Sommerküsse voller Sehnsucht
Exehepartner zusammen, und es gab schon vor dem ersten Walzer Prügeleien. Oder zumindest vor dem letzten.
»Nun, ich dachte, Lily und Dirk würden sich darum kümmern.« Mrs. Boscastle runzelte die Stirn und machte deutlich, dass sie genau wusste, dass die beiden die Besonderheiten ihrer Verwandtschaft nicht kannten. »Ich koche gerade für ein paar ausgewählte Freunde, die heute Abend kommen. Wenigstens das funktioniert.«
Sarah überlegte kurz. Das hieß womöglich, dass für die vielen Nicht-Auserwählten Fish and Chips organisiert werden musste. Wie viele es wohl sein mochten? »Soll ich Ihnen bei der Tischordnung helfen?«
Mrs. Boscastle sah sie misstrauisch an. »Können Sie das denn?«
Sarah nickte. »Wie ich schon sagte, ich bin Hochzeitsplanerin. So etwas gehört zu meinem Job. Obwohl das normalerweise das Brautpaar selbst erledigt und ich dabei nur assistiere.«
»Das ist natürlich ein verlockendes Angebot …«
In diesem Moment fiel Sarah ein, dass sie sich unbedingt noch um Lily kümmern musste. »Ich hätte ungefähr eine Stunde Zeit. Aber was ist mit Ihren Gästen heute Abend?«
»Oh, wir können uns darum heute nicht mehr kümmern. Es geht erst morgen früh.«
Sarah schüttelte den Kopf. »Morgen früh wird Lily mich brauchen.« Ihre Schwester hatte ihr gesagt, dass sie einen Friseur organisiert habe, das Kleid fertig sei und für die Fahrt zur Kirche Privatautos zur Verfügung stünden. Theoretisch klang also alles perfekt. Praktisch konnte jedoch noch allerhand passieren.
»Vielleicht können Sie ja kommen, wenn meine Gäste sich verabschiedet haben? Gegen zehn? Oder ist Ihnen das zu spät?«
Angesichts der Tatsache, dass Sarah jetzt schon das Gefühl hatte, wochenlang schlafen zu können, war ihr das definitiv zu spät. Aber sie lächelte tapfer. »Okay, ich bin also gegen zehn da. Wenn Sie eine komplette Gästeliste haben, dürften wir nicht allzu lange brauchen.« Im letzten Augenblick fiel Sarah noch etwas ein. »Ist mit dem Zelt eigentlich alles in Ordnung?«
»O ja. Es nimmt zwar den gesamten Garten ein, aber ich muss sagen, meine Staudenrabatten sind ein schöner natürlicher Blumenschmuck. Ein paar Freundinnen von mir kommen morgen, um die Gestecke für die Tische zu arrangieren.« Sie lächelte. »Es ist praktisch, talentierte Freundinnen zu haben.«
»Da stimme ich Ihnen voll und ganz zu, Mrs. Boscastle.«
Lily saß auf ihrem Bett und hatte ihr Skizzenbuch aufgeschlagen vor sich auf dem Schoß liegen. Ihr Kleid hing unter einer Zellophanfolie an der Tür. Neben ihr auf dem Bett stand ein geöffneter Koffer.
Als sie ihre Schwester sah, sprang sie auf und flog ihr in die Arme. »Sarah, schön dich zu sehen! Ich habe mich ohne dich so einsam gefühlt.«
»Solltest du dir diesen Satz nicht für Dirk aufsparen?« Sarah drückte sie liebevoll. »Wo steckt er eigentlich?«
»Er ist bei Freddie, dem Trauzeugen. Es geht ihm gut.« Lily seufzte. »Ich mache doch keinen Fehler, oder, Sarah?«
»Natürlich nicht.« Sarah überspielte ihre aufsteigende Panik, indem sie ihre Schwester noch fester umarmte. »Du kennst Dirk doch schon lange. Er ist ein netter Mann, ihr versteht euch gut. Es wird alles bestens.« Die Tatsache, dass Lily ein Kind von ihm erwartete, erwähnte sie nicht – es klang zu sehr nach emotionaler Erpressung. »Nur die Schwiegermutter ist ein bisschen schwierig.«
Lily musste kichern. »Nicht wahr? Wenn du das schon sagst.« Sie seufzte. »Ohne dich hätte ich das alles gar nicht geschafft.«
»O doch.«
»Ich meine mein Leben. Seit Mum tot ist, warst du immer für mich da. Du bist große Klasse, Sarah.«
Sarah spürte, wie sich ihre Kehle zusammenschnürte. »Ich war gar nicht große Klasse. Ich war immer sehr kritisch und streng.«
Lily schob ihre Schwester sanft von sich und lächelte. »Genau so wie Mütter sein müssen.«
»Du Dummerchen«, meinte Sarah. »Also, wie fühlst du dich?«
»Ganz okay. Bloß …«
»Ja?«
»Ich fühle mich irgendwie so … taub.«
»Taub?«
Lily nickte. »Ich habe vor Kurzem meine Gefühle für Dirk getestet, um ganz sicher zu sein, dass ich nicht wieder einen Fehler mache, und …«
»Ja?« Sarah hielt Lilys Hände, um sie zu ermutigen auszusprechen, was sie auf dem Herzen hatte.
»Und dann habe ich mir vorgestellt, wie es wäre, wenn Dirk etwas Schreckliches passieren würde.« Sarah wollte etwas sagen, aber Lily redete schnell weiter. »Ich konnte nichts fühlen. Das meine ich mit ›taub‹.«
Sarah entspannte
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