Sommerküsse voller Sehnsucht
Musik stoppte und Natashas Partner, der im Gegensatz zu allen anderen Männern im perfekten Regency-Outfit erschienen war, ans Mikrofon ging.
»Ladies and Gentlemen, wir werden nun den Gewinner des heutigen Kostümwettbewerbs bekannt geben.«
Elsa schluckte. Sie hatte es immer gehasst, wenn ihr Name oder ihre Nummer öffentlich aufgerufen wurde. Dies würde zwar gewiss nicht geschehen, sagte sie sich, war aber trotzdem angespannt. Laurence nahm ihre Hand und drückte sie.
»Ich verlese die Sieger in der Reihenfolge von hinten nach vorne …« Ein Name wurde vorgelesen, und Elsa entspannte sich wieder. Die Frau, die vortrat, um ihre Flasche Champagner in Empfang zu nehmen, war perfekt kostümiert. Elsa hätte wetten mögen, dass das Kleid, das sie trug, die exakte Kopie eines Kleides von einem zeitgenössischen Gemälde war. Jetzt war sie sich sicher, dass für sie keinerlei Gefahr bestand, aufgerufen zu werden.
Der zweite Preis ging an ein weiteres fantastisches Kostüm, das ebenfalls wesentlich aufwändiger war als Elsas. Es hätte das Kleid einer Adeligen aus der Zeit sein können, während Elsas eher zu einer jungen Debütantin gepasst hätte.
»Und der Hauptpreis«, rief der Mann, der in seiner engen Hose, dem Frack und dem auffällig gebundenen Halstuch sehr gut aussah, »ein Wochenende für zwei Personen in diesem traumhaften Hotel hier geht an …«
Elsa schaute sich um, ob jemand nach vorn kam. Erst dann begriff sie, dass es ihr eigener Name war, der soeben laut verkündet worden war.
Laurence sah sie lächelnd an. ›Und? Bist du bereit?‹, schien sein Blick zu fragen. Als sie nickte, nahm er ihre Hand und führte sie nach vorne. Alle klatschten. Normalerweise war so eine Situation für Elsa ein Albtraum. Aber seltsamerweise überkam sie plötzlich eine große Sicherheit. Sie verbeugte sich und nahm die Flasche Champagner und den Umschlag in Empfang, als wäre es das Normalste der Welt.
»Vielen Dank«, sagte sie. »Ich kann gar nicht fassen, dass ich wirklich gewonnen habe!«
»Ihr Kostüm ist zwar nicht wirklich perfekt«, meinte Natasha und küsste sie auf die Wangen, »aber Sie sehen unglaublich hübsch darin aus. Wo haben Sie es machen lassen? Man kann sehen, dass es nicht geliehen ist.«
»Oh, ich habe es selbst genäht«, antwortete Elsa und winkte ab.
»Das ist ja unglaublich!«, rief Natasha. »Haben Sie das gehört? Sie hat es selbst genäht.«
Jetzt, nachdem die Preisverleihung vorüber war, scharten sich andere Frauen um Elsa und Natasha, um sich Elsas Kleid näher anzusehen.
»Es ist wirklich sehr schön. Machen Sie das beruflich?«
Elsa nickte. »Ja, ich nähe hauptsächlich Hochzeitskleider.«
»Sie haben nicht zufällig eine Visitenkarte dabei, oder?«, fragte Natasha.
Elsa schrieb bestimmt zum zehnten Mal ihre Internetadresse für jemanden auf, als eine Frau wissen wollte: »Stellen Sie auch Praktikantinnen ein? Meine Tochter möchte zwar Abitur machen, aber eigentlich tut sie nichts anderes, als den lieben langen Tag zu nähen. Sie möchte unbedingt auf die Modeschule gehen.«
Elsa dachte kurz nach. »Ich habe ab und zu Aushilfen, eine Praktikantin hatte ich allerdings noch nie. Doch da ich einen großen Auftrag in Aussicht habe, könnte Ihre Tochter mir durchaus nützlich sein.« Sie dachte an die vielen Kristalle, die auf das Band genäht werden mussten. Sie konnte es zumindest versuchen.
»Wenn Sie Ja sagen, könnte ich mich als Mummy ungemein beliebt machen«, meinte die Frau. »Allerdings ist die einzige Erfahrung, die meine Tochter bisher hat, ein Job in einem Modegeschäft.«
»Tja, die Tätigkeit, die ich ihr anbieten könnte, ist natürlich sehr einfach, doch dafür kann sie mit wunderbaren Materialien arbeiten. Sagen Sie ihr, sie soll mich mal anrufen.«
Es machte Elsa großen Spaß, sich mit diesen Frauen über das zu unterhalten, was sie am besten konnte, doch in diesem Moment berührte Laurence sie am Ellbogen.
»Komm, wir müssen unbedingt einen Sieger-Walzer tanzen. Ganz allein. Dabei werden wir dann feststellen, ob sich deine Tanzstunde wirklich bezahlt gemacht hat.«
Dieses E-Book wurde von "Lehmanns Media GmbH" generiert. ©2012
Kapitel 33
Irgendetwas war passiert. Vielleicht lag es daran, dass alle Elsas Arbeit so gelobt hatten, vielleicht gab es auch einen anderen Grund – jedenfalls war plötzlich alles anders: Sie und Laurence harmonierten auf einmal.
Elsa nahm den Applaus gar nicht wahr. Sie hörte nur die Musik und spürte Laurences Arm auf
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