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Sommerhaus mit Swimmingpool

Sommerhaus mit Swimmingpool

Titel: Sommerhaus mit Swimmingpool Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herman Koch , Pößneck GGP Media GmbH
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nicht. Das ist nicht der Marc, den ich kenne. Und auch nicht der Marc, für den ich immer Bewunderung empfunden habe. Der nie im Leben den Urlaub bei einem seiner Patienten verbringen würde. Auch nicht, wenn er ein berühmter Schauspieler ist. Erst recht nicht, wenn er ein berühmter Schauspieler ist.«
    Ich hörte, wie der Reißverschluss unseres Zeltes geöffnet wurde. Da stand Lisa im Schlafanzug und rieb sich die Augen.
    »Streitet ihr euch?«
    Ich streckte die Hand aus und zog sie an mich. »Nein, Liebling. Wir streiten uns nicht. Wie kommst du denn darauf?«
    »Ihr redet die ganze Zeit. Ich kann nicht schlafen.«
    Ich drückte sie an mich. Und Lisa legte mir die Hand auf den Kopf und wühlte in meinem Haar.
    »Papa!«
    »Was ist, Liebling?«
    »Du rauchst!«
    Reflexartig wollte ich die Zigarette im Gras ausdrücken, aber das hätte den Eindruck, als ob ich mich ertappt fühlte, nur noch verstärkt.
    »Du rauchst doch nie.«
    »Nein«, sagte ich.
    »Warum tust es dann?«
    Carolines glimmende Zigarette segelte zu Boden und erlosch.
    »Ach, nur ein Mal. Nur bei ganz besonderen …«
    »Aber du darfst nicht rauchen! Rauchen ist ganz schlecht. Man stirbt dann früher. Ich will nicht, dass du rauchst, Papa. Ich will nicht, dass du stirbst.«
    »Ich sterbe nicht, mein Schatz. Schau!«
    Ich drückte die Zigarette im Gras aus.
    »Ihr raucht nie«, sagte Lisa. »Mama raucht auch nie. Warum rauchst du dann?«
    Ich holte tief Luft. Etwas prickelte mir in den Augen.
    »Papa raucht gar nicht richtig«, sagte Caroline. »Er wollte nur mal wieder ausprobieren, wie eklig es schmeckt.«
    Es blieb eine Weile still. Ich drückte meine Tochter noch fester an mich und streichelte ihren Rücken.
    »Gehen wir morgen wieder zu dem Swimmingpool?«, fragte Lisa.
    Ich zählte die Sekunden. Eins, zwei, drei … ich hörte Caroline einen tiefen Seufzer ausstoßen.
    »Ja, mein Schatz«, sagte sie. »Morgen gehen wir wieder zu dem Swimmingpool.«

[Menü]
19
    So begann unser Aufenthalt im Sommerhaus der Meiers. Beim Sommerhaus, um genau zu sein. Neben dem Sommerhaus. Die Stelle war doch nicht so hart, dass man keine Heringe in den Boden bekommen hätte. Ich hatte Caroline fragend angesehen, nachdem ich die Bodenplane ausgerollt und die Zeltstangen zusammengesteckt hatte.
    »Nein, Schatz«, hatte sie gesagt. »Das darfst du ganz alleine machen!«
    Dann war sie zum Swimmingpool gegangen.
    Wir hatten dünne, selbstaufblasende Luftmatratzen. Wenn der Boden auch nicht so hart war, wie ich gedacht hatte, so fühlten wir doch jede Unebenheit und jedes Steinchen, das ich übersehen hatte. Außerdem standen wir fast direkt neben der Tischtennisplatte. Beim Einschlafen wie beim Aufwachen hörte ich das Geräusch der aufspringenden Bälle. Alex und Thomas durften so lange aufbleiben, wie sie wollten. Wenn sie nicht Tischtennis spielten, sprangen sie bis weit nach Mitternacht vom Sprungbrett.
    Caroline sagte nichts. Sie sagte nicht: »Bist du jetzt zufrieden? Das war es doch, was du wolltest?« Sie sah mich nur an. Und verzog den Mund zu einem Lächeln.
    Wir besuchten mit den Meiers die Märkte in der Umgebung, auf denen Ralph lautstark um den Preis von Fisch, Fleisch und Obst feilschte. »Sie kennen mich hier alle«, sagteer. »Sie wissen, dass ich kein Pauschaltourist bin, der keine Ahnung hat, was ein Kilo Garnelen kostet.« Wenn wir in ein Restaurant gingen, legte er die Speisekarte jedes Mal demonstrativ zur Seite. »Du musst hier nicht von der Speisekarte bestellen, du musst den Ober fragen, was es heute gibt.« Und das tat er dann. Er klopfte dem Ober auf die Schulter und kniff ihn freundschaftlich in den Bauch. »So was kriegst du nirgendwo anders«, sagte er. Schüsseln mit Meerestieren wurden vor uns hingestellt. Immerzu Meerestiere. In allen Sorten und Größen. Meerestiere, von deren Existenz ich nie etwas geahnt hatte und von denen ich oft nicht wusste, wie man ihnen zu Leibe rückte. Ich bin ein Fleischesser. Ralph gab mir nicht die Gelegenheit, die Speisekarte zu studieren. Ab und zu gelang es mir, hinter seinem Rücken einem Ober ein Gericht auf einem Nachbartisch anzuweisen. Ein mit dunkler Soße übergossenes Fleischgericht, aus dem Knochen herausragten. »Was hast du denn jetzt bestellt?«, rief Ralph kopfschüttelnd. »Hier muss man Fisch essen. Morgen holen wir Fleisch für den Grill. Wir kennen einen Bauernhof, der frisches Lamm- und Schweinefleisch verkauft. Hier kommt das Fleisch aus dem Supermarkt. Wir sind in einem

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