Sommerküsse voller Sehnsucht
wiederholte Natasha. »Irgendeiner der anderen Gäste wohnt doch sicher in deiner Gegend.«
»Aber ich will nicht warten, bis mich gnädigerweise jemand nach Hause fährt. Ich will jetzt nach Hause! Ich will zu meinen Kindern. Und außerdem«, fügte sie etwas ruhiger hinzu, »möchte ich niemandem den Ball verderben. Es ist noch viel zu früh zum Gehen.«
»Dein Auto steht hier sicher, Laurence. Ich weiß, wie kostbar dein Morgan für dich ist«, meinte Natasha, ohne auf Maggie einzugehen.
»Das hilft mir aber nicht«, lamentierte diese weiter. »Ich kann ja nicht Auto fahren. Sonst würde ich Laurences Wagen nehmen.«
Natasha schüttelte den Kopf. »Laurence ist sehr eigen, wenn es darum geht, wer seinen Wagen fahren darf, Maggie.«
»Hallo!« Jamie verschaffte sich lautstark Aufmerksamkeit. »Ich verblute hier fast, und ihr habt nichts Besseres zu tun, als über Laurences verdammtes Auto zu diskutieren.«
»Es gibt aber noch ein Problem«, rief Laurence. »Irgendwer muss sich darum kümmern, dass Elsa nach Hause kommt.«
Zum dritten Mal an diesem Abend waren alle Blicke auf sie gerichtet. Allmählich gewöhnte sie sich daran. »Ich komme schon heim«, antwortete sie. »Ich werde ein Taxi nehmen oder …«, sie lächelte, »… ich fahre einfach mit Laurences Wagen.«
Niemand lachte. Alle warteten gespannt, was Laurence dazu sagen würde.
»Kein Problem«, antwortete er zur allgemeinen Überraschung. »Wie viel hast du denn getrunken?«
»Nur ein Glas Champagner vorhin beim Reinkommen«, erklärte Elsa. »Danach hatte ich keinen Alkohol mehr. Und ich habe ein riesiges Stück Bœuf Bourgignon gegessen.«
»Sie wollen doch nicht behaupten, dass Sie eine Frau mit Ihrem Morgan fahren lassen«, rief einer der Männer entsetzt.
Laurence warf ihm einen vernichtenden Blick zu, und der Mann sagte nichts mehr.
»Ernsthaft, Laurence«, mischte sich nun auch Natasha ein. »Du kannst doch nicht eine Frau, die du kaum kennst, mit deinem Morgan fahren lassen.« Sie warf Elsa einen entschuldigenden Blick zu. »Ich meine, Sie beide haben sich doch erst …« Sie brach ab. »Wir könnten jemand anders bitten. Schließlich sind hier nicht alle betrunken, meine Güte.«
»Mir wäre Elsa lieber«, sagte Laurence. Er sah sie intensiv an, und sie bekam ganz zittrige Knie.
»Bist du sicher?«, vergewisserte sie sich.
Einen Moment kam es ihr vor, als wäre außer ihnen niemand im Raum. Er nickte. »Ich vertraue dir.« Er kramte in seiner Hosentasche und zog den Schlüssel hervor.
Wenig später starteten Laurence und Jamie mit Jamies Auto zum nächsten Krankenhaus, Maggie und Elsa machten sich auf den Weg zu Laurences Morgan. Elsa hielt es für klüger, niemandem zu verraten, dass sie lange nicht Auto gefahren war. Sie wollte Laurence nicht beunruhigen; außerdem rührte sie sein Vertrauen, und dieses Gefühl wollte sie sich nicht verderben. Sie war erstaunlich ruhig, und ihre einzige Sorge galt der Frage, wie sie selbst heimfinden sollte, nachdem sie Maggie und ihren Babysitter nach Hause gebracht hatte. Notfalls würde sie das tun, was sie immer getan hatte, seit sie den Führerschein hatte: Sie würde ihren Vater anrufen und sich den Weg von ihm erklären lassen. Er kannte sich überall aus, und die Tatsache, dass es schon recht spät war, störte sie nicht. Für solche Fälle waren Väter schließlich da.
Maggie merkte nichts von Elsas Unerfahrenheit. Nachdem Elsa den Lichtschalter gefunden und sie sich beide angeschnallt hatten, redete sie ununterbrochen. Ungehemmt erzählte sie Elsa, wie verantwortungslos ihr Mann sei, dass sie unbedingt selbst Auto fahren lernen müsse und wie toll der Ball gewesen sei.
Elsa sagte kein einziges Wort, sondern konzentrierte sich voll und ganz darauf, sie sicher nach Hause zu bringen. Ihr graute vor dem letzten Stück, das sie allein bewältigen musste, und sie war froh, ihr Handy dabeizuhaben. Zum Glück wurde die Babysitterin von ihrem Freund abgeholt, sodass Elsa zumindest dieser Weg erspart blieb.
Erst nachdem sie Laurences kostbaren Morgan sicher vor ihrem Haus abgestellt hatte, begann sie zu zittern. Zum hundertsten Mal vergewisserte sie sich, dass sie den Wagen richtig abgeschlossen hatte, bevor sie ins Haus ging. Inzwischen waren ihre Handflächen ganz feucht, und sie fühlte sich, als stünde sie unter Schock.
»Das ist doch albern!«, schimpfte sie laut vor sich hin. »Es ist ja nichts passiert, also besteht keinerlei Grund zur Panik. Was bist du denn bloß für eine
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