Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sommerliches Schloßgewitter

Sommerliches Schloßgewitter

Titel: Sommerliches Schloßgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
Vom Netzwerk:
der ganzen Affäre einzuweihen. Und wenn Hugo erfuhr, daß er, Ronnie, sich Mittel beschaffen wollte, um heiraten zu können, dann würde in ein paar Tagen ganz Shropshire davon wissen. Wenn man erreichen wollte, daß eine Sache, die man lieber für sich behalten hätte, an die große Glocke kam, dann konnte man sie entweder auf der ersten Seite der ›Daily Mail‹ oder im Rundfunk bringen, oder man konnte sie vertraulich Hugo Carmody mitteilen. Wirklich ein prima Kerl, aber er hielt so dicht wie ein Sieb. Nein, Hugo also nicht.
    Und wer dann?
    Ah!
    Ronnie Fish sprang aus seinem Sessel auf, warf den Kopf zurück und jodelte vor Freude so laut und durchdringend, daß die Tür zur Kleinen Bibliothek aufsprang, als habe er auf ein Knöpfchen gedrückt.
    Ein Literat mit zerwühltem Haar erschien.
    »Hör mit dem verdammten Lärm auf! Wie zum Teufel soll ich denn schreiben, wenn hier so ein Spektakel ist?«
    »Tut mir leid, Onkel. Mir ist nur gerade etwas eingefallen.«
    »Dann laß dir was anderes einfallen. Wie schreibt man ›Champagner‹?«
    »Wie man’s spricht.«
    »Danke«, sagte der Ehrenwerte Galahad und verschwand wieder.
5
    In seinem Anrichtezimmer saß in hemdsärmeliger Bequemlichkeit Beach, der Butler, und gönnte sich die wohlverdiente Ruhepause eines Mannes, der sein Tafelsilber geputzt weiß und bis zum Mittagessen keine weiteren Pflichten zu erfüllen hat. Ein Kanarienvogel sang fröhlich in einem Käfig am Fenster, aber das störte ihn nicht, denn er war in die Rennergebnisse in der ›Morning Post‹ vertieft.
    Plötzlich fuhr er erschrocken auf. An der Tür hatte es laut geklopft, und er reagierte stets sehr empfindlich auf unerwartete Geräusche. Herein kam der Neffe seines Brotherrn, Mr. Ronald Fish.
    »Hallo, Beach.«
    »Sir?«
    »Sehr beschäftigt?«
    »Nein, Sir.«
    »Wollte nur mal hereinschauen.«
    »Jawohl, Sir.«
    »Ein bißchen plaudern.«
    »Sehr wohl, Sir.«
    Obwohl der Butler mit seiner üblichen Verbindlichkeit sprach, war ihm durchaus nicht sehr behaglich zumute. Ronnies Aussehen gefiel ihm gar nicht. Sein junger Besucher kam ihm hektisch vor. Seine Gliedmaßen zuckten, die Augen glitzerten, der Blutdruck schien erhöht, und die Haut seiner Wangen wies eine unnormale Rötung auf.
    »Haben schon lange nicht mehr in Ruhe geplaudert, Beach.«
    »Nein, Sir.«
    »Als Kind bin ich hier in Ihrem Anrichtezimmer ein und aus gegangen.«
    »Ja, Sir.«
    Eine große Gefühlsaufwallung schien den jungen Mann mit einemmal zu bewegen. Er seufzte wie ein Greis, der sich an ferne, glückliche Tage erinnert.
    »Das waren noch Zeiten, Beach.«
    »Ja, Sir.«
    »Da gab’s keine Probleme. Keine Sorgen. Und wenn ich mal Kummer hatte, konnte ich damit immer zu Ihnen kommen.«
    »Ja, Sir.«
    »Wissen Sie noch, wie ich mich hier drin versteckte, als Onkel Gally mich verdreschen wollte, weil ich Reißzwecken auf seinen Stuhl gelegt hatte?«
    »Ja, Sir.«
    »Sie haben mich mit knapper Not gerettet. Es war immer Verlaß auf Sie. Sie waren ein Pfundskerl. Ich denke immer, wenn es mehr von Ihrer Sorte gäbe, sähe die Welt besser aus.«
    »Ich bemühe mich, Sie zufriedenzustellen, Sir.«
    »Und das gelingt Ihnen! Ich werde nie vergessen, wie gut Sie in diesen glücklichen Jahren zu mir waren, Beach.«
    »Das ist sehr liebenswürdig, Sir.«
    »In späteren Jahren habe ich mich dann revanchiert, so gut ich konnte, und Ihnen immer mal einen Tip gegeben. Erinnern Sie sich noch an Blackbird im November-Handicap in Manchester?«
    »Ja, Sir.«
    »Da haben Sie eine Menge Geld kassiert.«
    »Es war eine sehr günstige Investition, Sir.«
    »Stimmt. Und so ging’s dann weiter. Wenn ich all die Jahre zurückblicke, dann sehe ich uns beide Schulter an Schulter stehen, und einer ist dem andern eine Stütze. Jedenfalls waren Sie mir immer eine große Stütze.«
    »Und so soll es auch weiterhin bleiben, Sir.«
    »Das hoffe ich, Beach. Ich weiß, daß das in Ihrer Art liegt. Und aus diesem Grund«, sagte Ronnie und strahlte ihn liebevoll an, »bin ich auch sicher, daß Sie mir, wenn ich das Schwein meines Onkels entführt habe, helfen werden, es zu füttern, bis ich es zurückgebe.«
    Das Gesicht des Butlers war kein Präzisionsanzeiger von Empfindungen. Es dauerte eine Weile, bis ein Ausdruck ungläubigen Erstaunens seine ganze Fläche bedeckte. Als es zu etwa zwei Dritteln bedeckt war, fuhr Ronnie fort.
    »Also, Beach, ganz unter uns: Ich habe vor, mich mit der Kaiserin aus dem Staub zu machen und sie drüben in der

Weitere Kostenlose Bücher