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Sommerhaus mit Swimmingpool

Sommerhaus mit Swimmingpool

Titel: Sommerhaus mit Swimmingpool Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herman Koch , Pößneck GGP Media GmbH
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runterfuhr.
    Caroline sah mich an und fasste meine Hände. »Erinnerst du dich an das kleine Hotel, das wir gestern im Dorf gesehen haben? Beim Markt? Sollen wir uns da ein paar Tage einquartieren?«
    Von da an übernachteten wir nur noch in Hotels. Oder mieteten ein Ferienhaus. Auch die Hotels und die Ferienhäuser hatten manchmal einen Swimmingpool, wo man die unbedeckten Körperteile der Leute sah, aber man konnte sich wenigstens zurückziehen. Der Blick bekam ein paar Stunden frei. Ein paar Stunden mit geschlossenen Augen auf dem Bett im eigenen Zimmer. Man war dem menschlichen Unflat nicht mehr vierundzwanzig Stunden am Tag hilflos ausgeliefert. Manchmal blieben wir in den Urlaubsorten etwas länger vor den Schaufenstern der Maklerbüros stehen. Ein Ferienhaus im Ausland wäre für Caroline eine Entschädigung gewesen für den Verzicht auf das Zelten. Wir hätten es uns leisten können. Solange man nicht direkt in Küstennähe suchte, bekam man die meisten Häuser fast umsonst. Doch schon während wir die Fotos einer alten Mühle mit einem Garten voller Birnbäume betrachteten und unserer Fantasie freien Lauf ließen, begannen wir über die Nachteile nachzudenken. Dann müssen wir den Urlaub immer in dem Haus verbringen, sagten wir. Lange standen wir vor dem Foto eines umgebauten Bauernhofs mit Swimmingpool. Man braucht jemanden, der sich um den Swimmingpool kümmert. Und um den Garten. Sonst ist man im Urlaub nur noch damit beschäftigt, den Rasen zu mähen und Brennnesseln auszureißen.
    So schoben wir den Traum von einem Ferienhaus im Ausland immer weiter vor uns her. Ab und zu ließen wir uns von einem lokalen Makler herumführen. Wir gingen gebückt durch niedrige, durchhängende Türen; wir rochen den Geruch von stehendem Wasser in Swimmingpools voller Entengrütze und quakender Frösche; wir kämpften uns durch Spinnennetze im früheren Schweinestall; wir sahen die Biegung eines Flusses in der Tiefe glitzern; wir warfen auf den Knien einen Blick in den alten Backofen und sahen den Schwalben zu, die um ihre Nester unter den Dachbalken schwirrten.
    Zu windig, urteilte Caroline. Zu heiß. Zu kalt. Zu wenig Aussicht. Zu ungeschützt. Die Nachbarn zu nah. Zu abgelegen.
    »Wir rufen Sie an«, sagte ich zu dem Makler. »Meine Frau und ich müssen ein paar Nächte darüber schlafen.«
    Am Morgen unseres Aufbruchs traute ich kaum meinen Augen, als ich das Zelt im Kofferraum liegen sah. Ganz hinten, wohl, damit ich es nicht sah. Im gleichen Augenblick erschien Caroline mit zwei zusammengerollten Schlafsäcken.
    »Hm?«, sagte ich. »Was hast du vor?«
    »Nichts. Ich dachte nur, manchmal kommt man irgendwo an eine schöne Stelle, wo man nur zelten kann. Wo es kein Hotel gibt, meine ich.«
    »Hm?«, sagte ich noch einmal. Das Beste war, locker zu bleiben und so zu tun, als mache sie einen Scherz. »Und dann soll ich jeden Morgen vom Hotel zum Campingplatz kommen?«
    Caroline legte die Schlafsäcke in den Kofferraum und schob sie nach hinten.
    »Marc«, sagte sie, »ich weiß, was du vom Zelten hältst. Ich will dich zu nichts zwingen. Aber manchmal ist es einfach jammerschade, ins Hotel zu gehen. Ich habe im Internet nachgeschaut, in der Gegend gibt es Campingplätze mit allemDrum und Dran. Mit Restaurants. Und nur hundert Meter vom Strand.«
    »Ein Hotel hat meist auch ein Restaurant«, sagte ich, aber eigentlich wusste ich schon, dass ich auf verlorenem Posten war. Caroline vermisste das Zelten. Ich hätte Argumente vorbringen können, zum Beispiel, dass Zelt und Schlafsäcke die Hälfte des Platzes im Kofferraum einnehmen, aber dann würde ich über die einfache Tatsache hinweggehen, dass meine Frau sich danach zurücksehnte, Heringe in die Erde zu hämmern, Zeltschnüre zu spannen und in einen Schlafsack zu kriechen, auf dem morgens die Tautropfen glitzerten.
    Mir fiel noch etwas anderes ein. Am Abend nach dem Gartenfest bei Ralph und Judith Meier hatte ich Caroline gefragt, ob sie Ralph noch gesprochen hätte. Und ob er noch Annäherungsversuche gemacht habe.
    »Du hattest völlig recht«, hatte sie geantwortet.
    »Womit?«
    »Damit, dass er ein unangenehmer Typ ist.«
    »Ach ja?« Wir lagen im Bett, die Nachttischlampen brannten noch. Ich vermied es, sie anzusehen, ich war mir nicht sicher, ob mein Gesichtsausdruck mich nicht verraten würde.
    »Ja. Ich glaube, ich habe darauf geachtet, nachdem du davon angefangen hast. Und auf einmal sah ich es. Etwas in seinem Blick … und wie er sich mit der Zunge über

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