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Sommerhaus mit Swimmingpool

Sommerhaus mit Swimmingpool

Titel: Sommerhaus mit Swimmingpool Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herman Koch , Pößneck GGP Media GmbH
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würde ich es auf jeden Fall nicht wissen wollen, ob und wann der Mann zu Hilfsmitteln greift.
    »Das weiß ich nicht«, sagte Judith. »Ralph muss noch ein paar Screentests machen. Es wäre fantastisch, wenn es klappt. Es ist eine große Fernsehserie. Von HBO , die haben auch die Sopranos gemacht und The Wire . Es sind dreizehn Episoden, und es spielt im alten Rom zur Zeit des Augustus. Sie wollen Ralph für die Hauptrolle. Die Rolle des Kaisers.«
    »Ich habe deine E-Mail bekommen«, sagte ich. »Die Adresse von eurem Sommerhaus.«
    »Marc, ich muss Schluss machen. Wir fahren vielleicht schon Anfang Juli hin. Das hängt davon ab, wie es hier weitergeht. Vielleicht fliegen wir direkt von hier aus. Meine Mutter kann mit den Jungen nachkommen. Wenn die Ferien anfangen.«
    Ich wollte noch etwas sagen. Eine Andeutung. Ein Flirtversuch. Etwas, was Judith wieder daran erinnern sollte, was für ein netter Mann ich doch war. Doch durch die Anwesenheit der toten Maus mir gegenüber musste ich mich auf Gemeinplätze beschränken.
    »Wir sind in der Nähe«, sagte ich. »Ich meine, wir fahren in die Richtung. Es wäre nett, wenn wir –«
    »Tschüs, Marc.«
    Etwa fünf Sekunden saß ich da, den Hörer am Ohr. Ich hörte nur noch ein Rauschen. Wenn ich an den Tag dachte, der vor mir lag, kam es mir vor, als würde auch er sich jetzt mit Rauschen füllen.
    »Sie können schon mal nach nebenan gehen und die Hose ausziehen«, sagte ich zu meinem Patienten und legte den Hörer auf. »Ich komme gleich.«
    Der Campingplatz übertraf meine schlimmsten Befürchtungen. Er lag zugegebenermaßen auf einer schönen, schattigen Lichtung in einem Kiefernwald. Zwischen den Bäumen hindurch sah man in der Ferne einen schmalen blauen Streifen Meer. Doch ein merkwürdiger Geruch hing in der Luft. Der Geruch von kranken Tieren. Caroline atmete ein paarmal tief durch die Nase ein. Julia und Lisa machten ein skeptisches Gesicht. Wir standen noch beim Eingang vor der Schranke. Wir konnten noch umkehren. Die Schranke bestand aus einem schlichten Baumstamm, der nicht ganz gerade war, er kam direkt aus dem Wald. Daneben stand eine Blockhütte. Wir lehnten unschlüssig am Auto. Dieser Campingplatz lag zwar ganz in der Nähe des Sommerhauses, aber alles hatte seine Grenzen. Der Kranke-Tiere-Geruch erfüllte mich jetzt schon mit einer dumpfen Wut. Es roch wie manchmal in meiner Praxis. Bei Patienten, die, wie sie sich ausdrückten, die Natur gewähren ließen. Patienten, die sich weigerten, Körperbehaarung von Stellen zu entfernen, wo sie nicht hingehörte;die sich vorzugsweise mit Wasser aus einem Brunnen oder Wassergraben wuschen und die »grundsätzlich« keine chemischen oder kosmetischen Produkte für die Körperhygiene verwendeten. Wenn man davon überhaupt sprechen konnte. Sie rochen aus allen Öffnungen und Poren nach stehendem Gewässer, nach einer mit Erde und toten Blättern gefüllten, verstopften Dachrinne. Der Geruch verschlimmerte sich, wenn sie sich auszogen. Als würde man den Deckel von einem Topf heben, den man hinten im Kühlschrank vergessen hat. Ich bin Arzt. Ich habe den hippokratischen Eid abgelegt. Ich behandle jeden gleich. Doch nichts und niemand versetzt mich so sehr in Rage, flößt mir einen solchen Ekel ein wie der umweltschonende Gestank der sogenannten Naturmenschen.
    »Was meint ihr?«, fragte ich die Mitglieder meiner Familie. »Es gibt noch andere Campingplätze in der Nähe.«
    »Ich weiß nicht …«, sagte Caroline.
    Julia zuckte mit den Achseln. Lisa erkundigte sich, ob es einen Swimmingpool gebe. Ich wollte die Frage gerade verneinen, als ein Mann aus der Blockhütte kam. Er warf einen Blick auf das Nummernschild unseres Autos und kam mit ausgestreckter Hand auf uns zu.
    »Guten Tag«, sagte er in akzentfreiem Holländisch; er erreichte Caroline zuerst und schüttelte ihre Hand, bevor sie sie zurückziehen konnte.
    Ein Holländer! Holländer im Ausland. Holländer, die im Ausland etwas auf die Beine stellen. Sie bauen eine Ruine zu einem Hotel oder einer Pension um, eröffnen ein Pfannkuchen-Restaurant am schönsten Strand der Küste oder einen Campingplatz mitten im Wald. Bei so was kann ich mich nie gegen die Vorstellung wehren, dass sie den Einheimischen etwas wegnehmen, etwas, was die genauso gut selber hätten machen können. Die meisten halten es auch nicht lange durch. Sie werden über die Schulter angesehen oder einfachweggeekelt. Die Dachziegel für die Pension werden zu spät geliefert, die Konzession

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