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Sommerliches Schloßgewitter

Sommerliches Schloßgewitter

Titel: Sommerliches Schloßgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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darauf hin, daß Abendgarderobe auf der Tanzfläche unerläßlich sei.
    »Herren im Straßenanzug«, fügte er hinzu, »möchten sich bitte auf die Empore begeben.«
    »Noch viel Platz auf der Empore, Sir«, sagte er.
    Ronnie war jetzt am Tisch. Pilbeam sagte gerade, daß er Sue schon lange habe kennenlernen wollen. Er hoffe, daß sie seine Blumen immer bekommen habe.
    Vielleicht war es das natürliche Verlangen, etwas anderes anzuschauen als dieses unausstehliche Individuum, das sich ihr aufgedrängt hatte, was Sue veranlaßte aufzusehen.
    Beim Aufsehen begegnete sie Ronnies Blick. Und als sie ihm begegnete, meldete sich ihr Gewissen, das sie für den Rest des Abends in Ruhestellung geglaubt hatte, um so heftiger zu Wort.
    »Ronnie!«
    Sie sprang auf. Auch Pilbeam erhob sich. Der Kellner mit den Gläsern schubste Ronnie höflich, aber entschieden mit dem Tablett am Ellenbogen und machte ihn darauf aufmerksam, daß Abendgarderobe auf der Tanzfläche unerläßlich sei. Herren im Straßenanzug könnten sich jedoch gerne auf die Empore begeben.
    Ronnie sagte nichts. Und Sue hätte besser auch geschwiegen. Denn in diesem kritischen Augenblick hatte ein unbewußter Instinkt von der Art, wie sie uns in Krisensituationen so gerne in die Quere kommen, ihrem verwirrten Köpfchen eingegeben, man müsse zwei Herren, die einander unbekannterweise in einem Restaurant gegenüberstehen, bekanntmachen.
    »Mr. Fish, Mr. Pilbeam«, murmelte Sue.
    Nur das Ertönen einer Glocke, die die erste Runde zu einem Titelkampf im Schwergewicht einläutet, hätte noch heftigere Reaktionen hervorrufen können. Galvanische Zuckungen schienen Ronnies flanellgekleideten Körper zu durchlaufen. Pilbeam! Er hatte mit Hugo gerechnet, und Hugo wäre schon schlimm genug gewesen. Aber Pilbeam! Der Mann, den sie angeblich nicht einmal kannte. Der Mann, dem sie nie begegnet war. Der Mann, dessen Blumenpräsente ihr lästig waren. Er hier! Höchstpersönlich! Tête à tête mit ihr in einem Restaurant! Also, da mußte er schon sagen! Da hörte sich doch alles …! Da sollte doch gleich der Blitz …!
    Seine Fäuste ballten sich. Eton war vergessen, Cambridge nie gewesen. Er knirschte so laut mit den Zähnen, daß ein Mann am Nachbartisch, der gerade Hühnerfrikassee aß, sich mit der Gabel ins Kinn stach. Mit einem hungrigen Blick wandte Ronnie sich Pilbeam zu. Und in diesem Augenblick ließ sich der Kellner – etwas lauter als zuvor, da er inzwischen annahm, daß Ronnie einen kleinen Defekt habe – mit der interessanten Neuigkeit vernehmen, daß die Direktion von Mario die Tanzfläche für Herrschaften in Abendgarderobe reserviere. Er konnte auch mit etwas Erfreulichem aufwarten. Herren im Straßenanzug könnten auf der Empore Platz nehmen.
    Der Kellner war Percy Pilbeams Rettung. So wie eine Mücke für Sekunden einen Jäger ablenken kann, der im Begriff ist, sich auf einen Tiger zu stürzen und ihn zu zermalmen, so lenkte dieser zudringliche Kellner Ronnie Fish ab. Ronnie war zu erregt, um nachzuforschen, was da vor sich ging, aber er wußte, daß dieser Mann ihn piesackte und belästigte, und daß er mit ihm zu reden versuchte, während wichtigere Dinge zu erledigen waren. Mit der ganzen Kraft eines geplagten Menschen, dem endlich der Geduldsfaden reißt, rammte er seinen Ellbogen in die Magengrube des Kellners. Das darauf folgende Krachen vermochte selbst Leopold mit seiner Combo nicht zu übertönen. Der Mann, der sich vorhin mit der Gabel gestochen hatte, sah seine Mahlzeit nunmehr dadurch gestört, daß es Glasscherben regnete. Und die Reaktion der anderen Gäste des Lokals kann man etwa in dem Wort »Sensation« zusammenfassen.
    Ronnie und die Direktion von Mario spalteten sich jetzt in zwei Lager, deren Ansichten einander diametral entgegengesetzt waren. Für Ronnie war nur eins wichtig: Pilbeam – dieser hinterhältige, verschlagene Heimtücker Pilbeam, dieser falsche Fuffziger, der alle Geschwindigkeitsrekorde im schurkischen Zerrütten von Ehen gebrochen hatte, noch bevor Ronnie überhaupt verehelicht war. Er konzentrierte seine Bemühungen ganz darauf, auf die andere Seite des Tisches zu gelangen, wohin der Gegenstand seiner Abneigung sich wohlweislich zurückgezogen hatte, um diesem dann eine Lektion zu erteilen.
    Für die Direktion dagegen waren diese Glasscherben das Entscheidende. Der Kellner hatte sich zwar inzwischen aufgerappelt, aber die Gläser lagen noch dort und waren zumeist nicht mehr geeignet, Marios Gästen darin

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