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Sommerkind

Sommerkind

Titel: Sommerkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Chamberlain
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Zuhause muss, oder?”
    “Nein, natürlich nicht. Aber es gibt andere Wege, einem Menschen in so einer Situation zu helfen.” Frustriert sah Daria zur Decke. “Wir haben schon so oft darüber gesprochen. Du kannst nicht die gesamte Welt retten, Liebes.”
    “Das weiß ich. Und ich wollte ja auch nur diesem einen Mädchen helfen. Ich glaube nicht, dass das so falsch war.”
    “Das war sogar ziemlich … unvernünftig.” Sie hatte “dumm” sagen wollen, sich aber noch rechtzeitig gebremst. In Shellys Augen standen bereits Tränen. “Deshalb mache ich mir Sorgen um dich, Shelly”, sagte sie. “Deshalb glaube ich nicht, dass du reif genug für ein Baby bist. Dein Urteilsvermögen ist manchmal nicht gerade gut. Ich weiß, es tut weh, so was zu hören. Und ich weiß, dass du nicht richtig verstehst, was ich damit sagen will. Aber du bist einfach noch nicht so weit, zu heiraten und ein Kind zu bekommen.”
    Shelly antwortete nicht. In ihre Augen trat plötzlich ein leerer Ausdruck, den Daria nur allzu gut kannte, jedoch schon seit Langem nicht mehr gesehen hatte. Gerade noch rechtzeitig hastete sie zu Shelly, bevor sich ihr Körper völlig versteifte und vom Stuhl rutschte.
    Shelly begann sich zuckend zu winden. Blitzschnell drehte Daria sie auf die Seite, zog ein Kissen von einem der Küchenstühle und legte es ihr unter den Kopf. Während sie ihre Schwester festhielt und darauf wartete, dass die Krämpfe vorübergingen, fragte sie sich, ob der Anfall dem Baby schadete. Wenn es so war, wenn das Baby dadurch geschädigt werden konnte, würde Shelly dann einer Abtreibung zustimmen? Erschrocken über sich selbst und darüber, dass sie diesen Gedanken überhaupt zuließ, kniff Daria die Augen zusammen.
    “Daria?”
    Rory stand in der Tür zwischen Wohnzimmer und Küche.
    “Ich glaube, es ist fast vorbei”, sagte sie und blickte hinab auf Shelly, deren Körper sich entspannt hatte. Vorsichtig bewegte sie Shellys Kopf auf dem Kissen, um sicherzugehen, dass sie gut Luft bekam.
    Rory durchquerte den Raum und kniete sich neben Shellys Kopf. Stöhnend rollte sie sich wie ein Embryo zusammen und steckte ihren Daumen in den Mund. Rory streichelte ihr sanft übers Haar, und Darias Liebe zu ihm wuchs ins Unermessliche.
    “Ob der Anfall ihrem Baby geschadet hat?”, fragte er.
    “Schon möglich, aber er war nur ganz kurz. Ich glaube also nicht.”
    “Ist das der erste Anfall in diesem Sommer?”
    “Sogar der erste seit etwa einem halben Jahr. Und ich fürchte, ich bin nicht ganz unschuldig daran. Ich habe sie angeschrien.” Sie beugte sich hinunter und küsste Shellys Schläfe. “Es tut mir leid, meine Kleine.”
    Shelly drehte sich auf den Rücken und öffnete die Augen. Sie nahm den Daumen aus dem Mund. “Anfall …?”, fragte sie.
    “M-hm.” Daria nickte. “Wie fühlst du dich?”
    “Wie geht es meinem Baby?”
    “Es ist alles in Ordnung.”
    Sie rollte sich wieder auf die Seite und schloss die Augen. “Müde”, murmelte sie.
    “Du kannst nicht hier auf dem Küchenfußboden schlafen”, fand Daria. “Bleib nur noch eine Minute wach, dann können Rory und ich dich ins Wohnzimmer auf das Sofa bringen.”
    Sie schafften es, Shelly aufzurichten, und mit ihrer Hilfe stolperten sie durch das Haus zum Sofa. Den Daumen wieder im Mund, legte Shelly sich hin.
    “Lass uns raus auf die Veranda gehen”, flüsterte Daria.
    Sie setzten sich nebeneinander in die Schaukelstühle. Rory streckte seinen Arm aus und griff nach ihrer Hand. “Geht es dir gut?”
    Sie lächelte ihn an. “Jetzt schon.”
    Shelly war noch nie so müde gewesen; trotzdem war sie wach. Wach genug, um die Stimmen zu hören, die durch das offene Fenster über dem Sofa zu ihr drangen. Ihre Augen waren noch geschlossen, ihr Kopf noch schwer, und sie brauchte einige Minuten, ehe sie die Stimmen erkannte: Daria und Rory. Sie sprachen leise. Daria erzählte Rory die Geschichte mit dem Gehaltsscheck. Es kam ihr vor, als wäre das Ganze schon vor Tagen passiert. Ihr war es richtig vorgekommen. War sie denn wirklich so unvernünftig gewesen? Hätte Andy ihr auch Vorwürfe gemacht?
    “In letzter Zeit”, sagte Daria gerade, “denke ich oft, Pete hatte recht damit, dass Shelly mehr Beobachtung braucht, als ich ihr geben kann.”
    Shelly runzelte die Stirn und konzentrierte sich auf die Worte, die von der Veranda kamen. Sie musste gut zuhören, vor allem, wenn es um sie ging. Aber sie musste noch mal eingeschlafen sein, denn als Nächstes hörte sie das

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