Sommerkussverkauf
»Hör mal«, meinte Juliet verzweifelt, »wenn es dir lieber ist, dass wir bleiben …«
»Mum?«
»Ja, mein Schatz? Was ist?«
»Könntest du bitte nicht so viel reden?«, murmelte Tiff. »Ich versuche hier zu schlafen!«
48 . Kapitel
»Ich glaube es nicht, was für schicke Teller«, staunte Juliet. »Weingläser aus echtem Glas. Besteck, das nicht aus Plastik ist.«
»Und Kerzen«, sagte Jake. »Ein absolutes Gesundheits- und Sicherheitsrisiko. Kerzen auf einem Tisch heißt, mit dem Feuer zu spielen.«
Juliet lächelte. Jake hatte sie zu Romano gebracht, einem italienischen Restaurant um die Ecke der Pulteney Bridge mit einem guten Ruf in Sachen Essen und einer Atmosphäre, die gerade lebendig und umtriebig genug war, um sich miteinander zu unterhalten, ohne von anderen gehört zu werden. Sie wusste nicht, ob Jake sich aus diesem Grund für Romano entschieden hatte, aber sie war froh, hier zu sein.
»Wo wir gerade davon sprechen, mit dem Feuer zu spielen«, fuhr Jake fort. »Möchtest du mir erzählen, was damals geschehen ist?«
Juliet nickte. Das war das Mindeste, was sie ihm schuldete. Eigentlich hatte sie es Jake schon seit Jahren erzählen wollen.
»Ich traf Oliver, als ich fünfundzwanzig war und für ein Catering-Unternehmen arbeitete, das in der Innenstadt von London Mittagessen in die Vorstandsetagen lieferte. Ich dachte, er wäre wunderbar«, erklärte Juliet einfach. »Ich dachte auch, er sei Single. Er hat mein Herz im Sturm erobert, und bis ich herausfand, dass er verheiratet war, war ich bereits schwanger.«
»Nur weiter«, forderte Jake sie auf.
Juliet schnitt eine Grimasse. »Tja, wenn es ein Film gewesen wäre, dann wäre ich die alleinstehende schwangere Frau gewesen, die Oliver mitteilt, er solle sich vom Acker machen, und die daraufhin ohne ihn mutig ihren Weg geht. Aber so mutig war ich nicht. Ich bin nicht stolz darauf, aber ich hatte die ganze Zeit über furchtbare Angst. Im fünften Monat drohte eine Fehlgeburt, und das Catering-Unternehmen konnte mich gar nicht schnell genug loswerden. Ich wurde entlassen. Nach der Geburt von Tiff weigerte sich mein Vermieter, meinen Mietvertrag zu verlängern. Als Oliver mit seinem Plan auftauchte, hatte ich ehrlich das Gefühl, keine andere Wahl zu haben. Ich war so dankbar, dass ich mich einfach darauf einließ.«
»Also hat er dich nach Ashcombe gebracht«, sagte Jake. »Er hat das Delikatessengeschäft gekauft und dich als Geschäftsführerin eingesetzt, damit seine Geliebte und sein Kind in derselben Straße wohnten wie seine Ehefrau.«
»Seine Ex-Geliebte«, erklärte Juliet mit fester Stimme. »Unsere Beziehung endete an dem Tag, als ich herausfand, dass er verheiratet war. Wir haben uns nicht heimlich getroffen, wenn du darauf anspielen solltest.«
Jake zuckte mit den Schultern und brach ein warmes Brötchen in zwei Hälften. »Ich spiele auf gar nichts an. Ich höre mir nur an, was du zu sagen hast.«
»Also gut.« Juliet atmete tief aus. »Oliver wollte nicht, dass Estelle es herausfindet, aber er wollte sehen, wie Tiff aufwuchs. Und ich suchte verzweifelt eine Bleibe. Es schien die perfekte Lösung zu sein. Und ich liebte Ashcombe vom ersten Tag an. Solange Olivers Familie nichts von Tiff wusste, was schadete es da schon? Wir waren alle glücklich.«
Wenn man es so formulierte, klang es auch absolut vernünftig. Aber Juliet spürte, dass etwas anderes Jake Kummer bereitete.
»In den sieben Jahren hat es nie einen anderen gegeben«, sagte er mit fester Stimme. »Sieben Jahre sind eine lange Zeit. War das Teil der Abmachung?«
Es hatte keinen Zweck, das abzustreiten. Juliet sah ihn an und sagte direkt: »Ja, das war es. Oliver wollte nicht, dass irgendein Kerl in die Wohnung zog, die er mir gekauft hatte. Vielleicht war das nicht fair von ihm, aber anfangs war ich überglücklich mit dieser Lösung. Das Letzte, was ich brauchte – oder wollte –, war eine Beziehung zu einem Mann. Meine oberste Priorität war Tiff.«
Jake konnte es nicht glauben. »Du hast in all den Jahren nie einen Mann getroffen, mit dem du gern zusammen gewesen wärst? Warst du nicht einmal in Versuchung?«
»Nie ernsthaft.« Juliet schüttelte den Kopf. »Natürlich gab es Momente, in denen ich … äh … versucht war. Aber es war immer am besten, keine Beziehung anzufangen.«
»Ich verstehe. Jetzt ergibt alles einen Sinn.« Jake schwieg, während der Kellner ihre Teller abräumte. Dieses Mal wusste Juliet genau, woran er sich erinnerte. »Dieses
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