Sommerküsse voller Sehnsucht
ein späterer Anbau«, erklärte Fenella. »Einer von Ruperts Vorfahren hat ein Vermögen mit einer Art Sklavenhandel gemacht. Irgendwie hat er geglaubt, durch den Bau dieser Kapelle würden ihm die Sünden erlassen. Sie entspricht leider gar nicht meinem Geschmack.«
Sarah fand, dass die hohe, gewölbte Decke, der Marmorfußboden und die drei bunten Glasfenster über dem Altar eher an eine Kirche erinnerten als an eine einfache Hauskapelle. Sie hatte schon Hochzeiten in Kirchen organisiert, die wesentlich kleiner gewesen waren als diese hier.
»Es ist ein nahezu perfektes Beispiel für die Wiederbelebung der Hochkirche«, erklärte Rupert. »Nicht unbedingt eine Kopie früher Sakralbauten, aber sie vereint das Beste der mittelalterlichen Vorgängerbauten und demonstriert eine Rückkehr zur sakramentalen Tradition.«
»Das klingt aber gelehrt«, meinte Hugo anerkennend. »Du hast dich intensiv mit dem Thema beschäftigt, oder?«
»Natürlich.« Rupert lachte. »Ich bin inzwischen ein richtiger Experte.«
»Gib ihm ja kein Stichwort«, warnte Fenella. »Er hält sich stundenlang dran, wenn man ihm die Gelegenheit dazu gibt.«
»Was ich gern wüsste«, schaltete Sarah sich ein, »ist, ob sie sich tatsächlich für Hochzeiten eignet. Eine Lizenz für standesamtliche Trauungen wäre schon toll. Aber wenn man hier auch noch kirchliche Trauungen durchführen könnte, wäre das wirklich perfekt.«
Fenella und Rupert tauschten einen Blick. »Das hoffen wir«, meinte Fenella. »Etwas Ähnliches haben wir uns nämlich auch schon überlegt.«
Rupert nickte. »Die Tanten, die mir das Haus vererbt haben, haben immer überlegt, wie sie Geld verdienen können. Ich weiß auch, dass sie von Hochzeiten gesprochen haben, aber ob sie tatsächlich je eine Lizenz beantragt haben, entzieht sich leider meiner Kenntnis.«
»Wir haben uns bisher noch nicht darum gekümmert«, ergänzte Fenella, »weil wir dachten, das Haus sei dazu in einem viel zu schlechten Zustand.«
»Ob die Kapelle wohl noch geweiht ist?«, überlegte Hugo laut. »Wenn, dürfte doch eigentlich nichts dagegen sprechen, hier Trauungen abzuhalten.«
Fenella schüttelte den Kopf. »Das wissen wir auch nicht, tut mir leid. Wir wohnen noch nicht so sehr lange hier.«
»Ich weiß«, antwortete Hugo. »Ich war auf der Abschiedsparty, als ihr aus eurem alten Haus ausgezogen seid.«
Sarah rechnete fest damit, als Nächstes Einzelheiten zu hören, was Hugo auf dieser Party alles angestellt hatte, mit wem er zusammen gewesen und mit wem er nach Hause gegangen war. Und wie witzig Electra war. Sie führte das Gespräch rasch zum Thema zurück. »Muss man durchs Haus gehen, um in die Kapelle zu gelangen? Ich frage mich gerade …«
»Nein«, unterbrach Rupert sie. »Das Schöne ist, dass sie auch einen Zugang von außen hat. Die Kirche im Ort war irgendwann mal eine Zeit lang unbenutzbar, daher wurde damals noch eine Seitentür eingebaut.«
»Das könnte richtig gut werden«, meinte Sarah aufgeregt. Bitte, flehte sie im Stillen, bitte, zeigt mir nicht diese wunderschöne Location und sagt mir dann, dass sie nicht verfügbar ist! »Ich wäre Ihnen äußerst dankbar, wenn Sie herausfinden könnten, ob es eine Lizenz gibt und die Kapelle noch geweiht ist und all das. Bestimmt kann ich meine Kundin davon überzeugen, hier zu heiraten. Er wäre genau der richtige Ort.«
»Lasst uns mal sehen, wie der Zugang zur Kapelle aussieht«, schlug Hugo vor. »Es wäre ja unschön, wenn die Braut über einen matschigen Feldweg laufen müsste.«
Gemeinsam gingen sie durch die Seitentür nach draußen. Ein schmaler Pfad führte von der Straße durch eine Parklandschaft bis hier hinauf.
»Wenn sie unbedingt auf einem Kirchhof besteht, könnte ich einen Kumpel ansprechen, der Filmsets gestaltet«, schlug Hugo vor. »Er kriegt das perfekt hin.«
»Ich würde Carrie von einem künstlichen Kirchhof abraten«, sagte Sarah. Zu spät merkte sie, dass sie ihren Namen versehentlich ausgesprochen hatte.
»Oh, mein Gott!«, keuchte Fenella. »Sie meinen nicht Carrie Condy, oder? Ich bin ein absoluter Fan von ihr.«
»Für eine mit ihrer Ausstattung ist sie eine erstaunlich gute Schauspielerin«, fügte Rupert hinzu.
»Hm«, meinte Hugo, der offenbar genauso dachte.
Sarah spürte, dass sie rot geworden war. Wie hatte ihr nur so ein Fehler unterlaufen können? Daran war nur dieser verdammte Hugo schuld. »Ja, es ist Carrie Condy. Aber bitte sprechen Sie mit niemandem darüber. Ich hätte ihren
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