Sommerkussverkauf
warten, bis sie schliefen, bevor sie aus dem Cottage schleichen und nach Bath fahren konnte.
Aber nun, da sie hier war, fühlte sie sich wirklich besser. Einfach nur zu wissen, dass Kerr weniger als fünfzehn Meter von ihr entfernt war. Das waren seine Fenster, das war sein Wagen, der dort vorn parkte, das war seine dunkelblaue Haustür …
Hinter ihr bogen zwei Scheinwerfer um die Ecke. Schuldbewusst rutschte Maddy tiefer und wartete, bis das Auto vorübergefahren war.
Dabei hielt sie den Atem an. Warum um alles in der Welt patrouillierte ein Streifenwagen zu dieser Zeit in einer verlassenen Nebenstraße?
Als der Streifenwagen ans Ende der Sackgasse kam und wendete, zog Maddy ihre lila Baseballmütze tiefer ins Gesicht. Ein entsetzlicher Gedanke rollte sich in ihrem Gehirn wie ein Bandwurm auseinander – die würden doch sicher nicht … ach Scheiße, bitte nicht langsamer werden, nein,
neeeein
…
Der Streifenwagen hielt direkt vor Maddys Saab, sodass sich ihre Stoßstangen beinahe küssten. Die glücklichen Stoßstangen. Versteinert sah Maddy zu, wie die Beifahrertür geöffnet wurde und eine hagere Bohnenstange von Polizist sich aus dem Wagen wickelte.
Scheiße, Scheiße, Scheiße.
Auf seine Geste hin kurbelte Maddy die Scheibe herunter.
»Würden Sie bitte aussteigen, Sir?«
Scheiße!
Langsam tat Maddy wie geheißen. Als sie in ihren Jeans, dem Sweatshirt und den Turnschuhen vor ihm stand, gute dreißig Zentimeter kleiner als der schlaksige Polizist, murmelte sie: »Ich bin kein Sir«, und nahm ihre Baseballmütze ab. Ihr blondes Haar fiel ihr über die Schultern.
»Ich entschuldige mich, Miss. Äh … darf ich fragen, was Sie hier machen?«
»Nein.«
»Warum genau sind Sie hier?«
»Meine Güte.« Maddy seufzte. »Aus persönlichen Gründen, okay?«
»Vielleicht könnten Sie mir sagen …«
»Hören Sie, ich verspreche Ihnen, dass ich keinen Unfug anstelle«, platzte Maddy heraus. »Aber persönliche Gründe sind nun einmal
persönlich
und ich will ja nicht grantig klingen, aber sollten Sie nicht richtige Kriminelle fangen, Einbrecher oder Autodiebe, anstatt unschuldige Autofahrer zu belästigen?«
»Genau das ist unsere Absicht, Miss. Wir wurden von einem der Anwohner verständigt, der fürchtet, Sie könnten einen Einbruch in sein Heim planen.«
»Ich bin keine Einbrecherin«, versicherte Maddy. »Das schwöre ich.«
Dieses Mal war dem schlaksigen Polizisten anzumerken, wie sehr er sich bemühte, nicht zu lachen.
»Also schön, ich glaube, ich weiß, was hier vor sich geht. Probleme mit dem Freund, stimmt’s?«
Maddy nickte kläglich.
»Ex?«
Sie nickte neuerlich.
»Hat Sie für eine andere Frau abserviert?«
»Nein, nichts in der Art! Wir haben uns einfach getrennt, das ist alles.«
»Und wenn Sie mitten in der Nacht in Ihrem Auto sitzen und sein Haus anstarren, fühlen Sie sich besser, richtig?«
»Äh … ja«, räumte Maddy unglücklich ein. »Ja genau.«
»Das ist schon okay. Ich kenne mich da aus.« Jetzt nickte der schlaksige Polizist. »Ich habe das auch schon getan.«
»Ehrlich?« Maddy fasste Mut und sah zu ihm auf.
»Mein Gott, ja, schon oft. Praktisch bei jeder Freundin, die mich abserviert hat.«
Igitt.
»Genauer gesagt, bei wirklich
jeder
Freundin.« Er nickte heftig. »Das letzte Mal erst vor ein paar Wochen. Sie hat geschworen, dass sie sich mit keinem anderen trifft, aber ich habe sie überführt.« Selbstgefällig erzählte er: »Ich bin um vier Uhr morgens zu ihrer Wohnung gefahren und habe die Hand auf die Kühlerhaube gelegt. Wenn sie noch warm ist, dann bedeutet das, dass sie sich mit einem anderen Kerl getroffen hat, verstehen Sie?«
»Äh … ja …«
»Haben Sie das jemals versucht?«
Maddy schluckte. »Nein, noch nicht.«
»Sollten Sie wirklich tun. Ist wirklich praktisch. Und wenn Sie noch einen Hausschlüssel haben«, fuhr er eifrig fort, »dann können Sie alles Mögliche machen. Sein Telefon anzapfen, Abhörgeräte installieren, was immer Sie wollen. Ich kann Ihnen die Adresse eines Ladens geben, der dieses Zeug verkauft, wenn Sie wollen. Marktführer und sehr diskret.«
»Äh, danke.« Maddy sah wieder auf ihre Uhr. »Eigentlich ist es schon spät. Ich sollte jetzt wirklich los …«
»Versteckte Kameras sind auch sehr gut.«
»Ich denke nicht, dass ich …«
»He, das könnte Schicksal sein!« Die Augen des schlaksigen Polizisten funkelten im Mondlicht unter blassen Wimpern. »Ich habe mich gerade von jemand getrennt, Sie haben sich
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