Sommerkussverkauf
von Marcella, die stolz mit Babykleidung winkte, ließ ihn abrupt stehen bleiben. Sie erinnerte ihn daran, warum Maddy und er sich nicht mehr treffen wollten. Für den Bruchteil einer Sekunde fanden sich ihre Blicke wieder, und sie kamen zu der stummen Übereinkunft, dass es nicht sein durfte.
»Sie hatten auch ganz wunderbare gestrickte Babyschuhe«, vertraute Marcella ihr an. »Ich hätte sie am liebsten alle gekauft!«
Maddy hatte das Gefühl, als zerbräche ihr Herz in zwei Hälften. Sie beugte sich über den Tisch und bewunderte pflichtbewusst die winzigen Schuhe. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Kerr und die Brünette die Straße entlanggingen.
Es hatte nicht viel Sinn, sich weiter zu quälen und sich zu fragen, wer die überaus hübsche Brünette war und warum sie mit Kerr zu Mittag gegessen hatte.
Das hat nichts mit mir zu tun, dachte Maddy resigniert. Er ist weg und Schluss.
»Hurra.« Marcella steckte das Babyoutfit rasch weg, als eine Kellnerin mit ihren Tellern auftauchte. »Das Essen ist da. Wird aber auch Zeit!«
45 . Kapitel
Das gute Wetter fand endlich ein Ende, und Kate war froh darüber; sintflutartige Regenfälle passten zu ihrer momentanen Stimmung sehr viel besser als ständiger Sonnenschein. Als sie, durchnässt bis auf die Haut, über die Main Street ging, zog Norris plötzlich abrupt nach links in die Richtung der Werkstätten.
»Komm zurück«, stöhnte Kate. Aber Norris mit seinem selektiven Gehör ignorierte sie geflissentlich.
»Mein Gott, siehst du mies aus.« Kate lehnte sich gegen die Tür von Jakes Werkstatt.
»Das sagst ausgerechnet du.« Jake hob eine Augenbraue und hörte auf, die Ränder eines Sargdeckels abzuschmirgeln. »Wenigstens sehe ich nicht so aus, als sei ich gerade aus dem Fluss Ash gekrochen.«
»Ich habe dafür keine Bartstoppeln auf dem Kinn«, entgegnete Kate. Sie hatte nicht übertrieben, Jake sah wirklich fürchterlich aus. Neben dem Drei-Tage-Bart lagen tiefe Schatten unter seinen Augen. Im Grunde sah, aus dem einen oder anderen Grund, in Ashcombe derzeit niemand besonders gut aus.
Abgesehen natürlich von Bean und Norris, die einander hingebungsvoll liebten und für großartig hielten.
»Gibt es etwas Neues von Tiff?«, erkundigte sich Kate.
Jake schüttelte den Kopf. »Keine Veränderung.«
»Warst du im Krankenhaus?«
Ein weiteres Kopfschütteln. »Ich habe da nichts zu suchen«, erklärte Jake. »Juliet ist dort mit Ol… mit deinem Vater.« Er rieb sich das Kinn. »Was ist mit dir? Tiff ist dein Halbbruder.«
»Wenn er seine Augen öffnen und mich sehen würde, bekäme er eine Heidenangst.« Kate schnitt eine Grimasse. »Weißt du nicht mehr? Ich bin diejenige, die ihn angebrüllt hat, weil er Eiscreme auf meine Hose kleckerte.«
»Was ist mit deiner Mutter? Schon was von ihr gehört?«
Kate nickte düster. Estelles Anruf an diesem Morgen hatte sie in den Regen getrieben.
»Sie hat sich vor einer halben Stunde gemeldet. Keine Ahnung, von wo. Offenbar nicht von Wills Wohnung aus. Mein Gott, ist das zu glauben?«, platzte es aus Kate heraus. »Meine Mutter und Will Gifford. Was hat sie sich nur dabei gedacht? Es ist einfach … krass.«
»Ist es nicht«, meinte Jake.
»Ist es wohl. Sie ist meine Mutter!«
»Sie ist fünfundvierzig«, stellte Jake klar. »In dem Alter darf man noch Sex haben. Estelle ist eine attraktive Frau. Wenn ich zwanzig Jahre älter wäre, würde ich auch mit ihr schlafen.«
»Du würdest mit jeder schlafen«, erwiderte Kate. »Ich bin erstaunt, dass du es noch nicht bei Theresa Birch versucht hast.«
Zum ersten Mal an diesem Morgen lächelte Jake. »Wie kommst du darauf, dass ich das nicht habe?«
Als Kate zwei Stunden später in den
Fallen Angel
kam, um ihre Schicht anzutreten, traf sie auf Dexter, der in das schnurlose Telefon brüllte.
»… und ich will Sie nie wieder in meinem Pub sehen«, donnerte er. »Sie haben Hausverbot!« Dann versuchte er, die Verbindung so zu trennen, als habe er den Hörer auf die Gabel geknallt, was im Grunde bedeutete, dass er den
Aus
-Knopf ganz fest drückte.
»Die Leute haben vielleicht Nerven«, tobte Dexter.
»Ach, werd’ erwachsen«, konterte Kate, die nicht in der Stimmung für einen Streit war. »Hör dir nur selbst zu. Warum kannst du nicht ein einziges Mal in deinem Leben nett zu den Leuten sein?«
»Warum zum Teufel sollte ich das? Es ist zwölf Uhr.« Dexter warf mit einer Kopfbewegung seine Haare in den Nacken und zeigte mit einem Finger auf die Uhr. »Für
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