Sommerküsse voller Sehnsucht
nie gefragt. Ich möchte dich nicht heiraten«, meinte Bron. »Im Gegenteil. Ich wollte dich noch heute verlassen.«
»Was meinst du damit? Wo willst du denn hin?«
»Ich habe alles organisiert.«
Er rang nach Worten. »Aber … meine Eltern finden auch, dass du die Richtige für mich bist«, stieß er schließlich hervor.
»Ich mag deine Mutter sehr gern, Roger. Doch ich bin sicher, dass du einmal wie dein Vater wirst, und der ist ein Faschist.« Es tat so gut, das alles endlich rauslassen zu können.
»Wie kannst du es wagen, so über meinen Vater zu sprechen!« Roger sprang aus dem Bett, nackt, und sein gesamter Körper bebte vor Empörung. Es fiel Bron schwer, nicht zu kichern.
»Ich verletze deine Gefühle nur ungern, aber du musst zugeben, dass Dschingis Khan gegen ihn ein Liberaler ist. Ich verstehe gar nicht, wie die arme Pat es mit ihm aushält. Und du bist genauso wie er.«
»Wie kannst du das sagen?« Hastig zog er sich Boxershorts über. »Ich spende doch sogar regelmäßig, oder nicht?«
»Das tut die Mafia auch, Roger. Und dich warne ich«, zischte sie in Richtung Sasha. »Nach spätestens einem halben Jahr hat er mit einem Vorspiel nicht mehr viel im Sinn. Und ohne Navigationsgerät findet er auch deinen G-Punkt nicht.«
»Jetzt wirst du geschmacklos.« Roger hatte inzwischen wieder eine Hose an, was ihm ein Stück Selbstsicherheit zurückgab.
Bron, deren eigenes Selbstvertrauen ebenfalls von Minute zu Minute wuchs, baute sich vor Roger auf. »Ausgerechnet du musst das sagen. Du ziehst deiner Bettgespielin meine Unterwäsche an und behauptest, ich wäre geschmacklos.«
»Bron!« Ein T-Shirt gab Roger seine Überlegenheit wieder, zumindest bildete er sich das ein. »Du bläst diese Sache völlig unnötig auf.«
»Auf die Gefahr hin, dass du mich wieder als geschmacklos beschimpfst, doch der Einzige, der hier etwas aufbläst, bist du.«
»Ich wusste wirklich nicht, dass du so schmutzige Gedanken hast.«
Sie zuckte mit den Schultern. »Du wusstest vieles nicht.« Seelenruhig ging sie zu ihrer Kommode und nahm eine bereits fertig gepackte Tasche heraus. Wie hatte sie bloß ein schlechtes Gewissen haben können, weil sie ihn verließ?
Sasha schlüpfte hastig in ihre Klamotten, und Roger zog sich Schuhe und Strümpfe an. »Du überreagierst«, meinte er. »Typisch Frau.«
Bron glaubte, nicht richtig gehört zu haben. Ursprünglich hatte sie nur das einpacken wollen, was sie wirklich brauchte. Aber jetzt war sie fest entschlossen, alles mitzunehmen, was ihr gehörte. Im Kleiderschrank stand ein riesiger Koffer. Sie räumte den Spiegel ihres Ankleidetischs und eine der Nachttischlampen hinein. Roger starrte sie an.
»Du kannst nicht auch noch die Möbel mitnehmen!«, donnerte er.
»Doch. Ich habe sie schließlich bezahlt. Nur die Matratze lasse ich dir hier, sie ist besudelt.« Wieder musste sie ein Kichern unterdrücken. ›Besudelt‹ war ein schönes Wort. Sie hatte gar nicht gewusst, dass sie es kannte. Ihr wurde klar, dass sie im Moment wahrscheinlich völlig adrenalingesteuert war. Vermutlich würde sie später der Schock treffen.
Sasha und Roger flüsterten sich etwas zu. Wahrscheinlich fragten sie sich, ob sie den Verstand verloren hatte. Dabei hatte sie sich noch nie so klar gefühlt. Das Bad war als Nächstes dran. Den Rasierspiegel ließ sie hängen, er war ein Geschenk für Roger gewesen. Dann ging sie in die Küche hinunter.
Ihre Koffer waren voll, daher nahm sie eine Mülltüte und begann, sie mit allen möglichen Geräten zu füllen: Eierkocher, Toaster, Mixer. Roger kam in dem Moment herein, als sie gerade den Messerblock voller Messer in der Hand hielt.
»Die kannst du nicht mitnehmen!« Roger hatte die Hose halb in den Socken stecken. »Das ist ein Geschenk von meinen Eltern.«
»Ja«, antwortete Bron seelenruhig. Sie wunderte sich, dass er angesichts ihrer Bewaffnung so aggressiv war. »Für mich.«
»Soll ich Wasser aufsetzen und Tee kochen?« Sasha stand hinter ihnen. Sie war inzwischen fertig angezogen und versuchte hilflos, die Wogen etwas zu glätten.
»Wenn du einen brauchst, bitte«, antwortete Bron spitz. »Aber beeil dich, den Wasserkocher nehme ich nämlich auch mit.«
»Du kannst mein Haus doch nicht einfach so ausräumen!« Roger war fassungslos. »Das ist Diebstahl!« Er unternahm nicht mal den Versuch, sie zum Bleiben zu überreden.
»Okay, ich lasse den Wasserkocher hier«, lenkte Bron ein. »Obwohl der auch mir gehört.« Sie wusste, dass es im
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