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Sommerliches Schloßgewitter

Sommerliches Schloßgewitter

Titel: Sommerliches Schloßgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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rausgegangen«, sagte der Bürogehilfe. Wenn man in einer Detektei arbeitet, bekommt man Routine im Lösen von Problemen.
    »Also, dann tu das jetzt.«
    »Jawohl, Sir. Ich wollte Ihnen nur sagen, daß ein Herr gekommen ist, während Sie beim Mittagessen waren.«
    »So? Wer war es denn?«
    Der Bürogehilfe hatte einen Sinn für Stil und hoffte, eines Tages in die Gesellschaft von Mr. Murphy und Mr. Jones aufzurücken, den beiden Assistenten, die ihr Domizil im Parterre hatten. Deshalb wollte er schon antworten, daß er aus dem Äußeren des Besuchers nichts habe schließen können außer den offensichtlichen Tatsachen, daß er Freimaurer, Linkshänder, Vegetarier und Großwildjäger war. Dann bemerkte er jedoch, daß sein Prinzipal für sowas nicht in Stimmung war.
    »Ein Mr. Carmody, Sir. Hugo Carmody.«
    »Aha!« Pilbeam schien interessiert. »Will er nochmal herkommen?«
    »Er deutete die Möglichkeit an, Sir.«
    »Wenn er kommt, sagst du Mr. Murphy Bescheid; er soll auf mein Klingelzeichen warten.«
    Der Bürogehilfe zog sich zurück, und Pilbeam dachte wieder an Sue. Ihr Verhalten mißfiel ihm mittlerweile ganz entschieden. Ihr Verhalten kränkte ihn. Und was ihn ebenfalls bekümmerte, war die Weigerung des Portiers am Bühneneingang, Privatadressen von Darstellerinnen herauszurücken. Es schien wahrhaftig keine Möglichkeit zu geben, an das Mädchen heranzukommen.
    Von der Tür her ertönte achtmaliges, respektvolles Klopfen. Der Bürogehilfe, wenn auch mitunter vergeßlich, war gewissenhaft. Er hatte das Versäumte nachgeholt.
    »Was gibt’s?«
    »Mr. Carmody möchte Sie sprechen, Sir.«
    Pilbeam verwies Sue abermals in die Nebengelasse seiner Gehirnwindungen. Geschäft war Geschäft.
    »Ich lasse bitten.«
    »Hier, bitte, Sir«, sagte der Bürogehilfe mit nasaler Grazie, an der etwas Aristokratisches war, auch wenn sie von seinen Polypen herrührte, und Hugo schlenderte durch die Tür.
    Befinden wie Aussehen Hugos waren glänzend. Er war das personifizierte Wohlbehagen. Niemand hing so sehr an Blandings Castle und an seiner Millicent wie er, aber London fand er doch nach so langer Zeit sehr angenehm.
    »Und das, mein lieber Watson, ist unser Besucher, wenn ich nicht irre«, sagte Hugo gutgelaunt.
    Sein Wohlwollen gegen jedermann schloß sogar die unerquickliche Erscheinung des jungen Mannes ein, der sich jetzt an seinem Schreibtisch erhob. Percy Pilbeams Augen waren zu klein und standen zu eng zusammen, und er ondulierte seine Haare in einer Weise, wie es jedem rechtschaffenen Menschen widerstreben mußte, aber heute zählte selbst er nur als Mitmensch und Bruder, und deshalb gönnte Hugo ihm ein strahlendes Lächeln. Zwar fand er auch jetzt noch, daß Pilbeam zu einer roten Krawatte keine Pickel hätte tragen sollen. Entweder das eine oder das andere. Aber nicht beides. Dennoch lächelte er ihn an.
    »Herrlicher Tag heute«, sagte er.
    »Exakt«, sagte Pilbeam.
    »Wundervoll, dieser Duft von Asphalt und Abgasen.«
    »Exakt.«
    »Manche finden ja London ein bißchen stickig an einem Nachmittag wie heute. Aber nicht Hugo Carmody.«
    »Nein?«
    »Nein. Für Hugo Carmody ist das Medizin.« Er setzte sich. »Also, Sie Großfahnder«, sagte er, »zum Geschäftlichen. Ich war vor dem Essen schon mal hier, aber Sie waren aus.«
    »Ja.«
    »Aber hier bin ich wieder. Und ich nehme an, Sie möchten wissen, weshalb?«
    »Wenn Sie darüber sprechen möchten«, sagte Pilbeam geduldig.
    Hugo räkelte sich behaglich.
    »Ja, ich weiß, Ihr Detektive wollt immer, daß man ganz von vorne beginnt und keine Einzelheit ausläßt, weil man ja nie weiß, wie wichtig auch das scheinbar Triviale werden kann. Wenn wir Geburt und Schulbildung überspringen, dann bin ich jetzt der Privatsekretär von Lord Emsworth auf Blandings Castle in Shropshire. Und zwar, wie ich behaupten darf«, fügte Hugo hinzu, »ein ausgezeichneter Sekretär. Andere mögen das anders sehen, aber das ist meine Meinung.«
    »Blandings Castle?«
    Dem Chef der Detektei Argus war plötzlich etwas eingefallen. Er kramte in seinem Schreibtisch und zog das geheimnisvolle Telegramm hervor. Ja, er hatte sich richtig erinnert. Es war in einem Ort namens Market Blandings aufgegeben worden.
    »Wissen Sie darüber etwas?« fragte er und schob es über den Tisch.
    Hugo warf einen Blick auf das Papier.
    »Das muß der alte Knabe abgeschickt haben, als ich schon weg war«, sagte er. »Am Fehlen der Unterschrift ist zweifellos die schwere nervliche Belastung schuld. Lord

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