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Sommerkind

Sommerkind

Titel: Sommerkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Chamberlain
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sich ihr Bikinioberteil mit Toilettenpapier ausgestopft hat und im Wasser alles rausgefallen ist?”
    Zack lachte und Daria stöhnte. “Ich habe versucht, es zu vergessen, Ellen”, sagte sie.
    “Das weiß ich nicht mehr”, meinte Rory.
    “Aber nur, weil du mich damals nicht beachtet hast”, erwiderte Daria.
    Doch Rory konnte sich nur zu gut daran erinnern, wie Chloe einmal beim Bodysurfen ihr Bikinioberteil verloren hatte. Beinahe hätte er es zum Besten gegeben, doch dann fragte er sich, ob es nicht vielleicht armselig war, so etwas über eine Ordensschwester zu erzählen, und ließ es bleiben.
    “Daria hat von deiner verrückten Idee erzählt, die Geheimnisse um Shellys Herkunft aufzudecken”, wechselte Ellen das Thema.
    “Ich versuche es zumindest”, antwortete er. “Zufällig war ich erst heute Nachmittag bei dem Detective, der damals den Fall bearbeitet hat.” Er fing Darias düsteren Blick auf, und ihm wurde klar, dass er dieses Thema besser nicht in ihrer Gegenwart besprechen sollte. Sie war immer noch gegen die Sache, doch es fiel ihm schwer, Stillschweigen zu bewahren, wenn er sich in Gedanken kaum mit etwas anderem beschäftigte. Außerdem war Ellens Äußerung geradezu eine Aufforderung zum Erzählen gewesen.
    “Und was hat er gesagt?”, fragte Grace. “Was hat die Polizei damals herausgefunden?”
    Die Kellnerin brachte den Nachtisch, und Rory lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, damit sie die Mousse au Chocolat vor ihm platzieren konnte. Grace ließ seine Hand los, griff nach ihrem Wasserglas und nahm einen Schluck.
    “Leider nicht viel, fürchte ich.” Rory sah entschuldigend zu Shelly hinüber. “Der Detective geht davon aus, dass Shellys Mutter eins der beiden jungen Mädchen war, die zu jener Zeit als vermisst gemeldet waren und niemals gefunden wurden.”
    “Schon eigenartig, dass an jenem Morgen niemand gesehen hat, was passiert ist”, bemerkte Grace. “Gehen die Leute denn normalerweise nicht früh an den Strand? Um Muscheln zu suchen oder den Sonnenaufgang zu beobachten?”
    “Am Tag zuvor hatte es ein schweres Unwetter gegeben”, erklärte Daria. “Da war seit mindestens vierundzwanzig Stunden niemand mehr am Strand. Ich war wohl die erste Person dort. Oder besser gesagt: die zweite.”
    Ted beugte sich zu Rory hinüber, seine weichen, gemütlichen Gesichtszüge waren plötzlich von Anteilnahme gezeichnet. “Chloe und Daria finden, du solltest die Vergangenheit ruhen lassen”, sagte er leise, damit Shelly es nicht hörte. “Du solltest Shellys friedliches Leben nicht durcheinanderbringen.”
    Ellen tat die Bemerkung ihres Mannes mit einer abfälligen Handbewegung ab. “Soll Rory doch allein merken, dass es sinnlos ist”, sagte sie. “Die Polizei hat damals alles auf den Kopf gestellt und nichts herausgefunden. Da wird man nach zweiundzwanzig Jahren erst recht nichts mehr finden.” Mit geheuchelter Zerknirschtheit sah sie Rory an. “Tut mir leid, Rory, aber ich glaube, das ist vergebliche Liebesmüh.”
    “Möglicherweise”, gab er zu – jedoch nicht, weil er ihrer Meinung war, sondern um die Wogen zu glätten.
    Auf der anderen Seite der Terrasse piepste ein Pager, kaum hörbar, doch Daria schreckte zusammen und blickte in die Richtung, aus der der Ton kam. Als Rory ihrem Blick folgte, sah er ihren Bekannten Mike, der ein kleines Mobiltelefon ans Ohr hielt. Daria tat, als konzentrierte sie sich wieder voll und ganz auf den Nachtisch, aber Rory wusste, dass sie Mike immer noch beobachtete. Ob sie in ihm vielleicht mehr als nur einen “Kumpel” sah?
    Da erhob Mike sich von seinem Stuhl und ging schnurstracks auf Daria zu. Er legte ihr die Hände auf die Schultern, beugte sich zu ihr hinab und murmelte ihr etwas ins Ohr, laut genug, dass man ihn am gesamten Tisch verstehen konnte. “Auf der 158 ist ein Unfall passiert, irgendwo bei Meilenstein acht. Zwei Autos und ein Fahrrad. Komm mit.”
    Daria schüttelte den Kopf.
    “Wir haben nicht genug Leute”, beharrte Mike. Seine Finger hatten auf Darias Schultern weiße Druckstellen hinterlassen. “Ich bitte dich”, sagte er. “Wir brauchen dich.”
    Wieder schüttelte sie stumm den Kopf, den Blick starr auf ihren Limonenkuchen gerichtet, woraufhin Mike von ihr abließ und aus dem Lokal stürmte. Alle hatten sich weiter unterhalten, und schon im nächsten Moment hob Daria den Kopf, lächelte und beteiligte sich wieder am Gespräch. Jeder plapperte, als wäre nichts Ungewöhnliches passiert. Allein Rory nahm die

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