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Sommerliches Schloßgewitter

Sommerliches Schloßgewitter

Titel: Sommerliches Schloßgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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»Millicent.«
    »Wirklich? Wie schön. Hör mal, Hugo …«
    »Rief von Blandings aus an.«
    »Aha. Aber …«
    »Und sie hat unser Verlöbnis gelöst.«
    »Wie bitte!«
    »Sie hat allen Ernstes unser Verlöbnis gelöst«, wiederholte Hugo. Er signalisierte heftig einem Kellner. »Bringen Sie mir bitte einen Cognac«, sagte er. Sein Gesicht war blaß und ernst. »Einen doppelten Cognac.«
    »Cognac, Sir?«
    »Ja«, sagte Hugo. »Einen doppelten.«

Sue hat eine Idee
    Sue starrte ihn ungläubig an.
    »Die Verlobung gelöst?«
    »Die Verlobung gelöst.«
    In Momenten der Aufregung fällt einem die dümmste Frage immer zuerst ein.
    »Bist du sicher?«
    Hugo gab ein Geräusch von sich, das sich anhörte, als ob eine Papiertüte zerplatzte. Er selbst hätte es auf Befragen als hohles Lachen bezeichnet.
    »Sicher? Da gibt’s nicht viel dran zu zweifeln.«
    »Aber warum nur?«
    »Sie weiß alles.«
    »Was heißt ›alles‹?«
    »Einfach alles, du dummes Huhn«, sagte Hugo, den der Leidensdruck momentan die geschliffene Art der Carmodys vergessen ließ. »Sie hat herausbekommen, daß ich gestern abend mit dir essen war.«
    »Was!«
    »Jawohl!«
    »Aber wie?«
    Und wieder platzte die Papiertüte. Tiefe Erbitterung furchte Hugos Gesicht.
    »Wenn ich dieses schmierige, nichtswürdige, ondulierte Abfallprodukt Pilbeam nochmal erwische«, knirschte er, »dann kann er sein Testament machen! Wenn ihm dazu Zeit bleibt«, fügte er hinzu.
    Der Kellner brachte den Cognac, und Hugo sah Sue trübe an.
    »Willst du auch was in dieser Richtung?«
    »Nein, danke.«
    »Na schön. Für einen Mann in meiner Lage ist es allerdings schwer verständlich«, sagte Hugo nach einem tiefen Schluck, »wie man einen Cognac ausschlagen kann. Ich hätte spontan gesagt, daß es unmöglich ist.«
    Sue hatte ein gutes Herz. Die Tragik dieser Feststellung ließ sie fast vergessen, daß sie selber Kummer hatte.
    »Erzähl mir alles, Hugo.«
    Er stellte das leere Glas hin.
    »Ich kam gestern von Blandings«, sagte er, »um mit der Detektei Argus darüber zu verhandeln, daß sie uns einen Mann schicken, der die Entführung von Lord Emsworths Schwein aufklärt.«
    Sue hätte gerne mehr über dieses Schwein erfahren, aber sie wußte, daß jetzt nicht die richtige Zeit für Fragen war.
    »Ich ging also hin und traf diesen Auswuchs der Menschheit Pilbeam, dem der Laden gehört.«
    Wieder hätte Sue gerne etwas gesagt. Wieder beherrschte sie sich. Ihr war, als lauschte sie an einem Krankenlager den letzten Worten eines Sterbenden. In solchen Augenblicken unterbricht man nicht.
    »Inzwischen«, fuhr Hugo tonlos fort, »argwöhnte Millicent- und ihre Denkungsart überrascht mich; ich hatte sie immer für einen Unschuldsengel gehalten – argwöhnte also, daß ich in London etwas im Schilde führen könnte, rief die Argus-Leute an und sagte ihnen, sie sollten mich beschatten und sie auf dem laufenden halten. Und offenbar hat sie, kurz bevor sie mich anrief, mit dieser Bande gesprochen und ihren Bericht bekommen. Das alles hat sie mir in knappen, ätzenden Worten mitgeteilt, und dann sagte sie, wenn ich glaubte, daß wir noch verlobt wären, dann sei ich schief gewickelt. Es sei aus der Traum mit den Hochzeitsglocken. Und dabei«, sagte Hugo, indem er zum Glas griff und es nach eingehender Prüfung mit einem schmerzlichen Blick wieder hinstellte, »habe ich dieses Brechmittel Pilbeam noch aufgezogen von wegen Leute beschatten und über ihre Schritte Bericht geben. Jawohl, aufgezogen. Frohsinnig geneckt. Als ich ging, gab ein Scherzwort das andere, und dann schritt ich sorglos in die Welt hinaus. Wie konnte ich ahnen, daß mir so ein Schnüffler an den Fersen klebte. Auf jeden Fall, wenn Ronnie diesem Pilbeam an den Kragen will – und das will er ja wohl –, dann wird er sich schon gedulden müssen, bis ich mich bedient habe.«
    Sue, ganz Frau, suchte die Schuld bei der Frau.
    »Ich finde das gar nicht nett von Millicent«, sagte sie streng.
    »Sie ist ein Engel«, sagte Hugo. »Schon immer gewesen. Ganz unbestreitbar. Ich mache ihr keinen Vorwurf.«
    »Aber ich.«
    »Ich nicht.«
    »Aber ich.«
    »Na, von mir aus«, sagte Hugo charmant. Er machte dem Kellner ein Zeichen. »Dasselbe nochmal, bitte.«
    »Jetzt reicht’s aber!«
    Sie reckte entschlossen ihr Kinn, die Augen funkelten.
    »Was reicht?«
    »Während du am Telefon warst, ist mir eine Idee gekommen.«
    »Ich habe früher auch Ideen gehabt«, sagte Hugo. »Oft sogar. Jetzt gibt’s für mich nur noch eins,

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