Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sommerliches Schloßgewitter

Sommerliches Schloßgewitter

Titel: Sommerliches Schloßgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
Vom Netzwerk:
geistesabwesendes Nicken, so als grüble er über großen Problemen. Dann nahm er seinen Federhalter und malte drei Kreuzchen und einen Schnörkel auf seine Schreibunterlage. Er war jetzt froh, daß keine wohlerzogene Rücksichtnahme ihn veranlaßt hatte hinauszugehen, während sein Besucher telefonierte.
    »Also Mario?« sagte Hugo. »Welche Kapelle?«
    »Leopold und seine Combo.«
    »Sehr schön«, sagte Hugo erfreut. Er summte ein paar Takte vor sich hin und machte auf dem Teppich ein paar Schritte. »Ich bin schrecklich aus der Übung. Na, wir werden sehen. Und was das andere betrifft, wollen Sie wirklich nicht nach Blandings kommen?«
    »Nein.«
    »Hübsch dort. Kieswege, herrliche Aussicht, weitläufiges Freizeitgelände, eigene Wasserversorgung … Ich kann Ihnen nur empfehlen, das Vergrößerungsglas einzupacken und den Sommer dort zu verbringen. Aber wenn Sie meinen … Sue! Tagchen, hier ist Hugo. Ja, gerade angekommen für vierundzwanzig Stunden in einer äußerst delikaten und geheimen Sache, über die ich nicht sprechen kann. Ich telefoniere von der Detektei Argus mit freundlicher Erlaubnis des Firmenchefs. Könntest du heute mit mir ausgehen und mir helfen, meine verlorene Jugend wiederzufinden? So gegen halb neun? Wie bitte?«
    Am anderen Ende der Leitung war Schweigen eingetreten. In der Eingangshalle des Apartmenthauses trug Sues Gewissen einen harten Kampf gegen eine Übermacht aus. Als Gegner waren angetreten ihre Einsamkeit, ihre Tanzleidenschaft und ihr Wunsch, Hugo einmal wiederzusehen; denn obwohl man ihn nicht ernst nehmen konnte, munterte er sie doch immer auf und brachte sie zum Lachen. Und sie mußte dringend wieder einmal lachen.
    Hugo dachte schon, die Leitung sei unterbrochen.
    »Hallo! Hallo! Hallohallohallo!« bellte er mißmutig.
    »Hör auf so zu jodeln«, sagte Sue. »Ich werde ja ganz taub!«
    »Oh, tut mir leid, Mädchen. Ich dachte, das Ding täte es nicht mehr. Also, wie steht’s? Abgemacht?«
    »Ich würde dich schon gerne sehen«, sagte Sue zögernd.
    »Das sollst du auch. Höchstpersönlich. Sauberes Hemd, weiße Weste, blitzende Manschettenknöpfe und so weiter.«
    »Na ja …«
    Wäre in diesem Augenblick ein medial begabter Mensch durch die Halle des Apartmenthauses gekommen, dann hätte er ein leises Stöhnen hören können. Es kam von Sues Gewissen, das unter einem unverhofften Angriff von der Flanke her zusammengebrochen war. Ihr war gerade eingefallen, daß sie ja alle Neuigkeiten über Ronnie erfahren würde, wenn sie mit Hugo essen ging. Jetzt erschien ihr die Sache in einem ganz anderen Licht. Ronnie würde sicher nichts gegen das geplante Fest haben, wenn er wüßte, daß sie nur mitging, um über ihn zu sprechen? Nun ja, vielleicht würde sie ein bißchen tanzen, aber nur so nebenbei. Sie nahm die Einladung eigentlich nur an – das sah sie jetzt ganz klar –, um Neues über Ronnie zu erfahren.
    »Also gut«, sagte sie. »Und wo?«
    »Bei Mario. Das soll zur Zeit das beste sein.«
    »Mario?«
    »Ja. M wie Mauser, A wie Asthma, R wie Rheuma … ach, du weißt? Na dann, bis halb neun.«
    Hugo legte auf. Noch einmal verstrahlte er sein gewinnendes Lächeln auf den Argus-Prinzipal.
    »Besten Dank fürs Telefonieren«, sagte er. »Sehr liebenswürdig.«
    »Ich habe zu danken«, sagte Pilbeam.
    »Ich mach’ mich dann mal auf den Weg. Rufen Sie an, wenn Sie sich’s doch noch anders überlegen. Market Blandings 322. Wenn Sie die Sache nicht übernehmen, tut’s keiner. Vermutlich gibt es noch mehr Schnüffler in London außer der kleinen Schar, die ich heute morgen aufgesucht habe, aber zu den andern gehe ich nicht mehr. Ich habe mein bestes getan, und jetzt ist Schluß.« Er sah sich um. »Ist in diesem Gewerbe was zu verdienen?« fragte er, denn er war neugierig, und kein Feingefühl hinderte ihn daran, den Dingen auf den Grund zu gehen.
    »Es geht.«
    »Was tun Sie eigentlich so? Das wollte ich schon immer mal wissen. Fußspuren vermessen und nachdenklich an der Pfeife ziehen und sowas, wie?«
    »Wir werden häufig beauftragt, Personen zu beschatten und über ihre Schritte Bericht zu geben.«
    Hugo lachte vergnügt.
    »Na, mich beschatten Sie lieber nicht. Das könnte Ärger geben, wenn Sie über meine Schritte berichten. Au revoir.«
    »Auf Wiedersehen«, sagte Percy Pilbeam.
    Er drückte auf einen Klingelknopf am Schreibtisch und begleitete seinen Besucher zur Tür.
2
    Leopold und seine zu recht berühmte Combo spielten mit aufgeblähten Backen und rollenden

Weitere Kostenlose Bücher