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Sommerkuesse

Titel: Sommerkuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Ryan
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Katrina mit ihm einlassen würde, gegen null, weil er nun mal leider kein krötengesichtiger Informatikdozent ist. Aber das will ich ihm nicht unter die Nase reiben.
    Er zuckt mit den Schultern. »Das liegt an einer Menge Faktoren«, sagt er verlegen.
    »Ja. Aber ein wichtiger Faktor ist auch, dass du nicht mehr viel Zeit hast – relativ gesehen.«
    »Erinner mich bloß nicht daran«, stöhnt Isaac. »Ich hätte
nie gedacht, dass ich mir wünschen würde, das Politologie-Seminar würde ewig dauern.«
    Zu spät fällt mir auf, dass sich das Gespräch bisher nur um mich gedreht hat.
    »Hey«, sage ich sanft. »Habt ihr euch inzwischen denn schon überlegt, wo ihr wohnen möchtet, du und Rebecca?«
    Isaac seufzt und zupft Grashalme aus. Isaac Shawn – Zerstörer der Wiesen. »Ich glaub schon.«
    »Und wo?« Ich ziehe vorsichtig einen Grashalm aus der Erde und stecke ihn mir zwischen die Lippen.
    »Bei meiner Mutter. Sie bleibt in unserem Haus wohnen, dann müssen wir nicht die Schule wechseln.«
    »Ist dein Dad enttäuscht?«, frage ich. Der Grashalm fällt mir aus dem Mund.
    Isaac lacht. Es ist ein bitteres Lachen. »Wohl kaum. Ich würde sagen, ›erleichtert‹ ist das passendere Wort.«
    »Zieht er weg?«, will ich wissen.
    »Ich glaub, das weiß er selbst noch nicht. Er ist so…« – Isaac wirft eine Hand voll Gras in die Luft, während er nach dem richtigen Wort sucht – »… so ziellos. Ich meine, jahrelang ist er noch nicht mal in die Synagoge gegangen und plötzlich sagt er so Sachen wie: ›Vielleicht nehme ich mir eine Auszeit und gehe nach Israel.‹ Tja, da kann ich nur sagen: ›Bon voyage, Blödmann – und schau auch bei den Siedlern auf der Westbank vorbei, wenn du schon mal dort bist.‹« »Tut mir Leid«, sage ich.
    Isaac zuckt mit den Achseln. »Ist ja nicht deine Schuld, dass er ein Arschloch ist.«
    Wir schweigen eine Weile, und plötzlich fällt mir auf, dass wir noch nie so eng nebeneinander saßen.

    Unser Schweigen wird immer durchdringender.
    Irgendetwas verändert sich in der Luft und auf einmal ist mir alles egal. Ich sehne mich so sehr nach Normalität. Nach unkomplizierter Junge/Mädchen-Normalität. Ich rücke noch ein Stückchen näher an Isaac heran, lege den Kopf leicht in den Nacken und schließe die Augen. Und tatsächlich – er küsst mich.
    Nach einer Weile löse ich mich von ihm, und wir blinzeln einander an wie zwei verwirrte Grottenolme, die versehentlich ins Sonnenlicht gekrochen sind. Isaac räuspert sich. »Dass das mal passieren würde, war mir klar«, sagt er leise. »Schon lange.«
    »Echt?« Meine Stimme klingt schrill.
    Isaac zuckt mit den Schultern. Klar, was sonst? »Na ja, es überrascht mich jedenfalls nicht«, erklärt er.
    »Also, mich schon«, lüge ich. Aber war das nicht genau das, was ich wollte? »Ich weiß nicht, was das zu bedeuten hat. Was da gerade zwischen uns passiert ist, meine ich.« Ich rutsche ein Stück von ihm weg.
    Isaac lässt seine Finger knacken, methodisch, einen nach dem anderen. Das Schweigen zieht sich in die Länge.
    »Du?«
    Isaac knackt mit den Handgelenken. Zuletzt lässt er auch noch den Kopf kreisen, bis es knackt.
    »Bald sind keine Gelenke mehr übrig«, bemerke ich.
    Er seufzt. »Na ja, ich finde, es macht Sinn – irgendwie«, sagt er.
    »Und wieso macht es Sinn?« Ich ziehe mit den Zähnen ein Stück Nagelhaut vom Daumen ab. Zwei Käuze mit nervösen Ticks auf einer Wiese.

    Isaac schüttelt den Kopf. »Mein männliches Ego hatte ziemlich gelitten.«
    »Ha, ha. Na und?« Kein Blut diesmal. Ich versuche es mit dem anderen Daumen.
    »Die, die wir eigentlich wirklich wollen, bekommen wir beide nicht«, murmelt Isaac.
    Ich springe auf. Stinksauer. »Du weißt doch gar nicht, ob du Katrina nicht haben kannst. Du hast es ja noch nicht mal versucht. Außerdem will ich kein Trostpreis sein und ich brauch auch keinen. Danke.«
    »So hab ich es doch gar nicht gemeint!«
    »Klar hast du!«
    »Na gut, dann vergiss es. Renn doch weg und tu so, als wär nichts passiert.« Isaac versucht wieder, mit den Fingern zu knacken, aber es hat sich ausgeknackt. Ersatzweise nimmt er seine Brille ab und putzt die Gläser mit einem Zipfel seines T-Shirts.
    »Das kann ich nicht. Es ist nun mal passiert, und ich weiß immer noch nicht, was es jetzt zu bedeuten hat.«
    »Verdammte Scheiße, Lancaster! Wenn du nicht jede beschissene Sekunde deines Lebens damit zubringen würdest, die exakte Bedeutung jeder einzelnen Kleinigkeit zu entschlüsseln, die

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