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Sommerhaus mit Swimmingpool

Sommerhaus mit Swimmingpool

Titel: Sommerhaus mit Swimmingpool Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herman Koch , Pößneck GGP Media GmbH
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keiner ran. Ralph schlüpfte wieder in seine Slipper, zur Abwechslung trug er eine Hose. »Ich fahre runter«, sagte er. »Ich werde mal Tacheles mit denen reden.«
    In dem Moment bot Caroline an, mit mir zum Büro zu fahren. Ralph protestierte, aber sie sagte: »Dann können wir gleich einkaufen. Heute Abend kochen wir.« Sie sah mich an, sie lächelte zwar, doch ihr Blick verriet, dass es ihr Ernst war. Ich murmelte noch etwas und ging dann zum Zelt, um die Autoschlüssel zu holen.

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20
    Auf dem Weg nach unten sagte Caroline nicht viel. Als wir an die Kreuzung kamen und ich nach links zum kleinen Städtchen abbiegen wollte, wo sich das Vermietbüro befand, legte sie mir die Hand auf den Arm. »Nein, lass uns erst was frühstücken. Am Strand.«
    Kurz darauf saßen wir auf der Terrasse des Restaurants, wo wir am ersten Abend den Meiers in die Arme gelaufen waren. Caroline tunkte ihr Croissant in eine große Tasse Milchkaffee mit viel Schaum.
    »Endlich mal wieder zu zweit«, sagte sie mit einem Seufzer. »Das wurde echt Zeit.«
    Und da konnte ich ihr nur zustimmen. Fast wie von selbst waren wir in die typische Dynamik eines von mehreren Menschen bewohnten Ferienhauses hineingezogen worden. Es war wie eine heimtückische Unterströmung im Meer. Ein paarmal hatte ich den Versuch unternommen, allein ins Dorf zum Bäcker zu fahren, aber jedes Mal wollte jemand mit. Meist war das Ralph gewesen. »Du fährst ins Dorf, Marc? Wunderbar. Heute ist Markt. Dann können wir gleich frischen Fisch und Obst kaufen.« Ich wartete dann mindestens eine halbe Stunde mit den Schlüsseln in der Hand beim Auto. »Die Jungen kommen auch mit«, sagte Ralph, wenn er schließlich oben an der Treppe erschien. »Die können die Sachen schleppen. Noch ein Minütchen. Alex steht noch unter der Dusche.«
    »Ja, höchste Zeit«, sagte ich jetzt zu Caroline. »Gute Idee von dir.«
    Ich sah einem Vater zu, der mit seinem Sohn einen Drachen steigen ließ. Es war so einer mit zwei Leinen, den man Runden drehen und Sturzflüge machen lassen kann. Jedes Mal, wenn der Vater dem Sohn die Leinen übergab, landete der Drachen mit einem harten Aufprall im Sand. Im Meer war zu dieser Stunde noch kein einziges Segel zu sehen. Ein weißes Kreuzfahrtschiff wanderte fast unmerklich von rechts nach links den Horizont entlang.
    »Wie lange müssen wir das noch durchhalten?«, fragte Caroline.
    »Was durchhalten?«
    »Marc … Du weißt genau, was ich meine. Für Julia und Lisa ist es ja nett, aber wir? Wie lange noch, bis wir uns, ohne unhöflich zu wirken, verdrücken können?«
    »Na, ist es denn so schlimm?« Ich unterbrach mich, als ich den Ausdruck auf ihrem Gesicht sah. »Entschuldige. Du hast recht. Es ist schlimm. Ich meine, mir geht es ja auch auf den Wecker. Man ist nie allein. Ralph …« Ich sah sie fragend an. »Ärgerst du dich immer noch … ich meine, gibt er dir Anlass dazu?«
    »Dank unserem hinreißenden Model nicht mehr, nein.«
    Etwas in ihrer Stimme ließ mich aufhorchen. Frauen glauben immer, dass Männer sie geheimnisvoll finden, aber sie sind im Grunde ziemlich leicht durchschaubar.
    »Aha, Ralph hat dich also gegen eine Jüngere eingetauscht«, sagte ich lachend. »Und das wurmt dich dann doch ein bisschen. Dass dir als Frau in den mittleren Jahren die Fensterputzer und die berühmten Schauspieler nicht mehr nachpfeifen.«
    Caroline spritzte mir mit ihrem Löffel Milchschaum ins Gesicht. »Marc! Sei nicht albern. Ich bin froh, meine Ruhe zu haben. Wirklich. Aber hast du mal darauf geachtet, wie er Emmanuelle anguckt?«
    Ich zuckte mit den Achseln.
    »Gestern?«, fuhr Caroline fort. »Gestern, bevor der Klempner kam? Stanley saß an seinem Tisch und arbeitete, und Emmanuelle lag in ihrem Liegestuhl. Als Ralph mit der Weinflasche herumging? Erst bückte er sich so tief, dass er sie fast berührte, als er nach ihrem Glas griff. Und dann, während er einschenkte, ließ er seinen Blick über ihren ganzen Körper gleiten. Von den Füßen aufwärts und wieder zurück. Nur auf das Gesicht hat er verzichtet. Ganz ungeniert. Er fuhr sich dabei mit der Zungenspitze über die Lippen. Als hätte er einen appetitlichen Fisch an der Angel. Und dann … dann. Nein, es war zu eklig!«
    Es schüttelte sie.
    »Und dann?«, fragte ich brav. »Was?«
    »Er stellte das Glas hin und rieb sich langsam über den Bauch. Und dann weiter nach unten. Zu seinem Schwanz. Er knetete ihn. Einfach so. Wenn ihn jemand dabei ertappt hätte, hätte er

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