Sommerküsse voller Sehnsucht
Gestalt. Es war Bron. Elsa fand, dass sie angespannt aussah.
»Hallo. Komm rein.« Bron lächelte. »Ich habe gerade eine Flasche Wein aufgemacht. Möchtest du ein Glas?«
»Oh ja, warum nicht?«, meinte Elsa. »Ich bin zu Fuß gekommen.«
Ein großer, gut aussehender Mann erschien in der Diele. »Elsa, das ist Roger«, sagte Bron.
Der Mann musterte Elsa misstrauisch. »Hallo, Elsa. Sind Sie eine Kollegin von Bron?«
Elsa schüttelte den Kopf. »Nein, ich bin Schneiderin«, antwortete sie. »Ich habe die Kleider für Ashlyns Hochzeit genäht.«
»Aha. Dann treiben Sie also auch irgendeinen armen Mann in den Wahnsinn, weil Sie jedes Wochenende unterwegs sind?« Er lächelte, um seiner Frage die Schärfe zu nehmen, aber vermutlich meinte er jedes Wort so, wie er es gesagt hatte.
Elsa blinzelte. »Nein, eigentlich nicht.« Sie machte sich nicht die Mühe, ihn darüber aufzuklären, dass es in ihrem Leben gar keinen »armen Mann« gab, den sie in den Wahnsinn treiben konnte.
»Bron ist fast jeden Samstag unterwegs und lässt mich allein. Gestern hat sie sogar ihren Dienst im Kricketclub versäumt, stimmt’s, Herzchen?«
Bron nickte entschuldigend. »Ich fürchte, ja. Ich hab ganz vergessen, vorher zu tauschen. Aber schließlich will man ja keinen bezahlten Job sausen lassen, nur um Berge von Sandwiches zu schmieren und Kuchen zu backen.«
»Dabei bist du eigentlich eine gute Bäckerin«, fuhr Roger fort, ohne auf ihren Einwand einzugehen. »Zum Hochzeitstag meiner Eltern hat sie eine ganz köstliche Torte gebacken. Die Leute haben nicht geglaubt, dass sie selbstgemacht war.«
»Wirklich?« Elsa lächelte. »Dann hast du also noch andere Talente.«
Bron zuckte mit den Schultern. Offenbar wollte sie dazu lieber nichts sagen.
Doch Roger ließ sie auch gar nicht zu Wort kommen. »Bietest du Elsa ein Glas Wein an? Im Schrank steht noch eine Flasche. Der schmeckt ihr bestimmt. Vor dem Abendessen läuft noch etwas im Fernsehen, das ich mir anschauen möchte. Du hast also eine halbe Stunde Zeit.«
»Ich bin eigentlich nur gekommen, um Bron ihre Haarnadeln zurückzubringen …«
»Bitte bleib noch einen Moment«, bat Bron.
»Okay, aber wirklich nicht lange. Ich will heute noch zu meinen Eltern.«
Elsa zog Bron ins Haus. »Komm mit in die Küche, ich hole uns ein Glas Wein«, sagte sie. »Ich habe im Kühlschrank noch einen Pinot Grigio. Ich weiß auch nicht, wieso Roger immer glaubt, ich würde lieber süßen Wein trinken. Wahrscheinlich weil sein Vater bei meinem ersten Besuch eine Flasche Liebfrauenmilch geöffnet hat und ich höflicherweise gesagt habe, er würde mir schmecken. Das stimmte natürlich gar nicht.«
Elsa war froh, dass sie allein lebte und nicht mit so einem komplizierten Mann zusammen war. Wie schrecklich, wenn man nach einem anstrengenden Arbeitstag nach Hause kam und sich dann auch noch um so einen Typen kümmern musste! Da war es doch besser, sich ab und zu ein bisschen einsam zu fühlen. Sie hoffte bloß, dass Bron ihr diese Gedanken nicht ansah.
Bron goss den Wein ein und ging dann vor in den winzigen Wintergarten im hinteren Teil des Hauses.
»Nett hier«, stellte Elsa fest.
»Du wunderst dich sicher, warum wir keine Pflanzen haben, oder?«, meinte Bron. »Aber Roger mag keine, sie machen ihm zu viel Dreck.«
»Ehrlich gesagt, habe ich auch keine Pflanzen«, antwortete Elsa. »Das ist bei mir hoffnungslos. Dabei ist meine Mutter eine begnadete Gärtnerin.« Elsa setzte sich in einen Korbsessel. »Dann kannst du also nicht nur Frisuren zaubern, sondern auch tolle Torten backen?«
Bron wehrte bescheiden ab. »Nur hobbymäßig. Ich backe ab und zu mal was, wenn Freunde oder Familienmitglieder ein besonderes Fest haben, das ist alles. Ich nehme nichts dafür, dann kann mich nach dem Genuss auch niemand verklagen.« Sie grinste schief.
Elsa lachte. »Ich bin sicher, dass noch nie jemand nach dem Genuss deiner Torten Probleme hatte.«
Bron trank einen Schluck Wein und schien sich ein wenig zu entspannen. »Vielleicht nicht. Aber jetzt erzähl mir endlich alles über die Hochzeitsfeier! Ich bin schrecklich neugierig.«
Elsa rückte das Kissen in ihrem Rücken zurecht und fing an. »Also, die Trauung in der Kirche verlief gut, auch wenn ich dachte, ich würde vor Verlegenheit sterben. Ich musste mir immer wieder einreden, dass alle nur auf Ashlyn achten, nicht auf mich. Und ihr Kleid sah fantastisch aus! Ich dachte erst, Stickereien, Perlen und Spitze wären zu viel, doch das war es
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