Sommerkussverkauf
mir einen Job suchen …«
»Oder du könntest hierbleiben«, sagte Oliver.
Hatte er das wirklich gesagt?
Tränen wallten in Estelles Augen auf. »Wie bitte?«
»Na gut, hierbleiben ist vielleicht nicht die richtige Formulierung, da du ja bereits ausgezogen bist. Aber du könntest zurückkommen«, schlug Oliver zögernd vor. »Wir könnten es noch einmal miteinander versuchen. Ich wollte dich niemals verlieren. Vielleicht habe ich das nicht immer gezeigt, und ich weiß, dass ich dich für selbstverständlich erachtet habe, aber ich liebe dich.« Er räusperte sich. »Ich habe meine Lektion gelernt. Wenn du zurückkommst, werde ich dich viel besser behandeln. Ich werde dich nicht mehr kritisieren. Ich werde weniger arbeiten, wir können häufiger ausgehen, mehr Zeit zusammen verbringen. Du würdest es nicht bereuen, ich …«
»Wie viele andere hat es gegeben?«, fragte Estelle abrupt. »Frauen, Geliebte – andere wie Juliet?«
»Keine. Das ist die Wahrheit.« Oliver schüttelte heftig den Kopf, dann stöhnte er. »O Gott, ich weiß, was du denkst, dass es nichts weiter als eine weitere Lüge ist, aber ich schwöre, es gab keine anderen.«
Estelle schwieg, dann schüttelte sie den Kopf. »Es hat keinen Zweck, es würde nicht funktionieren, Oliver. Dazu ist zu viel passiert.«
»Es würde funktionieren!« In seiner Stimme lag Verzweiflung. »Du weißt nicht, wie sehr ich dich vermisst habe. Ich werde alles tun, was du sagst!«
»Aber …«
»Willst du, dass ich in Rente gehe? Dass ich meine Arbeit ganz aufgebe? Dann tue ich das.« Oliver nickte, als sei seine Arbeit bereits nichts weiter als eine ferne Erinnerung.
»Oliver, du liebst deine Arbeit.«
»Nicht so sehr, wie ich dich liebe.« Seine Augen wurden feucht, und instinktiv drehte er sich zur Seite. Er war es nicht gewohnt, so viel von sich preiszugeben. Oliver rieb sich das Gesicht und meinte unglücklich: »Estelle, du bedeutest die Welt für mich.«
»O Gott.« Jetzt zitterte sie; so hatte sie Oliver noch nie reden hören. »Aber wie könnte ich hierher zurückkommen? Jeder in Ashcombe weiß doch, was passiert ist. Sie würden hinter meinem Rücken über mich lachen …«
»Das würden sie nicht.« Oliver schüttelte heftig den Kopf. »Alle lieben dich, hier sind deine Freunde, aber wenn du hier nicht bleiben willst, gut. Wir verkaufen das Haus und ziehen fort.«
»Fortziehen?« Himmel, Dauncey House war Olivers Ein und Alles. »Wohin denn?«
»Wohin immer du möchtest. Überall auf der Welt.«
Benommen meinte Estelle: »Das würdest du tun?«
»Ich würde alles für dich tun.«
Estelle sah ihn an. Schließlich nickte sie und sagte mit einer Stimme, die sie kaum wiedererkannte: »Ist gut.«
»Was ist gut?«
»Ich komme zurück. Wir müssen nicht umziehen. Wir fangen neu an.«
Oliver starrte sie an, er schien ungläubig. »Willst du das wirklich?«
»Natürlich will ich das. Du bist mein
Ehemann
.« Sie brachte ein wässriges Lächeln zustande, während eine riesige Woge der Erleichterung über sie hinwegschwappte. »Du hast einen Fehler gemacht, ich habe einen Fehler gemacht. Manche Menschen machen niemals Fehler, aber wir schon. Und es tut uns beiden leid. Das ist doch erlaubt, oder nicht? Wenn ich dir vergebe und du mir vergibst, dann können wir es erneut versuchen … o Oliver, ich liebe dich auch …«
Dieses Mal konnte Estelle ihre Tränen nicht zurückhalten, weil sie nicht nur über ihr eigenes Gesicht liefen. Gleichzeitig schluchzend und lachend sprang sie von ihrem Stuhl auf und stürzte in Olivers angenehm vertraute Arme. Er war immer noch nass und schlammig vom Fluss, trug seinen dunkelblauen Morgenmantel, hatte feuchte Haare. Das rasch trocknende Blut machte aus ihren Haaren auf einer Seite eine Masse verklebter Strähnen. Aber wenn man so lange verheiratet war, entdeckte Estelle zu ihrer Freude, dann war es im Grunde egal, wie lächerlich man aussah. Es kam darauf an, was im Herzen vor sich ging.
52 . Kapitel
»Also schön, das wäre geklärt«, verkündete Nuala. »Wir drei, heute Abend um neun,
Trash Club
.«
Nuala plapperte seit Ewigkeiten. Maddy hörte schon seit längerem nicht mehr zu und zuckte nun zusammen. »Hm? Was hast du gesagt?«
»Ehrlich, du verdienst eine Freundin wie mich gar nicht.« Mit übertriebener Geduld zeichnete Nuala die letzten Flaschen toskanischen Olivenöls aus. »Ich organisiere dein gesellschaftliches Leben, muntere dich auf, sorge dafür, dass wir nicht alle so enden.«
»Wie
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