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Sommerhaus mit Swimmingpool

Sommerhaus mit Swimmingpool

Titel: Sommerhaus mit Swimmingpool Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herman Koch , Pößneck GGP Media GmbH
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meine das anders«, sagte Caroline. »Kannst du dir vorstellen, wie andere Männer unsere Töchter anschauen? Nimm Julia. Wie schaut ein erwachsener Mann Julia an?«
    »Das weißt du doch. Du hast es gerade selber gesagt. In anderen Kulturen wäre sie längst verheiratet. Und schau dir Alex an. Die beiden sind total verknallt. Was wissen wir, was sie miteinander anstellen? Ich meine, sollten wir nicht lieber darüber reden? Der Junge ist fünfzehn. Ich hoffe, sie wissen, was sie tun.«
    »Mein lieber Schatz, ich rede nicht von fünfzehnjährigen Jungen. Es rührt mich, wenn ich sehe, wie sie umeinander herumscharwenzeln. Gestern haben sie Händchen gehalten. Beim Essen, unter dem Tisch. Ich meine, Alex ist vielleicht ein bisschen lahm, aber er ist ein hübscher Junge. Ich kann es mir gut vorstellen. Ich wüsste schon, was ich wollte, wenn ich Julia wäre.«
    »Und wie nennen wir das? Frauen in den mittleren Jahren, denen beim Anblick von fünfzehnjährigen Jungen das Wasser im Mund zusammenläuft? Pädophilie? Oder gibt es einen schöneren Namen dafür?«
    Ich sagte es lachend, aber Caroline lachte nicht.
    »Pädophilie ist es erst, wenn man es macht«, sagte sie. »Ich kann mich durchaus am Anblick von fünfzehnjährigen Jungen erfreuen. Klar. Aber dabei bleibt es. Und so schauen Männer natürlich auch Mädchen an. Die meisten Männer. Vielleicht haben sie gewisse Fantasien. Aber sie tun nichts. Oder? Ichmeine: Normale Männer tun nichts. Das war eigentlich meine Frage. Inwiefern hältst du Ralph für normal?«
    »Ich glaube, er ist genauso normal wie diese ganzen Männer, die in Länder reisen, in denen die gesamte Tourismusindustrie auf Sex mit minderjährigen Mädchen ausgerichtet ist. Und da rede ich von … Zigtausenden, wenn nicht Hunderttausenden Männern.«
    »Also gehört Ralph deiner Meinung nach zu diesen hunderttausend Männern? Wenn du das wirklich glaubst, dann reisen wir noch heute ab.«
    Wieder sah ich Julias Hände vor mir, wie sie nach ihrem Höschen griffen. Nein!, hatte sie gerufen. Nein! Und dann sah ich den Raubvogelblick wieder vor mir, mit dem Ralph meine Frau im Foyer des Stadttheaters ausgezogen hatte. Wie er mit dem Kiefer gemahlt hatte. Mit den Zähnen geknirscht, als würde er die Beute schon auf der Zunge schmecken. Männer betrachten Frauen. Frauen betrachten Männer. Aber Ralph betrachtete Frauen so, als würde er im Playboy blättern. Er knetete seinen Schwanz dabei. In Gedanken oder auch echt. Er zog dreizehnjährigen Mädchen die Höschen runter. Oder lag ich da falsch? Wirklich gesehen hatte ich es ja nicht. Vielleicht hatte meine Tochter nur geglaubt, er könnte so etwas tun. Vielleicht hatten sich die Kinder davor zu viert im Schwimmbad gegenseitig die Höschen herunterzuziehen versucht. Ein Spiel. Ein unschuldiges Spiel. Unschuldig bei Neun- bis Fünfzehnjährigen, bei Männern Ende vierzig ziemlich bedenklich.
    Vielleicht hatte ich Ralph voreilig beschuldigt, dachte ich.
    »Was hältst du eigentlich von Stanley?«, fragte ich.
    »Bitte?«
    »Stanley und Emmanuelle. Was sagen wir eigentlich dazu? Wie alt mag sie sein? Neunzehn? Achtzehn? Siebzehn? Ich meine, sie ist ja vielleicht volljährig, aber ist das normal? Ist es gesund?«
    »Aber träumt nicht jeder Mann über vierzig davon? Ein Mädchen? Obwohl … nicht jeder. Du, soweit ich weiß, nicht.«
    »Stanley kann es sich erlauben. Er ist eine Berühmtheit. Die Mädchen stehen Schlange. Er braucht nur auf eine zu zeigen und sie zu sich zu winken. Vielleicht kriegen sie ja was dafür. Eine kleine Rolle in einem seiner Filme. Aber vielleicht auch nicht. Das ist nicht mal nötig. Es reicht für das Mädchen vielleicht schon, neben der Berühmtheit über den roten Teppich gehen zu dürfen.«
    »Aber ist es nur das? Dass ein einfacher Hausarzt prinzipiell nicht in der Lage wäre, eine Achtzehnjährige aufzureißen?«
    »Nein, du hast recht. Aber ich würde mich schon bald ziemlich aufgeschmissen fühlen. Ich würde mit so einem Mädchen auf den Spielplatz wollen, aber nicht in die Disco.«
    Jetzt musste Caroline lachen. Sie nahm meine Hand.
    »Du magst gleichaltrige Frauen einfach lieber, was, mein Schatz?«
    »So ist es«, sagte ich. Ich sah sie nicht an, sondern richtete den Blick auf den Strand und das Meer. »Das finde ich fairer.«

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21
    Im Vermietbüro mussten wir eine halbe Stunde warten, bis wir zu hören bekamen, dass der Klempner versuchen würde, heute Nachmittag noch vorbeizukommen. Das Mädchen hinterm

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