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Sommerkussverkauf

Sommerkussverkauf

Titel: Sommerkussverkauf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Mansell
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Harvey. Jake leistete bei der Erziehung seiner Tochter gute Arbeit. Er hielt eindeutig sehr viel von Tiff, und Tiff fand ihn großartig. Die Beziehung zwischen Jake und Juliet würde nicht von Dauer sein, das war überhaupt keine Frage, aber wenigstens glaubten die beiden das. Und Jake war kein Wirtschaftsboss; er mochte sehr gut aussehen, aber er würde niemals reich sein. Doch das schien ihm nichts auszumachen, es war ihm augenscheinlich nicht wichtig. Wie Menschen so leben konnten, verstand Oliver einfach nicht, aber zum ersten Mal in seinem Leben beneidete er Jake beinahe.
    Mein Gott, warum passierte das
ausgerechnet
ihm? Die Gefühle schwappten hoch, und Oliver musste schwer schlucken. Im nächsten Augenblick sprang er auf, weil plötzlich ein Geräusch ertönte. Norris hatte sich auf die Hinterbeine erhoben und presste seine feuchte Nase gegen die Terrassentür. Oliver eilte durch den Raum und ließ ihn ein, bevor er hektisch zu sabbern anfing und Pfotenabdrücke auf den Scheiben hinterließ.
    Norris leckte seine Hand, und Oliver wurde klar, dass ihn Norris in diesem Augenblick wahrscheinlich mehr mochte als sonst irgendjemand auf der Welt. Wenn das nicht ausreichte, um einem erwachsenen Mann die Tränen in die Augen zu zwingen, was dann?
    »Du hässlicher Köter«, sagte er schroff zu Norris und rieb den breiten, seidenweichen Schädel des Hundes.
    Norris schenkte ihm einen nicht sehr hoffnungsvollen Blick.
    Ach, was soll’s, es war ja nicht so, als ob er etwas anderes zu tun hatte.
    »Also schön«, sagte Oliver, schnippte mit den Fingern und wies in den Flur. »Hol deine Leine.«
    Norris konnte sein Glück nicht glauben. Hatte er wirklich gehört, was er gehört zu haben glaubte? Das war doch der Mensch, der
niemals
mit ihm Gassi ging. Wie hypnotisiert blieb Norris stehen und wartete auf das magische Wort, das ihn von seiner Qual erlösen würde.
    »Gassi«, sagte Oliver zu guter Letzt.
    Als Oliver und Norris das Haus verließen, klingelte das Telefon. Da es nichts mit Tiff zu tun haben konnte – Juliet hätte ihn per Handy, nicht auf dem Festnetz angerufen – verschloss Oliver die Haustür und zog los.
    Zwanzig Minuten später fuhr ein Taxi die Auffahrt hoch. Estelle schluckte schwer, als sie Olivers Wagen sah. Sie wählte die Nummer erneut und atmete erleichtert auf, als niemand ans Telefon ging. Wahrscheinlich war Oliver noch im Krankenhaus, an Tiffs Bett. Bei Juliet.
    »Ich brauche eine halbe Stunde«, sagte sie zu dem Taxifahrer. »Es gibt einen netten Pub an der Main Street, wo Sie warten können. Kommen Sie um zwei wieder und holen Sie mich hier ab.«
    Der Gesichtsausdruck des Fahrers ließ vermuten, dass Estelle ihn in das riesige Haus einladen und ihm eine nette Tasse Tee und ein Sandwich machen würde, wenn sie auch nur einen Funken Anstand im Leib hätte. Aber ausnahmsweise war Estelle das egal. Sie hatte nicht die Energie für höfliche Konversation mit einem Fremden. Das war ihr Zuhause, in dem sie die letzten siebenundzwanzig Jahre gelebt hatte, und sie musste allein sein, um sich von diesem Ort zu verabschieden.
    Es fühlte sich merkwürdig an, wieder zurück zu sein, fremder noch, auf Zehenspitzen durch das eigene Haus zu schleichen. Allerdings gab es eigentlich keinen Grund zu schleichen, oder? Alle waren ausgegangen. Sie war hier, um den Rest ihrer Kleider abzuholen, mit etwas Glück, ohne dabei gestört zu werden.
    In der Küche, die herzzerreißend vertraut roch, entdeckte Estelle die Rolle mit den schwarzen Mülltüten im Schrank unter der Spüle und nahm sie mit nach oben. Estelle verschwendete keine Zeit. Sie ging ihren eigenen Schrank durch und zog alles heraus, was sie wahrscheinlich noch tragen würde. Sie wiederholte das auch mit den Kommodenschubladen und dem Schminktisch und stopfte alles wahllos in die Mülltüten. O Gott, das sah schrecklich aus. Also doch den Koffer holen.
    Estelle sah auf die Uhr – Himmel, schon fünf vor zwei. Die Koffer lagen ganz oben auf dem Kleiderschrank im Gästezimmer. Dazu musste sie einen Stuhl vor den Schrank stellen. Vorsichtig balancierte sie auf den Armlehnen und griff nach oben, bis sie geraaaade so den staubigen Griff des großen, blauen Koffers zu fassen bekam, der auf dem Schrank lag.
    Es war ein lächerlicher Aufbewahrungsort. Estelle konnte sich nicht mehr erinnern, wessen geniale Idee das gewesen war. Sie balancierte weiter auf den gepolsterten Armlehnen und zog den kobaltblauen Koffer langsam nach vorn.
    Estelle atmete schwer vor

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