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Sommerliches Schloßgewitter

Sommerliches Schloßgewitter

Titel: Sommerliches Schloßgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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weit kommen. Als er deshalb anderntags im Polizeigericht Bosher Street seinem gestrengen Richter gegenübertrat und der Sachbeschädigung – nämlich in Marios Restaurant – in Tateinheit mit Widerstand gegen die Staatsgewalt – nämlich gegen Wachtmeister Murgatroyd in Ausübung seines Amtes – beschuldigt wurde, hielt Ronald Fish kein leidenschaftliches Plädoyer. Hoch nicht warf er die Hände gen Himmel, die ewigen Götter anrufend zu Zeugen der Unschuld eines verfolgten Mannes. Seine in Studententagen bitter erworbene Erfahrung sagte ihm, daß einer, den die Justiz beim Schlafittchen hatte, am besten einen falschen Namen angab, den Mund hielt und das Beste hoffte.
    Dementsprechend saß gegen Mittag am Tag nach dieser peinlichen Szene ein gewisser Edwin Jones – wohnhaft in Numero 7, Nasturtium Villas, Cricklewood, und um fünf Pfund leichter – in einem Taxi und fuhr in Begleitung seines Freundes Hugo Carmody in dessen Hotel, um dort die Scherben seines Glücks zu sortieren und ein neues Leben zu beginnen.
    Während der ganzen Fahrt war Jones eher schweigsam. Er starrte düster vor sich hin und kaute an seiner Unterlippe. Hugo Carmody dagegen war bester Laune. Obgleich die Sache anfangs flau ausgesehen hatte, war jetzt, so schien es Hugo, alles in Butter.
    »Alles nochmal glatt gegangen«, sagte er zufrieden. »Während der Beweisaufnahme habe ich den Kadi genau beobachtet, und für einen Augenblick dachte ich schon, das gibt zwei Wochen ohne Bewährung. Und jetzt bist du hier, ein freier Mann, und dein Name kann nicht einmal in die Zeitung kommen. Wenn das kein moralischer Sieg ist!«
    Ronnie ließ von seiner Unterlippe ab, um ein freudloses Lachen auszustoßen.
    »Von mir aus kann mein Name in sämtlichen Zeitungen stehen.«
    »Aber, aber, alter Freund! Der ehrenwerte Name Fish?«
    »Mir ist jetzt alles egal.«
    Hugo war besorgt. Dieser morbide Zug schien ihm eines Jones aus Nasturtium Villas unwürdig.
    »Machst du nicht ein bißchen viel Wind um diese Sache?«
    »›Viel Wind‹ nennst du das?«
    »Na ja, was ist denn schließlich schon passiert? Du findest die arme kleine Sue …«
    »Nenn sie gefälligst nicht ›die arme kleine Sue‹!«
    »Also du findest eine gewisse Person«, korrigierte sich Hugo, »in einem Tanzlokal. Na und? Was ist schon dabei? Ich meine, warum soll sie nicht mal tanzen gehen?«
    »Mit einem Mann, den sie angeblich nicht kannte!«
    »Vielleicht kannte sie ihn zu der Zeit, als du sie gefragt hast, wirklich nicht. In einer Großstadt ändert sich sowas schnell. Ich wünschte, ich hätte ein Pfund für jedes Mädchen, mit dem ich mal tanzen war und das ich ein paar Tage davor noch nie gesehen hatte.«
    »Sie hatte mir versprochen, mit keiner Menschenseele auszugehen.«
    »Aber doch sicher nur augenzwinkernd? Ich meine, du kannst doch von keinem modernen Mädchen erwarten, daß sie sowas ernst meint. Nun sei doch mal vernünftig, zum Kuckuck!«
    »Und ausgerechnet mit diesem miesen Mops!«
    Hugo räusperte sich. Er war etwas verlegen. Diesen Aspekt der Angelegenheit hätte er lieber übergangen, aber Ronnies letzte Worte ließen ihm als Gentleman keine andere Wahl.
    »Weißt du, Ronnie, alter Knabe«, sagte er, »du irrst dich, wenn du glaubst, daß sie mit besagtem Pilbeam bei Mario war. Ich war mit ihr da. In aller Unschuld, verstehst du. Ich meine, mehr als ein Bruder.«
    Ronnie wollte sich nicht trösten lassen.
    »Das glaube ich nicht.«
    »Doch, wirklich!«
    »Du hältst es wohl für sehr edel, alles zu bemänteln. Nein, sie war mit Pilbeam bei Mario.«
    »Ich bin mit ihr hingegangen.«
    »Vielleicht bist du mit ihr hingegangen, aber gegessen hat sie mit Pilbeam.«
    »Unsinn.«
    »Ich hab’s doch mit eigenen Augen gesehen. Du brauchst mir nichts zu erzählen, Hugo, ich bin fertig mit ihr. Sie hat mich schwer enttäuscht. Kaum bin ich ein paar Tage weg«, sagte er mit zitternder Stimme, »schon betrügt sie mich. Geschieht mir recht. Wie konnte ich nur glauben, daß ich ihr irgendwas bedeute.«
    Er versank wieder in Schweigen. Und Hugo, der ein paar mögliche Antworten prüfte, ließ sie lieber ungesagt. Das Taxi hielt vor dem Hotel. Ronnie stieg aus und gab etwas Unverständliches von sich.
    »Ich erledige das schon«, sagte Hugo zuvorkommend. Es war schließlich ein bißchen viel verlangt, einen Mann, der gerade der Justiz fünf Pfund in den Rachen geworfen hatte, auch noch das Taxi bezahlen zu lassen. Er griff in die Tasche und wandte sich zum Fahrer. Es dauerte ein

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