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Sommerliches Schloßgewitter

Sommerliches Schloßgewitter

Titel: Sommerliches Schloßgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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seufzte Sue, »weil du mir für eine halbe Sekunde auf dem Fuß gestanden hast.«
    »Hugo Carmody steht nicht gerne auf Damenfüßen, und wenn’s nur für eine halbe Sekunde ist. Er hat auch seinen Stolz. Schon mal von Pater Mariana gehört?«
    »Nein.«
    »Mariana, Georg. Geboren zwölfhundertsowieso. Ausbildung durch Hauslehrer und an der Universität Leipzig. Hobbys: Angeln, Bebildern von Liederschriften und gregorianische Musik. Du hast doch bestimmt von Pater Mariana gehört?«
    »Nein, und ich will auch nichts von ihm hören. Ich will was von Millicent hören.«
    »Pater Mariana war der Ansicht, daß das Tanzen eine Todsünde sei. Ganz besonders hatte er es übrigens auf die Sarabande abgesehen. Er sagte, die Sarabande stifte mehr Unheil als die Pest. Ich kann den Mann verstehen. Wahrscheinlich hat er sich mühsam durch die zwölf Lektionen hindurchgequält, nach denen man dann garantiert den Fandango beherrscht, und kaum hatte ihm sein Tanzlehrer gesagt, am nächsten Samstagabend könne er sich auf’s Parkett wagen, da kamen diese Dachverbandstänzer mit ihrer Sarabande, und unser Pater stand im Regen. Er drückte sich an der Wand herum wie die andern Fußkranken und tat so, als langweilte ihn die Tanzerei. Hast du gesagt, du wolltest ein paar Worte über Millicent hören?«
    »Habe ich.«
    »Das großartigste Mädchen der Welt.«
    »Wirklich?«
    »Tatsache. Allgemein anerkannt. Ganz Shropshire weiß das.«
    »Und sie liebt dich wirklich?«
    »Unter uns gesagt«, raunte Hugo, »es überrascht mich nicht, daß du so ungläubig fragst. Wenn du sie sehen könntest, wärst du noch erstaunter. Ich weiß, was ich sage. Wäge meine Worte. Und ich erkläre hiermit feierlich, daß dieses Mädchen zu gut ist für mich.«
    »Aber du bist doch ein reizender, netter Junge.«
    »Ich weiß, daß ich ein reizender, netter Junge bin. Trotzdem bleibe ich dabei, daß sie zu gut ist für mich. Sie ist wie ein Engel, der im stillen Abenddämmer traut durch Busch und Bäume schwebt.«
    »Hugo! Ich wußte gar nicht, daß du so poetisch sein kannst.«
    »Da muß einer doch poetisch werden, wenn er so ein Mädchen liebt.«
    »Und du liebst sie wirklich?«
    Aufgeregt kippte Hugo ein Glas Champagner und rollte mit den Augen, als gehörte er zu Leopolds zu recht berühmter Combo.
    »Wahnsinnig. Voll Hingabe. Und wenn ich daran denke, wie ich sie hintergehe, wird mir ganz anders.«
    »Du hast sie hintergangen?«
    »Noch nicht, aber in ungefähr fünf Minuten. Ich habe gerade ein Telefongespräch nach Blandings angemeldet, und wenn sie am Apparat ist, werde ich ihr sagen, ich telefonierte von meinem Hotelzimmer aus und sei dabei, ins Bett zu gehen. Weißt du«, sagte Hugo vertraulich, »Millicent ist zwar sonst in jeder Hinsicht vollkommen, aber sie könnte diesen kleinen Ausflug heute abend mißverstehen, wenn ihr davon etwas zu Ohren kommen sollte. A propos, du solltest ihre Ohren sehen! Wie Alabastermuscheln.«
    »Ich weiß, was du meinst. Ronnie ist genauso.«
    Hugo sah sie mit großen Augen an.
    »Ronnie?«
    »Ja.«
    »Du willst doch nicht behaupten, Ronnies Ohren seien wie Alabastermuscheln?«
    »Nein, ich meine, daß er fuchsteufelswild wäre, wenn er hörte, daß ich tanzen gegangen bin. Und dabei tanze ich doch für mein Leben gern«, seufzte Sue.
    »Er darf nie davon erfahren!«
    »Nein, und darum habe ich dich ja auch gebeten, ihm nichts zu sagen.«
    »Bestimmt nicht. Ich bin verschwiegen wie ein Grab. Zum Glück gibt es niemand, der Millicent etwas sagen könnte. Ah, unser junger Freund will mir sicher sagen, daß mein Gespräch da ist. Na, Verbindung hergestellt?« fragte er den Pagen, der sich durch die Menge hindurch zu ihrem Tisch vorgearbeitet hatte.
    »Ja, Sir.«
    Hugo stand auf.
    »Laß dir die Zeit nicht lang werden. Ich komme gleich wieder.«
    »Ich werde mich schon amüsieren.«
    Sie sah ihm nach und lehnte sich dann zurück, um den tanzenden Paaren zuzuschauen. Ihre Augen strahlten, und Hugos Neuigkeiten ließen ihre Wangen glühen. Percy Pilbeam, der sie von ferne beobachtet und seit seiner Ankunft in dem Restaurant auf eine Gelegenheit wie diese gewartet hatte, fand sie schöner denn je. Er zwängte sich zwischen den Tischen hindurch und setzte sich auf Hugos leeren Stuhl. Manche Männer, die sich einem Wesen des anderen Geschlechts nähern, fragen um Erlaubnis, bevor sie sich setzen, und andere fragen nicht. Pilbeam gehörte zu den andern.
    »Guten Abend«, sagte er.
    Sie wandte sich um und entdeckte neben sich

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