Sommerküsse voller Sehnsucht
©2012
Kapitel 21
Sarah hatte mit einem Mal das Gefühl, als würde alle Energie aus ihrem Körper gesogen. Wie gut, dass ich sitze!, dachte sie und konzentrierte sich darauf, Ruhe zu bewahren. Bis zu diesem Augenblick war ihr nicht klar gewesen, wie sehr sich ihre Gefühle für Hugo verändert hatten. Ihre anfängliche Unsicherheit und Skepsis hatten sich in Vertrauen und Zuneigung verwandelt, die weit über eine flüchtige Anziehung hinausgingen. Diese Art von Emotionen hatte sie jahrelang nicht verspürt.
»Äh … nun ja«, antwortete Hugo. Offenbar war ihm Ruperts Frage ziemlich unangenehm.
Sarah merkte genau, dass er sie anschaute, hielt den Blick aber starr auf eine kleine Kaffeelache gerichtet, die jemand mit seinem Teelöffel auf dem Tisch hinterlassen hatte. Wenn sie an das dachte, was nach Ashlyns Hochzeit geschehen war, wurde ihr ganz schlecht. Er musste eine sehr seltsame Beziehung führen, schließlich hatte er sie nicht nur geküsst, sondern wollte auch noch ständig mit ihr ausgehen. Was für ein Glück, dass sie sich nicht darauf eingelassen hatte.
»Ich habe gehört, dass sie ganz verrückt danach sein soll, dich zu heiraten«, fuhr Rupert fort.
»Sarah würde sicher sagen, dann müsste sie wirklich verrückt sein«, meinte Hugo lächelnd.
Es kostete Sarah sämtliche Willenskraft, ihn anzusehen. Aber sie musste sich jetzt zusammenreißen. Niemand brauchte zu wissen, was in diesem Augenblick in ihr vorging. »O ja. Das würde ich definitiv sagen.«
Einen Moment lang schauten sie sich an. Sarah glaubte, einen Hauch von schlechtem Gewissen bei Hugo zu erkennen, aber dadurch fühlte sie sich kein bisschen besser. Für was für eine Frau hielt er sie? Einfach nur für eine weitere Eroberung?
»Für eine Hochzeitsplanerin ist Sarah jedenfalls ganz schön abgeklärt«, fuhr Hugo fort. Vielleicht hatte sie sich den Blick nur eingebildet. Er klang nicht sonderlich zerknirscht.
Blöde Bemerkungen waren das Letzte, was sie jetzt noch brauchte. Aber sie würde sich davon nicht beeindrucken lassen. Sie war stark, und sie war ein Profi. Sarah lächelte. »Das bringt mein Job so mit sich.«
Fenella lachte. Offenbar ahnte sie nichts von Sarahs wahrer Gemütsverfassung. »Sie haben sicher recht. Meine Eltern beklagen sich auch immer, dass die Leute heute nicht mehr zu ihren Ehen stehen und beim ersten Anzeichen eines Problems aufgeben. Andererseits, wieso sollte man zusammenbleiben, wenn man nicht mehr glücklich miteinander ist? Rupert und ich passen zum Glück perfekt zusammen.« Sie lächelte ihren Mann zärtlich an.
»Sie können sich sehr glücklich schätzen«, antwortete Sarah. »Aber ich denke, für viele ist es besser, gar nicht erst zu heiraten. Das dürfen Sie aber niemandem verraten, es wäre schlecht für mein Geschäft.« Alle lachten. »Können wir jetzt den Rundgang machen?«
Sie standen auf, die Stühle kratzten über den Steinboden. Sarah fragte sich, ob Electra (was für ein Name!) die Frau war, die sie zusammen mit Hugo in London gesehen hatte. Wie hatte sie sich bloß einbilden können, dass er sich ernsthaft für sie interessieren könnte? Wie hatte sie nur so dumm sein können? Aber sie mussten irgendwie weiter zusammenarbeiten, und sie musste professionell sein.
»Einverstanden«, meinte Fenella. »Soll ich die Führung übernehmen? Oder willst du das lieber machen, Rupert?«
»Lasst uns alle zusammen gehen«, schlug Hugo vor. »Ich möchte das Haus auch gern noch mal sehen, und Fenella kann vielleicht nicht alle meine technischen Fragen beantworten.«
»Du bist wirklich unerträglich sexistisch, Hugo«, protestierte Fenella.
Hugo schenkte seiner Freundin ein Lächeln, das jede Frau in Watte verwandelt hätte. Sarah verzog das Gesicht. Nur sie nicht, jetzt nicht mehr. Sie würde nie mehr so dumm sein, auch nur über ihn nachzudenken. Sie war noch einmal knapp davongekommen. Wenn ein Mann eine Frau so küsste, wie er sie geküsst hatte, und dabei mit einer anderen verlobt war, dann war er ein verkommener, unmoralischer Mistkerl. Ganz egal, wie charmant er war.
»Könntet ihr kurz warten, während ich meine Kamera hole?«, fragte er. »Ein paar Fotos könnten sicher nicht schaden. Sarah hat eine super prominente Kundin, die Somerby vielleicht für ihre Hochzeit buchen möchte.«
Hugo verschwand, und Fenella warf Sarah einen neugierigen Blick zu. »Wer ist denn diese Kundin? Oder dürfen Sie das nicht verraten?«
»Ich fürchte, nein. Aber ich würde mich riesig freuen, wenn
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