Sommerkussverkauf
vergaß, sich zu wehren und ihn wegzudrücken. Ihr Körper war zu sehr damit beschäftigt, vor Begehren zu vibrieren.
»Darauf habe ich seit fünf Jahren gewartet«, murmelte Jake, sein Atem warm auf ihrer Schläfe.
Juliets Mund prickelte. Genauer gesagt prickelte alles an ihrem Körper. Sie hätte ihn am liebsten geohrfeigt, weil alles so hoffnungslos war.
»Ich liebe dich«, sagte Jake.
Tränen wallten in ihren Augen auf. »Was willst du damit sagen?«
»Du hast meine Frage vorhin nicht beantwortet. Warum wechsle ich wohl von einer Frau zur anderen und mache mir nie die Mühe, eine von ihnen richtig kennenzulernen oder mich häuslich niederzulassen?« Jake hob ihr Kinn, zwang Juliet, ihm in die Augen zu schauen. »Begreifst du es denn immer noch nicht? Es liegt daran, dass ich mich immer nur mit einer bestimmten Frau häuslich niederlassen wollte, aber sie hatte kein Interesse an mir. Sie hat mich abgewiesen.« Er schwieg. »Also tat ich das Nächstbeste und wurde ihr bester Freund. Nun ja, ich tat so, als sei ich ihr bester Freund.«
»Das sagst du nur so«, flüsterte Juliet. Sie hatte recht oder etwa nicht? So ging Jake immer vor, so verführte er all die Frauen in seinem Leben. Er raspelte Süßholz, bis er sie im Bett hatte, erzählte ihnen, was immer sie hören wollten. Natürlich
wollte
sie ihm glauben, aber was, wenn er ihr auch nur ein Lügenmärchen auftischte?
»Ich liebe dich«, sagte Jake erneut. »Und ich liebe Tiff, als wäre er mein eigener Sohn. Was würde Oliver tun, wenn du ihm sagst, dass wir ein Paar sind? Würde er dir den Delikatessenladen wegnehmen und dich aus der Wohnung werfen?«
Völlig aus der Fassung stammelte Juliet: »Nun ja … ich … äh … vielleicht …«
»Na schön.« Jake zuckte mit den Achseln. »Kein Problem. Überlass das mir.«
Juliet lehnte sich gegen die Hauswand und spürte den glatten Stein an ihren Schultern. Fünf lange Jahre hatte sie ihre Gefühle für diesen Mann unterdrückt, und nun weigerten sie sich, auch nur eine Sekunde länger unterdrückt zu bleiben. Ihr Mund verzog sich zu einem unaufhaltsamen Lächeln, sie drückte Jake an sich, bis ihre Körper sich fest aneinanderpressten, dann nahm sie sein Gesicht in ihre Hände …
»Hoppla, nicht so schnell.« Jake wich ihr aus und klopfte auf seine Uhr. »Es ist fast acht.«
»Wir müssen erst um halb neun zurück sein.« Juliet lächelte, fühlte sich herrlich wollüstig, auch wenn sie sich nicht vorstellen konnte, was sie mitten in Bath am helllichten Tageslicht in zwanzig Minuten anstellen konnten.
»Ich will Tiff sehen.«
Erneut meldete sich in Juliet die Angst, sie könnte keine gute Mutter sein. »Um nachzusehen, ob es ihm auch gut geht?«
»Um ihm alles zu erzählen und ihn auf meine Seite zu ziehen.« Jake wirkte selbstgefällig. »Und um ihm zu sagen, dass seine Mutter die letzten fünf Jahre ein absolutes Dumpfhirn war.«
»O bitte«, sagte Juliet. »Er ist sieben Jahre alt. Das weiß er schon längst.«
49 . Kapitel
Am nächsten Morgen rief Oliver auf der Intensivstation an, um sich nach Tiffs Befinden zu erkundigen. Juliet nahm den Anruf entgegen und versicherte ihm, dass alles in Ordnung war.
»Er macht sich großartig.« Sie verstummte. »Wirst du ihn heute besuchen?«
Oliver räusperte sich. »Also, äh, nein. Hauptsache, es geht ihm wieder besser. Ich habe viel zu tun, wie du dir vorstellen kannst … äh, grüße ihn von mir …«
Grüßen. Der arme Oliver. Auf seine Weise liebte er Tiff.
»Das mache ich.« Juliet nickte und versuchte, ihrer Stimme das Lächeln nicht anmerken zu lassen. »Ich werde ihm auch die andere Sache erzählen, wenn es dir recht ist.«
»Ja, ja. Ist viel besser, wenn das von dir kommt. Ich bringe ihm Geschenke vorbei, sobald er sich an den Gedanken gewöhnt hat.« Olivers herzlicher Tonfall konnte seine Unbeholfenheit nicht völlig kaschieren. Jetzt, wo Tiff nicht länger dem Tode nahe war, wusste Oliver nicht, wie er mit der Situation umgehen sollte.
»Er wird heute Nachmittag auf die Kinderstation verlegt«, sagte Juliet.
»Was würde ihm denn gefallen? Lego-Steine? Ein Spielzeugauto? Was ist mit der neuen Playstation?«
»Oliver, du musst das nicht tun.« Wenn sie ihm das erlaubte, würde er das Spielwarengeschäft Hamley leer kaufen. »Tiff geht es gut. Er hat alles, was er braucht.« Bald jedenfalls. Tiff zählte bereits die Minuten, bis er mit Sophie wiedervereint war.
Jake ließ Sophie, die vor Freude schon ganz hektisch war, bei
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