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Sommerliches Schloßgewitter

Sommerliches Schloßgewitter

Titel: Sommerliches Schloßgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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einen unsympathischen kleinen Kerl. Er schien aus dem Nichts aufgetaucht.
    »Darf ich mich vorstellen, Miss Brown?« sagte dieser Unflat. »Mein Name ist Pilbeam.«
    Im selben Augenblick trat ein Mann im Flanellanzug ein und suchte mit flammenden Blicken das Restaurant ab. Es war Ronald Overbury Fish.
3
    Ronnies Berechnung, wie lange er in einem Zweisitzer von Blandings Castle nach London brauchen würde, war durch zwei Zwischenfälle über den Haufen geworfen worden. Mitten auf der Zufahrt zum Schloß hatte sich ein mysteriöser Motorschaden eingestellt, so daß er den Wagen zurückbringen und von Lord Emsworths Chauffeur reparieren lassen mußte. Erst nach einer Stunde hatte er sich wieder auf den Weg machen können, und eine Reifenpanne bei Oxford hatte ihn dann nochmal aufgehalten. Er kam bei Sues Wohnung in dem Augenblick an, als Sue und Hugo bei Mario eintraten.
    Sein Klingeln an Sues Tür blieb ohne Antwort. Ronnie bedauerte, daß er in der Eile vergessen hatte, ihr ein Telegramm zu schicken. Gerade wollte er sich verdrücken und im Drohnen-Club ein Häppchen zu Abend essen – eine Aussicht, die ihn gar nicht heiter stimmte, denn zur Abendessenszeit war der Club immer voll von kernigen Typen, die viel zu laut redeten für seine strapazierten Nerven und es sogar fertigbrachten, mit Brotkügelchen nach einem zu werfen –, als er beim Hinuntergehen Bashford, den Portier, traf.
    Bashford, der Ronnie gut kannte, sagte: »Tag, Mr. Fish«, und Ronnie sagte: »Tag, Bashford«, und Bashford meinte darauf, das Wetter scheine sich ja zu halten, und Ronnie erwiderte: »Ja, sieht so aus«, und hier sprach nun Bashford die denkwürdigen und, wie sich später erweisen sollte, folgenschweren Worte: »Wenn Sie Miss Brown suchen, Mr. Fish, die ist, glaube ich, bei Mario.«
    Und er träufelte weitere Einzelheiten in Ronnies rotglühende Ohren. Mr. Carmody habe angerufen, so gegen halb fünf, und er, Bashford, habe zufällig und ohne zu lauschen gehört, wie sie irgendwas von Mario sagte.
    »Mario?« sagte Ronnie. »Danke, Bashford. Also Mario! Aha!«
    Eton und Cambridge lassen ihren Zöglingen eine gute Ausbildung zuteil werden, und deshalb fand der Portier an der Weise, wie Ronnie sprach, nichts Auffälliges. Ihm entging völlig, daß er soeben mit Othellos jüngerem Bruder gesprochen hatte, so daß er nun seelenruhig in seine Loge zurückkehrte und sich mit gutem Appetit seinem Kotelett mit Bratkartoffeln zuwandte. Während Ronnie, am ganzen Leib bebend, das Auto anließ und losbrauste.
    Die Eifersucht, sagt Shakespeare – und er hat damit nicht unrecht –, ist das grünäugige Scheusal, das selbst die Speise schafft, die es ernährt. Als Ronald Overbury Fish endlich die Pendeltür aufstieß, die das Treiben bei Mario vor den neugierigen Blicken der Passanten verbarg, war er – wie Othello, dem er in so vielem glich – aufs Äußerste gereizt. Ihm war über und über heiß, dann kalt, dann wieder heiß, und der Kellner, der ihn am Eingang zum Speisesaal anhielt, um ihm mitzuteilen, daß Abendgarderobe auf der Tanzfläche unerläßlich sei und daß Straßenanzüge sich bitte auf die Empore begeben möchten, ging damit ein Risiko ein, bei dem seine Versicherung nur den Mund gespitzt und den Kopf geschüttelt hätte.
    Zu seinem Glück hörte Ronnie ihn nicht. Er musterte die Menge, um Sue zu entdecken.
    »Noch viel Platz auf der Empore, Sir«, sagte der Kellner eindringlich und spielte weiter mit dem Feuer.
    Diesmal wurde Ronnie dunkel bewußt, daß jemand zu ihm sprach, und gerade wollte er sich umdrehen, um einen Blick auf den Mann zu werfen, als er in einer Schneise zwischen schwarzen Anzügen und bunt gemusterten Kleidern entdeckte, was er suchte. Im nächsten Augenblick bahnte er sich auch schon einen Weg durch die Anwesenden, wobei er auf die Zehen ehrbarer Männer trat und schöne Frauen zu der bitteren Bemerkung veranlaßte, daß so etwas Unerhörtes eigentlich von der Geschäftsleitung verboten werden müßte.
    Als er noch fünf Meter von Sues Tisch entfernt war, hätte Ronnie gesagt, das Maß sei voll und könne voller nicht mehr werden. Aber als er zwei weitere Meter zurückgelegt und einen dicken Mann beiseite geräumt hatte, erkannte er seinen Irrtum. Nicht Hugo saß da bei Sue, sondern ein reptiliengesichtiger Knilch mit eng beieinanderstehenden Augen und Furchen in der Frisur. Und als er ihn sah, schien bei Ronnie etwas auszuhaken.
    Ein Kellner blieb mit einem Tablett voll Gläser stehen und wies ihn

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