In der Hoffnung auf eine schnelle Lösung vor dem großen Ansturm auf die sanitären Anlagen am Vormittag stapfte er in den Keller,

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