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Sommerliches Schloßgewitter

Sommerliches Schloßgewitter

Titel: Sommerliches Schloßgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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Emsworth ist sehr beunruhigt. Ganz durcheinander. Ein Nervenbündel, könnte man sagen.«
    »Wegen dieses Diebstahls?«
    »Ganz recht. Das ist ihm an die Nieren gegangen.«
    Pilbeam nahm Papier und Stift. Er hatte jetzt den ernsten, starren Blick eines Sherlock Holmes.
    »Bitte schildern Sie die Einzelheiten.«
    Hugo dachte einen Augenblick lang nach.
    »Es war eine dunkle, stürmische Nacht … Nein, das stimmt nicht. Silberhell stand der Mond am Firmament …«
    »Der Diebstahl dieses Schreins – wie ist das passiert?«
    Hugo sah ihn erstaunt an.
    »Schrein?«
    »Im Telegramm steht etwas von einem Schrein.«
    »Daß diese Postbeamten nie etwas richtig schreiben können! Es muß ›Schwein‹ heißen. Lord Emsworths Schwein ist gestohlen worden!«
    »Schwein!« rief Percy Pilbeam entsetzt.
    Hugo warf ihm einen besorgten Blick zu.
    »Sie wissen doch hoffentlich, was ein Schwein ist? Wenn nicht, dann müssen wir ja bei Adam und Eva anfangen.«
    Die rosigen Träume des Eigners der Detektei Argus bezüglich verschwundener Juwelen zerplatzten wie Seifenblasen. Er war zutiefst gekränkt. Dieser Auskunftei galt sein ganzes Sinnen und Trachten, seine ganze Liebe; er hatte sie ins Leben gerufen und durch alle anfänglichen Gefährdungen und Schwierigkeiten hindurch zur Blüte geführt. Der bloße Gedanke, ihren hochkomplizierten Apparat in den Dienst einer Schweinehatz stellen zu sollen, rührte, wie Millicent vorhergesehen hatte, an seinen Lebensnerv.
    »Glaubt Lord Emsworth im Ernst, daß ich meine Zeit mit der Suche nach einem gestohlenen Schwein verplempere?« fragte er mit schriller Stimme. »So ein Blödsinn ist mir noch nie vorgekommen!«
    »Haargenau dasselbe haben die andern Schnüffler auch gesagt. Als ich Sie nicht antraf«, erklärte Hugo, »habe ich nämlich ein paar andere Agenturen aufgesucht. Es waren wohl insgesamt sechs, und bei allen deckte sich die Meinung mit der Ihren.«
    »Das überrascht mich nicht.«
    »Trotzdem glaube ich, daß Sie das alle falsch sehen. Es handelt sich hier um ein preisgekröntes Schwein, müssen Sie wissen. Nicht einfach rosa und mit Ringelschwanz und im Matsch wühlend. Sie müssen es sich als eine entführte Lieblingstochter vorstellen. Das ist ein großer Fall – wirklich! Wenn Sie das Tier rechtzeitig zur Landwirtschaftsschau wiederbeschaffen, können Sie von Lord Emsworth bekommen, was Sie wollen – alle Schätze dieser Welt.«
    Percy Pilbeam erhob sich. Er hatte genug gehört.
    »Ich werde Lord Emsworth nicht darum bemühen. Die Detektei Argus …«
    »… fahndet nicht nach Schweinen? Das hatte ich befürchtet. Nun gut, wie Sie meinen. – Nachdem wir uns«, fuhr Hugo liebenswürdig fort, »menschlich nähergekommen sind, dürfte ich vielleicht Ihr Telefon benutzen?«
    Ohne die Erlaubnis abzuwarten, auf die er in der Tat lange hätte warten können, zog er das Fernsprechgerät zu sich heran und wählte eine Nummer. Dann nahm er die Plauderei wieder auf.
    »Sie werden sich hier sicher ganz gut auskennen«, sagte er. »Wo kann man denn heutzutage das Tanzbein schwingen? Ich war schon lange nicht mehr im Herzen des britischen Empires und bin in diesen Dingen mittlerweile ein völliger Ignorant. Was ist denn das Beste, was London einem tatendurstigen jungen Mann zu bieten hat, dem gewissermaßen schon Weinlaub das lockichte Haar umkränzt?«
    Pilbeam war Geschäftsmann. Er gedachte nicht, Konversation zu machen mit einem Besucher, der ihn enttäuscht und im Innersten verletzt hatte. Aber zufällig hatte er kürzlich Anteile an einem Restaurant erworben, das sehr im Kommen war.
    »Da kommt nur Mario in Frage«, antwortete er prompt.
    Hugo seufzte. Einst hatte er davon geträumt, daß man auf eine solche Frage antworten würde »Das Hot Spot«. Und wo war das Hot Spot heute? Dahingewelkt wie eine Blume im ersten Frost. Ja, mit des Geschickes Mächten ist kein ew’ger Bund zu flechten, und das Unglück schreitet schnell. Das Leben war schon ganz schön kompliziert.
    Eine Stimme am anderen Ende der Leitung unterbrach ihn in seinen Träumereien. Er identifizierte sie als die des Portiers in dem Apartmenthaus, wo Sue ihr winziges Zuhause hatte.
    »Hallo? Bashford? Hier ist Carmody. Könnten Sie mal einen langen Arm machen und Miss Brown ans Telefon holen? Wie? Miss Sue Brown natürlich. Andere Browns nützen mir gar nichts. In Ordnung, ich warte.«
    Ein kluger Detektiv läßt sich niemals Gefühle anmerken. Pilbeam verwandelte sein überraschtes Aufblicken schnell in ein ernstes,

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