Sommerkussverkauf
gerade von jemand getrennt … wie wäre es, wenn wir uns bei Gelegenheit wiedersehen?«
Bäh!
»Nun …«
»Mögen Sie Pizza? Wir könnten uns eine Pizza teilen.« Sein Adamsapfel hüpfte eifrig. »Morgen Abend? Ich habe morgen Abend keinen Dienst. Ich kann Ihnen verraten, wie man anonyme Briefe schreibt, ohne erwischt zu werden.«
»Hören Sie, es tut mir leid«, rief Maddy verzweifelt, »aber ich muss jetzt los!«
Der schlaksige Polizist sah zu, wie die junge Frau davonbrauste, dann ging er zum Streifenwagen zurück.
Sein Kollege, der jedes einzelne Wort mitbekommen hatte, grinste. »Die arme Kleine, du hast ihr eine Heidenangst eingejagt.«
Der schlaksige Polizist wickelte einen Schokoriegel aus und sagte: »Ich habe ihr einen Gefallen getan und sie wieder zu Sinnen gebracht.« Er grinste. »Und außerdem würde ich alles tun, um eine öde Schicht interessanter zu machen.«
Esme Calloway war die Besitzerin und Geschäftsführerin des Dartington House Pflegeheimes. Sie hatte Kerr in ihr Büro gebeten, und die Nachricht, die sie für ihn hatte, war keine gute.
»Ich fürchte, der Zustand Ihrer Mutter verschlechtert sich, Mr. McKinnon. Der Arzt hat sie heute Morgen erneut untersucht. Die Blutwerte der letzten Woche waren nicht allzu gut. Und ihre Leberfunktion ist ohnehin schlecht, wie Sie ja wissen.«
»Ich weiß.« Kerr nickte.
»Aber dieses Mal ist es ernst«, fuhr Esme Calloway fort, »und Pauline weiß das auch. Sie sorgt sich um ihren anderen Sohn. Ich glaube, er ist in Australien.«
Kerr zuckte mit den Schultern. »Da weiß ich auch nicht mehr als Sie. Er könnte überall sein. Wir haben ihn seit Jahren nicht gesehen.«
»Es bleibt nicht mehr viel Zeit.« Pauline McKinnon formulierte es direkt. »Noch ein paar Wochen, das war es dann. Hast du mir etwas mitgebracht?«
Kerr schüttelte den Kopf. Sie stellte immer dieselbe Frage, wenn er sie besuchte, und jedes Mal schüttelte er den Kopf, denn was sie von ihm haben wollte, war eine Flasche Jack-Daniel-Whisky.
»Na schön, dann gleich zur Sache.« Pauline McKinnon fuhr sich mit zitternder, faltiger Hand über den Mund. In dem Ohrensessel, in dem sie saß, wirkte sie winzig und sah zerbrechlicher aus denn je. Ihre Haut hatte eine unverkennbar gelbe Färbung. »Ich muss Den wiedersehen.«
Kerr schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, wo er ist.«
»Dann musst du ihn finden. Er ist mein Sohn und ich will ihn sehen, bevor ich sterbe.« Ungestüm rief Pauline: »Es ist
wichtig
.«
Natürlich war es das. Den war immer ihr Lieblingssohn gewesen, und Den hatte seine Mutter angebetet. Kerr war nicht eifersüchtig; die Nähe zwischen seiner Mutter und seinem Bruder war einfach eine Tatsache gewesen.
»Ich werde es versuchen«, sagte er nun.
»Finde ihn einfach«, erklärte seine Mutter brüsk. Sie stöberte nach einem Taschentuch in ihrem Ärmel, ihre Augen schwammen unerwarteterweise in Tränen. »Bitte. Finde meinen Jungen, bevor es zu spät ist.«
35 . Kapitel
In seinem Büro befasste sich Kerr mit einer Flut von Anrufen, bevor er sich, ohne viel Hoffnung, seinem Computer zuwandte. Das war nicht das erste Mal, dass er versuchte, seinen Bruder Den aufzuspüren; seinen letzten erfolglosen Versuch hatte er kurz vor Weihnachten gestartet.
Dennis McKinnon. Kerr tippte den Namen ein und scrollte sich die Liste der gefundenen Namen hinunter. Die meisten der Namen waren ihm von früheren Versuchen vertraut, keiner von ihnen war sein Bruder.
Kerr atmete müde aus und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Er schloss die Augen und rieb sich das Gesicht. Die Ereignisse der letzten Zeit nagten allmählich an seiner Substanz. Er hatte noch nie Schlafprobleme gehabt, aber in den letzten Tagen fand er einfach keine Ruhe. Im Griff der Schlaflosigkeit konnte er nicht anders, als ständig an Maddy zu denken. Wenn er dann endlich einschlief, träumte er von ihr, aber die Träume endeten niemals glücklich, und wenn er aufwachte, fühlte er sich schlimmer denn je.
Kerr versuchte, sich zusammenzureißen. Er setzte sich auf und öffnete die Augen. Das Leben ging weiter, weil es weitergehen musste, aber es war nicht einfach, so zu tun, als sei alles wunderbar. Seine Mutter lag im Sterben, sein Bruder war unauffindbar, und er vermisste Maddy ganz schrecklich, mehr als Worte …
»Kerr? Fang!« Die Tür schwang auf, und Sara, die Empfangsdame, warf ihm im hohen Bogen ein in Zellophan eingewickeltes Sandwich zu.
Kerr fing es und sah auf das Etikett.
»Das
Weitere Kostenlose Bücher