Sommerküsse voller Sehnsucht
heutzutage als schick gilt.«
Lily kicherte wieder. »Meine große Schwester! Du hast immer so gute Ideen.«
»Dafür sind große Schwestern doch da, oder nicht? Also, was hast du heute Abend vor? Früh zu Bett gehen? Vielleicht eine DVD im Bett anschauen? Oder ein heißes Bad nehmen?«
»Ich weiß es noch nicht.« Ganz plötzlich fing Lily an zu weinen. Dicke, runde Tränen kullerten ihre Wange hinab.
»Schätzchen, was ist denn los?« Sarah sah sie erschrocken an. »Was ist passiert?«
»Ich weiß auch nicht. Eigentlich nichts. Alles.«
»Hast du was gegessen?«
Lily schüttelte den Kopf.
»Dann fühlst du dich vielleicht deshalb so weinerlich. Ich besorge dir was«, meinte Sarah in ihrer praktischen Art. »Was hältst du von Fish and Chips?«
»Oh ja, mein Lieblingsessen. Aber bitte ohne Essig.«
»Beim Essen schauen wir ein bisschen Sex and the City, und danach fahre ich zu Dirks Mutter, sage ihr, dass du keine Sitzordnung haben willst, und erkläre ihr das mit den Gratulationsreihen.«
Lily sah Sarah an. »Du wirst ihre Meinung nicht ändern können. Sie wird uns zwingen.«
»Würde es dir denn wirklich das Herz brechen, wenn sie den Gästen vorschreibt, wo sie sitzen sollen?«
»Nein«, heulte Lily. »Nicht besonders. Aber das mit dem Defilee finde ich unerträglich.« Sie schniefte laut. »Sie fällt in Ohnmacht, wenn irgendwer was zu meinem Bauch sagt. Und ich will mir meine Hochzeit nicht durch ihr Theater verderben lassen.«
Die meisten Bräute erleben ohnehin eine Enttäuschung, dachte Sarah.
Lily hatte recht. Mrs. Boscastle wollte sich nicht von ihren Plänen abbringen lassen. Ihre Dinnergäste waren fort, und der Tisch war abgeräumt, damit sie sich gleich an die Arbeit machen konnten.
»Lily hat gesagt, Dirk und sie fänden es schöner, wenn die Gäste sich einfach hinsetzen könnten, wo sie möchten«, begann Sarah mit fester Stimme. »Und zu wem sie möchten.«
»Typisch Jugend!«, antwortete Mrs. Boscastle mit ebenso fester Stimme. »Sie haben ja keine Ahnung, wie wichtig solche Dinge sind. Wir machen jetzt einen Plan. Ich werde meinen Mann bitten, morgen auf dem Computer Etiketten auszudrucken. Die kleben wir dann einfach auf fertig gekaufte Tischkärtchen.«
»Das ist aber sehr zeitaufwändig«, meinte Sarah. »Sind Sie sicher, dass er nichts anderes zu tun hat? Sich zum Beispiel darum zu kümmern, dass der Wein gekühlt ist?« Von Mr. Boscastle hatte sie bisher noch nichts gesehen. Wenn er auch nur annähernd so war wie seine Frau, hatte er sicher ebenfalls einen eigenen Kopf.
»Nein, das machen diese Catering-Frauen. Zumindest hoffe ich das. Sie wirken übrigens ziemlich unerfahren und schlecht organisiert.«
Sarah verkniff sich die Bemerkung, dass diese Frauen kostenlos arbeiteten und sie ihnen daher sehr dankbar sein sollte. Aber Mrs. Boscastle brauchte das gar nicht zu wissen. »Keine Sorge, sie sind sicher gut in ihrem Job. Ich kann Ihnen morgen helfen, die Tischkärtchen zu verteilen. Jetzt müssen wir nur noch über das Gratulations-Defilee sprechen.«
Mrs. Boscastle schüttelte den Kopf. »Das wollten Lily und Dirk auch nicht, aber ich habe sie überredet. Es ist absolut wichtig.«
»Eigentlich ist es ziemlich aus der Mode, weil es so viel Zeit in Anspruch nimmt«, log Sarah und kreuzte unter der Tischplatte die Finger. »Viele meiner … äh … reichen Kunden machen zwei Reihen, damit es schneller geht.«
»Zwei? Wieso soll das denn schneller sein?«
Das wusste Sarah auch nicht, also musste sie rasch was erfinden. »Familienmitglieder erzählen länger mit den Eltern, das bedeutet, dass die anderen hinter ihnen warten müssen. Wenn sie zuerst zu Braut und Bräutigam gehen und dann erst zu den Familienmitgliedern, wird die Sache um einiges beschleunigt.« Sarah war froh, dass niemand, vor allem nicht Hugo, diesen Unsinn hörte. Er hätte sicher laut gelacht. Andererseits hätte sie sich so viel besser gefühlt, wenn er in ihrer Nähe gewesen wäre.
»Na ja, wenn das heutzutage so üblich ist …« Mrs. Boscastle sah Sarah unschlüssig an.
»Bei der letzten Hochzeit, die ich ausgerichtet habe, waren jedenfalls alle sehr zufrieden mit der Organisation.« Das war jetzt immerhin keine direkte Lüge.
»Also gut, meinetwegen. Jetzt lassen Sie uns den Sitzplan aufstellen. Sie machen ja einen sehr effizienten Eindruck. Da sind wir sicher schnell fertig.«
Mrs. Boscastle war ebenfalls sehr effizient, sodass sie tatsächlich gut vorankamen. Allerdings war diese Frau
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